Heiße Diskussion um hohe Wände

Besseringen · Im September sollen die Pläne für eine Lärmschutzwand entlang der Bahnstrecke in Besseringen offen gelegt werden. Das hat Sabine Weiler von der DB in einer emotionsgeladenen Infoveranstaltung mitgeteilt.

 Wie kann man den Zuglärm eindämmen? Diese Frage spaltet Besseringen. Foto: rolf Ruppenthal

Wie kann man den Zuglärm eindämmen? Diese Frage spaltet Besseringen. Foto: rolf Ruppenthal

Foto: rolf Ruppenthal

Werden bald zwei bis drei Meter hohe Lärmschutzwände entlang der Bahnstrecke in Besseringen hochgezogen? Ein Planfeststellungsverfahren soll diese Frage klären. "Nach bisherigem Stand wird das im September der Fall sein", kündigte Sabine Weiler von der Deutschen Bahn bei der Infoveranstaltung am Donnerstagabend im Besseringer Bürgerhaus an. "Dann können Sie Ihre Einwendungen vorbringen", sagte die Bauingenieurin - ein Angebot, das den Gegnern der hohen Wände entgegenkommt, wie Andrea Arnold, eine der Sprecher der "Bürgerinitiative für Lärmschutz mit Vernunft", auf SZ-Anfrage am Freitagmorgen sagte. 93 Besseringer wehren sich nach ihrer Darstellung mit ihrer Unterschrift gegen den Plan, eine hohe Wand zu bauen. "Am Montag wollen wir die Listen mit einem Brief dem Merziger Oberbürgermeister Alfons Lauer übergeben." Als Wunschziel nannte sie eine 75 Zentimeter hohe Lärmschutzwand. "Diese fördert der Bund, auch wenn sie noch nicht zugelassen ist." Die kurze Zeit, auf diese niedrige Wand zu warten, zahlt sich nach ihrer Ansicht aus. "Wenn die hohen Wände erst einmal gebaut sind, reißt diese keiner mehr ab und wir müssen damit leben." Zudem wolle die Bahn bis 2020 den Lärm durch Güterwagen halbieren, mit neuen Bremsen. Auch sei Schallschutz an den Gebäuden möglich - eine Ansicht, die die BI-Sprecher Norbert Fischer, Kurt Patz und Werner Jager teilen.

Dagegen steht für Bauingenieurin Weiler fest: Für Besseringen gibt es nur eines. Und das ist eine hohe Wand. Das habe die Nutzen-Kosten-Rechnung ergeben - eine Aussage, die die Mitglieder der Bürgerinitiative Pro Lärmschutzwand mit Freuden aufnimmt. "Sofort bauen", forderten Maria Breder, Petra Müller und Edith Schwarz. Ob 74 Zentimeter, zwei Meter, 2,50 Meter oder drei Meter hoch - die Meinungen über die geplante Lärmschutzwand prallten bei diesem dritten Infoabend hart aufeinander. Rund 100 Besseringer stritten förmlich um die Wette. Das Gros der Gäste signalisierte auch mit seiner Wahl der Sitzplätze, zu welchem Lager es gehörte.

Dass mit dem Bau der hohen Wand in 2015 zu rechnen ist, erfüllte Thomas Schuster, einen der BI-Sprecher Pro Lärmschutzwand, mit Genugtuung. Gestritten wurde auch darüber, ob die Befragung der Stadt Merzig das Stimmungsbild tatsächlich widerspiegelt: Per Post waren 241 Grundstückseigentümer angeschrieben worden, bei deren Anwesen Lärmwerte nach dem Bundesimissionsschutzgesetz überschritten werden, 144 Fragebögen kamen zurück: 63 Prozent sind für eine drei Meter hohe Lärmschutzwand, knapp 33 Prozent wollen keine Wand. "Eine Mehrheit ist für den Bau", warfen die Befürworter ein - eine Aussage, die so mancher Gegner bezweifelt. Die Rede war auch von Klagen gegen die Wand, ebenso von Gegenklagen.

Bürgermeister Fredi Horf verwies darauf, dass es sich an diesem Abend um eine Infoveranstaltung handele: "Ich bin weder für noch gegen eine Wand." Und Ortsvorsteher Nikolaus Lorenz mahnte, zur Sachlichkeit zurückzukehren.

 Hart zur Sache ging es im Besseringer Bürgerhaus. Foto: Sylvie Rauch

Hart zur Sache ging es im Besseringer Bürgerhaus. Foto: Sylvie Rauch

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Auf einen BlickDer geplante Lärmschutz hat die Besseringer gespalten. Zwei Bürgerinitiativen streiten sich: hohe oder niedrige Wände? So hält die BI Pro Lärmschutzwand den Vorschlag, einen niedrigeren Wall mit nur 75 Zentimetern Höhe zu errichten, für abwegig. Sie fordert einen sofortigen Bau der hohen Wand, um den Lärm aussperren. "Wenn wir jetzt nicht die Gelegenheit nutzen, werden wir nie wieder eine Lärmschutzwand hierher bekommen", sagen sie. Dagegen setzt die BI "Lärmschutz mit Vernunft" auf Geduld. "Wir wollen nicht über Jahrzehnte hinweg hinter hohen Mauern leben", lautet eines ihrer zentralen Argumente. mst

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