Harmonisches Gemeinschaftsleben in idyllischer Natur

Krettnich · Kalt war es, beim Fototermin der Saarbrücker Zeitung im Waderner Stadtteil Krettnich. Doch davon ließen sich die Leute nicht abhalten.

Immerhin kamen trotz Kälte 66 Kinder und Erwachsene, womit ein zweistelliger Prozentsatz erreicht wurde. "Die Dorfgemeinschaft ist unser Pfund, mit dem wir wuchern können", betonte Ortsvorsteher Christian Leidinger erfreut. Zunächst hat die Feuerwehr Lockweiler-Krettnich ihr Fahrzeug auf dem Platz vor der Kapelle in die richtige Stellung gebracht. Löschbezirksführer Franz Thommes klappte die Leiter am Heck des Fahrzeugs aus, der Fotograf kletterte rauf, schon hatte er einen ordentlich erhöhten Stand und Überblick. Das Foto war dann nur noch Formsache. Unfallfrei begab er sich wieder auf Krettnicher Boden.

Wie die Feuerwehr, die für beide Stadtteile zuständig ist, so ist auch das gesamte übrige Vereinsleben in Krettnich eng verbunden mit dem Stadtteil Lockweiler, da nahezu alle Vereine Mitglieder aus beiden Ortschaften haben und dadurch auch zumeist den Doppelnamen Lockweiler-Krettnich pflegen und so das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Dennoch hat Krettnich mit dem Interessenverein Dorfgemeinschaftshaus sowie der Interessengemeinschaft Dorfkapelle zwei ganz besondere, eigenständige Vereine.

"Wie es die Namen ausdrücken, sind diese für ihre jeweiligen Gebäude eigenverantwortlich", klärt der Ortsvorsteher auf. Sein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang seinem Vorgänger Helmut Schuster, der eine starke Triebfeder in der Förderung der lobenswerten und stets zusammen arbeitenden Krettnicher Dorfgemeinschaft war. Und die Dorfgemeinschaft hat einiges in den letzten Jahrzehnten auf die Beine gestellt, worauf man im Ort sicherlich mit Recht stolz sein darf. Alljährlich wird seit 1979 das Krettnicher Dorffest gefeiert, das 1997 in Kapellenfest um genannt wurde und heute noch eine große Resonanz in der Bevölkerung über die Ortsgrenzen hinaus hat.

Erste Baumaßnahme war der Bau der Bungertshütte auf der gleichnamigen Anhöhe außerhalb des Ortes, die seitdem der Dorfbevölkerung zum Feste feiern dient. In der Zickelbachstraße wurde 1992 der gleichnamige Brunnen errichtet. Schon ein Jahr später ging es mit dem Bau der Kapelle weiter, die dem Hl. Josef gewidmet und 1994 eingeweiht wurde. "Sie ist ein Blickfang im Herzen unseres Dorfes und macht uns stets bewusst, in welch idyllischer Naturlandschaft unser Heimatort Krettnich eingebettet ist", schreibt Ortsvorsteher Leidinger in der Festschrift zum zehnjährigen Bestehen der Kapelle, die nicht nur ein Ort der Besinnung geworden ist. Alljährlich werden am 1. Mai zu Ehren des Patrons Eucharistiefeiern unter großer Beteiligung der Hochwaldbevölkerung abgehalten. Anschließend steigt das traditionelle Kapellenfest, zu dem die Vorarbeiten für dieses Jahr bereits angelaufen sind. Rund 70 Helferinnen und Helfer werden im Einsatz sein. Ein Brunnen (1996) und Ruhebänke ergänzen mittlerweile den idyllisch gelegenen Platz. Von Arbeitspausen aber keine Spur. Erster Spatenstich zu einem Dorfgemeinschaftshaus mit Gastwirtschaft war 1988, denn es gab zu diesem Zeitpunkt weder Treffpunkt noch Wirtschaft für die Dorfbevölkerung. Rund 8000 freiwillige Stunden Eigenleistung haben die Mitbürger erbracht. Jeder hat sich seinem Können und Handwerk entsprechend eingebracht. Bier und Lyoner waren ein guter Lohn. Zwei Jahre später erfolgten die Einweihung und die Gründung des Interessenvereins. Das Dorfgemeinschaftshaus, inzwischen um ein Multifunktionsfeld mit Eislauffläche für den Winter ergänzt, ist fast täglich geöffnet und wird auch zum Feiern und andere Vereinsveranstaltungen vielfältig genutzt. Mit dem Hewerlingsfest im Herbst unter dem gleichnamigen Kreuz, das zum Gedenken von Gefallenen des Zweiten Weltkrieges 1959 errichtet wurde, gehen die feste in den Herbst. An Wochenenden ist das Kreuz beleuchtet und strahlt über den Ort. Und wenn kulturelle Mitwirkung bei den Festivitäten benötigt wird, steht die Vereinspalette aus dem unmittelbaren Nachbarort Gewehr bei Fuß. Neue angebrachte Ortseingangsschilder begrüßen die Besucher, dazu sind Verkehrs beruhigende Maßnahmen eingeleitet worden, schließlich ist die Ortsdurchfahrt Autobahnzubringer zur A1. "Unsere Hauptaufgabe wird es wohl sein, dass wir unsere Gebäude weiterhin ohne Unterstützung der Stadt erhalten können", wünscht sich der Ortsvorsteher. Darüber hinaus soll aber noch möglichst lange die Eigenständigkeit erhalten bleiben, ebenso die gute Zusammenarbeit mit den Vereinen aus Lockweiler sowie der Zusammenhalt unter den Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Hierzu zählt auch, Zugezogene zu integrieren.Der Waderner Stadtteil Krettnich ist eine der ältesten Keltensiedlungen im Hochwaldraum. Der Ortsname ist ein Hinweis, dass der Ort schon in vorgermanischer Zeit besiedelt sein musste. Die erste urkundliche Erwähnung fand man jedoch erst 1440. Krettnich gehörte während des Mittelalters zunächst zur Herrschaft der Burg Schwarzenberg und später zur Herrschaft Dagstuhl. Bedeutung erlangte der Ort in dieser Zeit als Gerichtsstandort.

Krettnich hatte auch eine Mangangrube, in der die Untertanen aus Krettnich das Edelmetall schürfen mussten. 1953 wurde das Bergwerk geschlossen, nachdem über 200 Jahre etliche Male die Besitzer gewechselt hatten. Eine Lore am Dorfgemeinschaftshaus erinnert heute noch an diese Bergwerkszeiten.

Krettnich war auch Bahnstation an der Strecke Wadern - Nonnweiler, die durch das Primstal 1897 gebaut wurde. Aus dem früheren Polizeierholungsheim, das 1957 gebaut wurde, ist mittlerweile das moderne Alten- und Pflegeheim Haus Mühlberg geworden. Mittelpunkt von Krettnich, am östlichen Rand der Stadt Wadern gelegen, ist die schöne Dorfkapelle St. Josef, die 1994 eingesegnet wurde. Krettnich gehört zur Pfarrei Lockweiler und die wiederum zusammen mit Wadern eine Seelsorgeeinheit bietet.

Die Kinder gehen in die Grundschule in Lockweiler, wo auch der Kindergarten die Kleinsten betreut. Lebensmittelgeschäfte gibt es nicht mehr. Über viele Jahre hat Krettnich zusammen mit Lockweiler die Pflege der Partnerschaft der Stadt Wadern mit der französischen Stadt Jeumont, die 1974 gegründet wurde, übernommen. Leider ist diese aber in jüngster Vergangenheit etwas eingeschlafen.

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