Tierschutzstiftung widerspricht Tierschutzbeauftragtem Gutachter soll Streit um Paviane im Neunkircher Zoo klären

Saarbrücken/Neunkirchen · Saar-Umweltminister Jost (SPD) will einen externen Gutachter beauftragen, der die Pavianhaltung im Neunkircher Zoo unter die Lupe nehmen soll.

 Paviane, wohin das Auge schaut: Über die artgerechte Haltung der 100 Affen  im Neunkircher Zoo gibt es unterschiedliche Auffassungen.

Paviane, wohin das Auge schaut: Über die artgerechte Haltung der 100 Affen  im Neunkircher Zoo gibt es unterschiedliche Auffassungen.

Foto: Jörg Jacobi

Während sich die etwa 100 Mantelpaviane im Neunkircher Zoo gegenseitig ihr Fell in der warmen Frühlingssonne zausen, knurren sich ihretwegen saarländische Tierschützer an. So haben jetzt der Vorstandsvorsitzende der Tierschutzstiftung Saar, Andreas Schneiderlöchner, und das Saar-Umweltministerium die Kritik des Landestierschutzbeauftragten Hans-Friedrich Willimzik an der nicht artgerechten Haltung der Paviane im Neunkircher Zoo zurückgewiesen. Der Merziger Rechtsanwalt Schneiderlöchner, der als Chef des Fischereiverbands Saar Mitglied der Tierschutzstiftung ist, sagte der SZ, dass das Paviangehege unter ständiger Kontrolle des Landesamts für Verbraucherschutz, in dem die Amts-Tierärzte arbeiten, stehe. „Die Paviane sind in einem gesunden Zustand“, sagte Schneiderlöchner. Lediglich ein Pavian habe altersbedingt „Probleme mit dem Fell“, ein weiterer Pavian sei behindert. Sonst gebe es keine Auffälligkeiten, sagte Schneiderlöchner. Der oberste Tierschützer des Saarlands, der Tierarzt Willimzik, hatte dagegen eine „Überbevölkerung“ im Paviangehege in Neunkirchen festgestellt, die zu Problemen in der jetzt 100-köpfigen Affenschar führe.

Schneiderlöchner betonte, dass es verstärkte Anstrengungen seitens des städtischen Zoos bei der Geburtenkontrolle geben müsse. Diese sei notwendig, um langfristig die Zahl der Paviane im Gehege zu verringern. Zudem müssten im Innengehege mehrere Ebenen neu eingebaut werden, um den Affen mehr Platzangebot zu verschaffen. Die Mindeststandards für artgerechte Haltung, die von der Bundesregierung vorgegeben würden, werden nach Angaben des Chefs der Tierschutzstiftung Saar von der Neunkircher Zooleitung eingehalten. Der Neunkircher Zoodirektor Norbert Fritsch sitzt als Abgesandter des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) selbst im Stiftungsrat der Tierschutzstiftung Saar, wie Schneiderlöchner bestätigte.

Schneiderlöchner sagte, dass das Innengehege mit 50 Quadratmeter für die 100 Paviane relativ klein sei. Daher sollten jetzt die Ebenen dort eingebaut werden, um die beengten Verhältnisse zu verbessern. Insgesamt habe das Paviangehege ein Platzangebot von 650 Quadratmetern. Von Berlin vorgegeben seien zwei Quadratmeter Platzangebot pro Affen, was mit den jetzigen 6,5 Quadratmetern eingehalten werde.

Schneiderlöchner widersprach Willimzik, dass die Paviane in Neunkirchen aufgrund der Platzverhältnisse besonders aggressiv seien. „Die Aggressivität ist nach Beobachtung verschiedener Mitglieder der Tierschutzstiftung im normalen Rahmen“, erklärte Schneiderlöchner.

Der Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) will jetzt einen externen Gutachter beauftragen, der die Pavianhaltung im Neunkircher Zoo unter die Lupe nehmen soll. „Das soll schnell geschehen“ sagte Sabine Schorr, Sprecherin des Umweltministeriums, der SZ auf Anfrage. Der Gutachter sei zurzeit noch nicht benannt, es gebe keinen Vertrag, so Schorr. Nach Ansicht der Experten im Umweltministerium sei das Außengelände mit dem Pavianfelsen ausreichend für die 100 Affen. „Man kann jedoch über Verbesserungen sprechen. Auch den Pavianfelsen kann man bereichern“, erklärte Schorr. So könnte das Wasserbecken mit Wasser oder Sand befüllt werden. Das müsse jedoch die Stadt Neunkirchen entscheiden. Deren Oberbürgermeister Jürgen Fried (SPD) hatte betont, dass „die Stadt Neunkirchen zwar deutlicher Mehrheitsgesellschafter der Zoo GmbH ist, aber in operative Abläufe nicht eingebunden ist“.

 Der Chef der  Tierschutz­stiftung Saar,  Andreas Schneiderlöchner.

Der Chef der Tierschutz­stiftung Saar, Andreas Schneiderlöchner.

Foto: rup

Das Umweltministerium ist der Auffassung, dass das Innengehege für die Paviane nicht zu klein ist. Es seien aber „mehr Schlafplätze“ zu schaffen. Im Juni werden Experten des Umweltministeriums erneut das Paviangehege im Neunkircher Zoo begutachten, erklärte die Jost-Sprecherin. Die Zoo-Leitung sei kooperativ und sehe die Beauftragung eines externen Gutachters als positiv an, sagte Schorr. Bisher gebe es keine Beanstandungen an der artgerechten Haltung seitens der Veterinäre des Landesamtes.

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