Hebammen im Saarland „Arbeitsbedingungen in Kreißsälen untragbar“

Saarbrücken · Hebammen im Saarland trommeln am 5. Mai für mehr Personal und eine Besserstellung ihres Berufes.

 (Symbolbild).

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Foto: dpa/Arno Burgi

„Der aktuelle Stellenschlüssel für angestellte Hebammen im Kreißsaal stammt noch aus den 70er Jahren. Er ist weder zeitgemäß, noch ausreichend“, kritisiert Anne Wiesen, Vorsitzende des Saarländischen Hebammenverbandes, die Arbeitsbedingungen in der Geburtshilfe. Der Stellenschlüssel berücksichtige zum Beispiel nicht, dass in Kreißsälen gerade am Wochenende und abends sehr viele Schwangere versorgt werden müssten, die keinen anderen Arzt mehr erreichen, jedoch noch nicht unter Geburt sind. Die ambulante Versorgung der Frauen und die Geburtshilfe müssten zum einen voneinander getrennt werden, fordert Wiesen. Zum anderen müsse der aktuelle Stellenschlüssel (Kreißsaal unter 1000 Geburten im Jahr: eine Hebamme im Dienst, Kreißsaal über 1000 Geburten: zwei bis drei Hebammen im Dienst) mindestens verdoppelt werden.

Der Stellenschlüssel für angestellte Hebammen im Kreißsaal ist auch ein Grund, weshalb sich die saarländischen Hebammen am bundesweiten Hebammentag am Sonntag, 5. Mai, beteiligen. Sein Motto: „Hebammen verteidigen Frauenrechte“. Im Forderungskatalog der Hebammen heißt es, dass „die Arbeitsbedingungen in den Kreißsälen untragbar geworden sind“. Als Lösung müssten „neue Stellen geschaffen und andere aufgestockt und komplett aus einem Sonderprogramm finanziert werden“. Weiterer Punkt: Die ambulante Notfallversorgung Schwangerer sollte künftig besser in geburtshilflich-gynäkologischen Notdiensten geschehen, um eine „weitere Überlastung von Hebammen und Ärzten“ zu vermeiden. Und: Kliniken sollten gesetzlich dazu verpflichtet werden, ihren aktuellen Hebammen-Betreuungsschlüssel zu veröffentlichen, „damit sich Schwangere für die Klinik mit dem besten Schlüssel entscheiden können“.

Zudem fordern die Hebammen von Kliniken verpflichtende regelmäßige Fortbildungen, Notfalltrainings sowie ein anonymes Meldesystem zur Fehleranalyse und die stärkere Einbindung von Hebammen in die Leitung und Organisation der Abteilungen. „Dieser Punkt“, so Wiesen, „wird gerade dann interessant, wenn die Hebammen sich nach der Akademisierung des Berufes im Jahr 2020 durch ein Hochschulstudium weitergebildet haben.“

Es wäre schön, so die Vorsitzende des Saarländischen Hebammenverbandes, wenn bald auch im Saarland Hebammenkreißsäle existierten. Diese gibt es bereits in 18 Städten bundesweit. Dort können Frauen in der Klinik mit einer Hebamme ihr Kind bekommen, ein Arzt wird nur bei Komplikationen hinzugezogen.

Wiesen: „Derzeit müssen werdende Mütter sich entscheiden, entweder für eine intime Hausgeburt oder aber für eine Geburt im ärztlich geleiteten Kreißsaal eines Krankenhauses. Der Hebammenkreißsaal ist ein neues Betreuungsmodell in den geburtshilflichen Abteilungen, in dem erfahrene Hebammen eigenverantwortlich gesunde Schwangere betreuen und er ist eine gute Alternative zu der gängigen Praxis.“

Damit, so das Fazit von Anne Wiesen, könnte der Kreißsaal auch wieder für viele Hebammen zu einem attraktiven Arbeitsplatz werden.

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