Hilfe in allen Lebenslagen

Völklingen. Die Zukunft sieht düster aus: "In knapp acht Jahren werden in Deutschland 40 000 Arztstellen nicht besetzt werden können", diagnostiziert Jens Hartmann, Wirtschaftsjurist und Personalleiter der SHG-Kliniken Völklingen. Für ein hochspezialisiertes Haus wie die SHG-Kliniken brauche man hochqualifiziertes Personal

 Wer sich als Arzt für die SGH-Klinik entscheidet, findet dort hochmoderne Operationssäle vor. Der neue Gebäudetrakt (in Rot) und die Säle wurden erst Mitte 2011 eingeweiht. SZ-Archivfoto: Iris Maurer

Wer sich als Arzt für die SGH-Klinik entscheidet, findet dort hochmoderne Operationssäle vor. Der neue Gebäudetrakt (in Rot) und die Säle wurden erst Mitte 2011 eingeweiht. SZ-Archivfoto: Iris Maurer

Völklingen. Die Zukunft sieht düster aus: "In knapp acht Jahren werden in Deutschland 40 000 Arztstellen nicht besetzt werden können", diagnostiziert Jens Hartmann, Wirtschaftsjurist und Personalleiter der SHG-Kliniken Völklingen. Für ein hochspezialisiertes Haus wie die SHG-Kliniken brauche man hochqualifiziertes Personal. Um das zu finden auf dem Arbeitsmarkt, der offenbar immer enger wird, geht die Klinik eigenwillige Wege."Wir schnüren maßgeschneiderte Willkommenspakete", erläutert Hartmann und sieht dabei durchaus die Konkurrenz zu großen Städten wie Düsseldorf oder Hamburg. Zunächst bietet das Unternehmen ein "Hineinschnuppern" an, wenn potentielle zukünftige Mitarbeiter unsicher sind, ob sie ins Saarland kommen wollen. Die Klinik bietet für alle, die das Arbeiten hier ausprobieren wollen, kostenlose Übernachtung, Mittagessen im hauseigenen Bistro an. "Eine Dame, die heute Assistenzärztin in der Herzklinik ist, hat hier zwei oder sogar drei Monate geschnuppert und ist heute froh, dass sie vom Ausland hierher ins Saarland gewechselt ist."

Haben sich die Kandidaten entschieden zu kommen, erhalten sie jede erdenkliche Unterstützung. Hier kommt Martina Koch ins Spiel, Mitarbeiterin der SHG-Kliniken seit etlichen Jahren, nun in einer halben Stelle ausschließlich für den Service rund um "Familie und Beruf" zuständig. Koch sieht sich als Lotsin, die Hand in Hand mit Hartmann für die zukünftigen Arbeitnehmer der Klinik und deren Familien arbeitet. Sie ist behilflich bei der Wohnungssuche, bei der Schulwahl für die Kinder, bei Behördengängen. Sie unterstützt die Familien bei kniffligen bürokratischen Angelegenheiten. Und das nicht nur innerdeutsch: Gerade hat Hartmann den Fall eines Arztes auf dem Schreibtisch, der vor sechs Monaten aus Syrien an die SHG-Kliniken kam. Seine Frau, Pharmazeutin, kann nicht so schnell ausreisen wie geplant. Hartmann setzt sich bei der Deutschen Botschaft dafür ein, dass ihr Ausreiseantrag beschleunigt wird.

Hilfe auch für den Alltag

Auch im Alltag, einmal angekommen, bietet die SHG-Klinik Hilfe an. Maßgeschneiderte Betreuung des Mitarbeiter-Nachwuchses gibt es schon länger. Neu sei, so Koch, dass Tagesmütter auch ein krankes Kind in dessen Familie zu Hause betreuen können. Neu sei auch, "dass wir eine Kooperation mit der Awo Saarland vereinbart haben, so dass wir kurzfristig einen Platz bekommen für Angehörige, die in Pflege müssen". Es gibt den Wäscheservice, der sich um Kleidung der Mitarbeiter kümmert. Es gibt eine Vereinbarung mit einer Firma, die, so Koch, "das Auto auf dem Krankenhaus-Parkplatz abholt und mit einem nagelneuen abgenommenen TÜV wiederbringt". 15 Firmen gebe es in einem Pool, die SHG-Mitarbeitern vergünstigt Service und Produkte anbieten.

Hartmann: "Wir wollen immer eine grundsätzliche Lösung finden." So schickte die Personalabteilung eine Mitarbeiterin, deren Mann schwer krank geworden war, erst einmal nach Hause, um sich um ihn zu kümmern - "ohne dass sie sich Sorgen um den Arbeitsplatz machen muss", so Hartmann.

15 Prozent der Ärzte an der Völklinger SHG-Klinik haben einen nichtdeutschen Hintergrund. Wenn es an der sprachlichen Kompetenz hapert, können sie einen Deutschkurs belegen. Deutsch für Ärzte richtet sich nach einem vorgeschriebenen Level, die Bürokratie nennt das Niveau B2. "Dort lernen Ärzte Deutsch für den Umgang mit Patienten und den Alltag": Es geht nicht um Fachtermini, "Latein ist immer noch die Sprache der Ärzte".

Wie es scheint, sind die Maßnahmen der Klinik erfolgreich, die Zahlen sprechen für sich: "Bis auf zwei Ausnahmen sind alle 130 Arztstellen besetzt", verrät Hartmann und lächelt.

Hintergrund

 Martina Koch und Jens Hartmann kümmern sich darum, dass es neuen Ärzten an der SHG-Klinik gut gefällt. Foto: Becker & Bredel

Martina Koch und Jens Hartmann kümmern sich darum, dass es neuen Ärzten an der SHG-Klinik gut gefällt. Foto: Becker & Bredel

Die Servicestelle "Familie und Beruf" der SHG-Kliniken Völklingen wurde im Jahr 2010 mit dem ersten Preis des Wettbewerbs "Unternehmen Familie" von der IHK des Saarlandes ausgezeichnet. Seitdem werden die Angebote ständig erweitert. red

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