Halberg-Open-Air Das Halberg-Open-Air ist jetzt Geschichte

Saarbrücken · Der SR-Rundfunkrat stimmt den Plänen von Intendant Thomas Kleist zu. Die Stadt Saarbrücken könnte ein Ersatz-Ferien-Fest organisieren.

 Die „Orsons“ spielten 2015 auf dem Halberg-Open-Air. Nächste Woche wird es das Fest in seiner bisherigen Form zum letzten Mal geben.  Foto: Becker&Bredel

Die „Orsons“ spielten 2015 auf dem Halberg-Open-Air. Nächste Woche wird es das Fest in seiner bisherigen Form zum letzten Mal geben. Foto: Becker&Bredel

Foto: BeckerBredel/bub/fb

Nach fast 40 Jahren geht die Geschichte des Halberg-Open-Airs am 30. Juni zu Ende. Der Rundfunkrat des SR segnete gestern Abend den Sparplan von Intendant Professor Thomas Kleist ab, der die Streichung des Festivals wegen eines Drei-Millionen-Finanzlochs beim Sender neben neun weiteren Einsparpunkten empfohlen hatte. „Wir können uns das Halberg-Open-Air nicht mehr leisten, da ich nicht wüsste, wo ich das Geld hernehmen könnte, ohne den Halberg in existenzielle Schieflage zu bringen“, sagte Kleist den Mitgliedern des Kontrollgremiums, das aus Vertretern vieler gesellschaftlicher Gruppen und Politikern zusammengesetzt ist. Der SR hat demnach durch eine Fehlberechnung des ARD-Beitragsservices ein Finanzloch von drei Millionen Euro zu stopfen. Das Halberg-Open-Air kostet den Sender laut Kleist jährlich 350 000 Euro.

Doch die zehntausenden Kinder und Jugendlichen, die nach den bisherigen Erfolgszahlen der zurückliegenden Jahrzehnte mutmaßlich auch in Zukunft zum kostenlosen  Schüler-Fest am letzten Schultag vor den Sommerferien strömen würden, können noch hoffen. Denn Kleist sagte, dass die Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) bei ihm angerufen habe. Und dabei betont habe: „Wir sind weiter am Ball!“ Das zukünftige Konzept könnte demnach so aussehen: Der SR ist nicht mehr Veranstalter eines neuen „SR-Ferien-Open-Airs“, sondern die Stadt Saarbrücken. „Wir organisieren die Musiken“, sagte Kleist. Die Stadt Saarbrücken  übernehme dann die Infrastruktur. Vor allem die ausufernden Kosten für die Sicherheitsdienste hatte Kleist als Argument für das Aus am Halberg ins Feld geführt. Nach dem Saarbrücker Altstadtfest am Wochenende vor dem Beginn der Sommerferien könnte laut Kleist eine Bühne in der Saarbrücker City bis zum nächsten Freitag stehen bleiben, wo dann das neuen „SR-Ferien-Open-Air“ ablaufen soll. SR-Hörfunkdirektor Martin Grasmück und Moderator Thomas Rosch würden nächsten Mittwoch entsprechende Gespräche mit dem Saarbrücker Rathaus führen, sagte Kleist. „Saarbrücken wäre die erste Wahl.“

Auch die Städte St. Wendel und Merzig haben demnach den Finger gehoben, um das Schüler-Ferien-Fest weiterzuführen. St. Wendels Bürgermeister Peter Klär (CDU) habe ein überzeugendes Konzept vorgelegt, schließlich habe die Kreisstadt im Nordsaarland schon ein Joe-Cocker-Konzert mit 30 000 Zuschauern über die Bühne gebracht. Doch St. Wendel liege nicht so zentral wie Saarbrücken, so der Intendant, der selbst in St. Wendel lebt.

Rundfunkrats-Chef Wolfgang Krause (Verbraucherzentrale/SPD) dankte den Stadtoberhäuptern von St. Wendel und Saarbrücken, dass sie sich so engagierten. „Das Halberg-Open-Air ist schon eine emotionale Geschichte“, sagte Krause. Eltern und Großeltern der jetzigen Schüler seien selbst schon mit dabei gewesen. „Das Halberg-Open-Air hat auch einen pädagogischen Anspruch. Es war eine Erziehung für das Feiern ohne Alkohol und Drogen“, betonte der Vorstandschef der Verbraucherzentrale. In der Aussprache über Kleists Pläne sagte Neunkirchens Oberbürgermeister Jürgen Fried (SPD): „Wichtig ist es, zu Ferienbeginn eine Veranstaltung zu haben, die dem Halberg-Open-Air sehr nahe kommt“.

Die Vertreterin des Landesjugendrings, Catharina Becker, sagte: „Das SR-Angebot für Elf- bis 16-Jährige ist sehr schwach: Deshalb muss das größte kostenlose Schülerfestival im Saar-Lor-Lux-Raum erhalten bleiben!“ Becker betonte, dass das Halberg-Open-Air für die Schüler immer der Bezugspunkt zum Sender gewesen sei. Deshalb freue sie sich, dass es jetzt neue Bewegung in Sachen Schüler-Ferien-Festival gebe. Auf der Internet-Plattform change.org hätten 721 Menschen für den Erhalt gestimmt. Weitere Jugendvertreter saßen auf den Gästestühlen im Konferenzgebäude.

Kleist erwiderte, dass der Sender sehr wohl Angebote für alle Altersgruppen habe und verwies auf die Sendung „Domino“, die Kinder am Sonntagmorgen hörten, wenn ihre Eltern noch schliefen. Und auf Youtube sei ein SR-Video 1,3 Millionen Mal angeklickt worden. Nach zwei Stunden Debatte bat der Vorsitzende Krause die Anwesenden um ein Klopfzeichen auf den Tischen als Zeichen der Zustimmung zu Kleists Streichungsplänen, dann war das Halberg-Open-Air ausgeklopft.

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