Krankenhausplan Gutachter rät zu mehr Klinik-Betten

Saarbrücken · Der jahrzehntelange Bettenabbau in Saar-Kliniken wird offenbar gestoppt. Ein Gutachten kommt zu dem Schluss, dass mehr Betten benötigt werden.

 Die Bettenzahl in saarländischen Krankenhäusern soll um gut 300 steigen, empfehlen Gutachter. Wo möglicherweise aufgestockt wird, will das Gesundheitsministerium im Dezember mit den Klinikträgern diskutieren.

Die Bettenzahl in saarländischen Krankenhäusern soll um gut 300 steigen, empfehlen Gutachter. Wo möglicherweise aufgestockt wird, will das Gesundheitsministerium im Dezember mit den Klinikträgern diskutieren.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Eigentlich müsste der neue Krankenhausplan für das Saarland schon vorliegen, soll er doch bereits am 1. Januar 2018 in Kraft treten. Jetzt zeichnen sich erste Erkenntnisse ab: Wie Gesundheitsministerin Monika Bachmann und Gesundheits-Staatssekretär Stephan Kolling (beide CDU) gestern erklärten, wird der jahrzehntelange Bettenabbau in den Saar-Kliniken gestoppt. „Einen weiteren Abbau wird es nicht geben“, sagte Bachmann. Der Zenit sei erreicht.

Im November 2016 hatte sie die Beratungsgesellschaft Aktiva beauftragt, ein Gutachten als Basis für den neuen Krankenhausplan zu erstellen. Dieses liegt nun vor. Auf insgesamt 420 Seiten sprechen die Gutachter zahlreiche Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Krankenhauswesens aus. Unter anderem plädieren sie dafür, die Bettenzahl um gut 300 aufzustocken. Das entspricht einem Anstieg um rund fünf Prozent der derzeitigen Bettenzahl von zirka 6500.

Grund für den zusätzlichen Bettenbedarf ist der erwartete Anstieg der Zahl der Behandlungsfälle. Für den vollstationären Bereich gehen die Gutachten von einem Plus von 2,7 Prozent, für den teilstationären Bereich von 2,9 Prozent aus. Dabei entwickeln sich die verschiedenen Fachbereiche unterschiedlich: Den größten Anstieg erwarten die Gutachter bei der Geriatrie (13,8 Prozent), der Diabetologie (7,6 Prozent), der Onkologie (6 Prozent) und der Kardiologie (5,9 Prozent). Rückgänge sagen sie für die Gynäkologie/Geburtshilfe (5,5 Prozent) und die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (4,4 Prozent) voraus.

Auch erwarten die Berater eine weiter sinkende Verweildauer von derzeit 6,4 Tagen auf voraussichtlich 5,9 Tagen. Positiv sei die überdurchschnittliche Auslastung der saarländischen Kliniken von 85 Prozent – im Vergleich zu 77 Prozent im Bundesdurchschnitt.

Mit einem steigenden Bedarf von im Mittel 24 Prozent rechnen die Gutachter bei den Ausbildungsplätzen in den Gesundheitsfachberufen, darunter auch Ergotherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten. Dies entspricht 504 Ausbildungsplätzen. Bei den Gesundheits- und Krankenpflegern liegt der Bedarf sogar bei plus 30 Prozent.

Ein Problem stelle der teils hohe Investitionsstau an den saarländischen Krankenhäusern dar. Dieser wird nach Berechnungen des Gutachters von aktuell 433 Millionen Euro auf 468 Millionen Euro im Jahr 2025 anwachsen, sagten Bachmann und Kolling. „Die Investitionsmittel des Saarlandes für die saarländischen Krankenhäuser belaufen sich aktuell in 2017 auf 28,5 Millionen Euro. Vier Millionen Euro wird es ab 2018 jährlich mehr geben bei der Krankenhausfinanzierung“, sagte Bachmann. Zwei Kliniken wiesen einen besonders hohen Investitionsstau auf, sagte Bachmann, ohne die Standorte zu nennen.

Auswirkungen auf die saarländischen Krankenhäuser könne zudem das geplante Drei-Stufen-Konzept des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) haben, dem obersten Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen. Demnach soll die Notfallversorgung in die Stufen Basisnotfallversorgung, erweiterte und umfassende Notfallversorgung eingeteilt werden. Von den aktuell 20 Kliniken im Saarland, die derzeit zur Teilnahme an der Basisnotfallversorgung zugelassen sind, würden nur noch fünf Standorte den neuen Anforderungen genügen.

Großes Ziel des neuen Krankenhausplans, der erstmals sieben statt bislang fünf Jahre gelten soll, ist es, Doppelstrukturen und Überkapazitäten abzubauen und medizinische Schwerpunktzentren auszubauen. „Die neuen Betten werden wir nicht per Gießkannenprinzip verteilen. Wir werden den Trägern klar machen, dass sie ihre Standorte nur halten können, wenn sie bereit sind, Kooperationen einzugehen“, sagte Bachmann.

Das Gutachten steht online unter
www.krankenhausgutachten.saarland.de

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