Heißer Draht für Jugendliche in Not
Saarbrücken. Egal ob es um Liebe, Sexualität, Probleme in der Familie oder Gewalt geht - beim Kinder- und Jugendtelefon des Dachverbandes "Nummer gegen Kummer" finden junge Menschen Hilfe. Seit 20 Jahren gibt es das Beratungsangebot bereits in Saarbrücken
Saarbrücken. Egal ob es um Liebe, Sexualität, Probleme in der Familie oder Gewalt geht - beim Kinder- und Jugendtelefon des Dachverbandes "Nummer gegen Kummer" finden junge Menschen Hilfe. Seit 20 Jahren gibt es das Beratungsangebot bereits in Saarbrücken. Es ist eines von landesweit 96 Beratungstelefonen, an das sich Jungen und Mädchen wenden können, um anonym über Kummer zu sprechen."Das Wichtigste ist, den Anrufern auf Augenhöhe zu begegnen und sich in sie hineinzuversetzen", erklärt Projektleiter Jörg Merzenich. "Es geht vor allem darum, die Ratsuchenden dazu anzuregen, ihr Problem selbst zu lösen." Es handele sich zum Großteil um Probleme, die schnell gelöst werden könnten, viele Gespräche dauerten unter fünf Minuten. "Manche Fälle sind allerdings zu komplex", so Merzenich. In etwa zehn Prozent der Beratungsgespräche müsse weitervermittelt werden, etwa an persönliche Beratungsstellen.
35 Berater arbeiten derzeit ehrenamtlich an dem Beratungstelefon in Saarbrücken. "Es wird allerdings immer schwieriger, jemanden zu finden", erzählt Gertrud Ecker, Pressesprecherin des deutschen Kinderschutzbundes in Saarbrücken, dem das Kinder- und Jugendtelefon zugeordnet ist. Ein möglicher Grund: "Arbeit und Ausbildung sind sehr anspruchsvoll", so Jörg Merzernich. Die Ausbildung umfasst 80 bis 100 Stunden, die ein halbes Jahr bis ein Jahr dauern können.
Besetzt ist das kostenfreie Kinder- und Jugendtelefon montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr. Wer vom saarländischen Festnetz aus die bundesweit einheitliche Nummer wählt, landet automatisch beim Apparat in Saarbrücken, wenn dieser frei ist. Samstags gibt es einen kleinen Unterschied: Dann heißt es "Jugendliche beraten Jugendliche" (JbJ). Seit 2007 gibt es dieses Angebot in Saarbrücken, bundesweit sind es 16 Standorte, an denen jugendliche Berater andere Jugendliche beraten. Zehn junge Mitarbeiter zwischen 16 und 21 Jahren sind aktuell in Saarbrücken tätig. Einer von ihnen ist Sebastian Winterhagen, der vor zwei Jahren seine Ausbildung begann und neben seinem Freiwilligen Sozialen Jahr Telefonberater ist. "Die Resonanz ist ziemlich gut. Wenn ich da bin, klingelt das Telefon eigentlich dauernd."
Es gebe allerdings auch viele Scherzanrufe. "Aber die ernsten Anrufe sind es wert. Ich habe das Gefühl, dass wir wirklich helfen können", so der 19-Jährige. Überfordert hat er sich noch nie gefühlt: "Wir sind gut geschult". Die jungen Berater haben immer zu zweit Dienst, können sich so auch in schwierigen Situationen austauschen. Ein Vorteil laut Winterhagen: "Ich denke, dass ich da praxisnäher Tipps geben kann."
Allzu sehr habe sich die Arbeit in den vergangenen Jahren nicht geändert, erzählt Gertrud Ecker, die selbst viele Jahre Beraterin war. Die Anzahl der Anrufe sei etwa gleich geblieben. "Auch die Probleme sind dieselben." Das größte Thema ist Partnerschaft und Liebe: Etwa ein Drittel der Anrufer suchen laut Statistik hierzu Rat. Aber auch zum Thema Sexualität und zu psychischen Problemen gehen zahlreiche Anrufe ein. Geändert habe sich allerdings der Altersdurchschnitt der Ratsuchenden. "Die Anrufer werden immer jünger," so Ecker. Früher seien sie im Schnitt 15 bis 16 gewesen, laut aktueller Statistik sind rund 40 Prozent 13 oder 14 Jahre alt. Auch der Anteil an männlichen Anrufern habe zugenommen, auch wenn sie noch immer in der Unterzahl sind. 3072 Gespräche gingen 2011 ein, davon waren 61 Prozent weibliche Anrufer, 38 Prozent männliche.
Das Kinder- und Jugendtelefon ist über die bundesweit einheitliche kostenfreie Nummer Tel. 08 00 1 11 03 33 Montag bis Samstag von 14 bis 20 Uhr zu erreichen. Samstags übernehmen Jugendliche die Beratung.
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