Hilfe gegen Schläger im eigenen Haus

Saarbrücken. Die Beratungs- und Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt im Saarland steht seit nunmehr fünf Jahren Hilfesuchenden zur Seite. Mit jährlich bis zu 900 eingehenden Fällen unterstützt die Beratungsstelle im bundesweiten Vergleich sehr viele Betroffene

 Viele Opfer häuslicher Gewalt (hier ein Symbolfoto) wenden sich an die Beratungs- und Interventionsstelle. Foto: Becker&Bredel

Viele Opfer häuslicher Gewalt (hier ein Symbolfoto) wenden sich an die Beratungs- und Interventionsstelle. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Die Beratungs- und Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt im Saarland steht seit nunmehr fünf Jahren Hilfesuchenden zur Seite. Mit jährlich bis zu 900 eingehenden Fällen unterstützt die Beratungsstelle im bundesweiten Vergleich sehr viele Betroffene. Häusliche Gewalt, die sich zwischen Menschen in sozialen Beziehungen ereignet, reicht von Formen körperlicher oder sexueller Gewalt bis hin zu psychischem Missbrauch und Stalking. Seit April 2007 nimmt sich die Einrichtung, die in Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen und des Caritasverbandes für Saarbrücken und Umgebung steht, als Erstberatungsstelle den Opfern dieser Gewalt an.Christine Theisen, Leiterin der Interventionsstelle, sagt: "Wir arbeiten wie ein Durchgangsarzt. Bei uns kommen die oft traumatisierten Opfer an und wir vermitteln sie weiter an Frauenhäuser, Lebensberatungen oder Rechtsanwälte."

Die Zahl der Opfer, die sich vertrauensvoll an die vier Sozialarbeiterinnen der Beratungsstelle wenden, ist in den vergangenen fünf Jahren relativ "konstant geblieben", sagt Christine Theisen. Dies sei vor allem dem "proaktiven Beratungsansatz" zu verdanken, der die Arbeit der Einrichtung auszeichnet. Das bedeutet, dass die Beraterinnen direkt mit dem Opfer Kontakt aufnehmen, nachdem die Polizei im Einverständnis mit den Betroffenen deren Daten an die Interventionsstelle überliefert hat. In über 80 Prozent der Fälle war diese erfolgreiche Kooperation mit der saarländischen Polizei die Basis für eine erste Beratung.

Von den Fällen häuslicher Gewalt, die die Einrichtung jährlich betreut, sind die meisten Opfer im Alter zwischen 41 und 50 Jahren. Knapp die Hälfte der Betroffenen stammt aus dem Regionalverband Saarbrücken. Die Ursache dafür, dass sich aus den eher ländlichen Kreisen, wie Merzig oder St. Wendel, erheblich weniger Opfer melden, sieht Christine Theisen darin, dass es dort ein noch "mehr tabuisiertes Thema" sei.

Neben erwachsenen Betroffenen finden auch Kinder und Jugendliche Hilfe bei den Beraterinnen. "Es ist mir das größte Anliegen, dass meinen Kindern nicht geschadet wird", sagte eine Mutter, die häuslicher Gewalt zum Opfer fiel. Doch oftmals sind die Kinder davon gleichermaßen betroffen. In diesen Fällen setzen sich die Mitarbeiterinnen vor allem mit den Eltern auseinander, um ihnen mögliche Folgen und Gefahren des Missbrauchs für ihre Kinder zu verdeutlichen.

Die Türen der Interventionsstelle im Saarland stehen, im Unterschied zu anderen Einrichtungen für die Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland, Frauen und Männern gleichermaßen offen, wenn auch das Beratungsangebot fast ausschließlich von weiblichen Betroffenen wahrgenommen wird.

Informationen: Beratungs- und Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt im Saarland, Johannisstraße 2, 66111 Saarbrücken Tel.: (06 81) 3 79 96 10

"Häusliche Gewalt ist im ländlichen Raum noch ein Tabu-Thema"

Christine Theisen, Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt

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