Grundschullehrer wehren sich gegen wachsenden Stress im Job

Saarbrücken. "Das Fass ist nicht voll, es ist übergelaufen!", heißt es in einer Resolution, mit der der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband seinem Unmut über die wachsende Arbeitsbelastung an Grundschulen Luft macht. Diese Unzufriedenheit wird heute zu den Hauptthemen beim SLLV-Landesausschuss in Eppelborn gehören

Saarbrücken. "Das Fass ist nicht voll, es ist übergelaufen!", heißt es in einer Resolution, mit der der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband seinem Unmut über die wachsende Arbeitsbelastung an Grundschulen Luft macht. Diese Unzufriedenheit wird heute zu den Hauptthemen beim SLLV-Landesausschuss in Eppelborn gehören.Eine "nicht nachvollziehbare Prioritätensetzung bei den Ausgaben" werfen die Lehrer der Landesregierung vor. SLLV-Landeschef Herbert Möser bringt im SZ-Gespräch den Protest auf den Punkt: "Mit was alles sich die Grundschul-Lehrer beschäftigen müssen, ist nicht mehr nachvollziehbar." So habe sich an der ursprünglich nur befristeten Unterrichtsverpflichtung von 28,5 Stunden pro Woche seit Jahren nichts geändert. Dabei hätten sich die Aufgaben außerhalb des eigentlichen Unterrichts stets ausgeweitet. Möser erinnert an notwendige Gespräche mit den Eltern, den Kindergärten, dem Jugendamt, mit Schulpsychologen und Integrationslehrern. Die Schule leiste zu einem guten Teil Erziehungsarbeit, die eigentlich Sache des Elternhauses sei. Doch viele Eltern seien damit überfordert. Begleitende Erziehungsarbeit bedeute, dass man viele andere Institutionen mit ins Boot nehme. Diese Koordination müssten beispielsweise die Grundschullehrer übernehmen. Möser unterstrich vor diesem Hintergrund die in der Resolution aufgestellte Forderung nach "einer Entlastung, auch wenn das nur eine Unterrichtsstunde ist". Sie käme den "außerunterrichtlichen Verpflichtungen" zugute.

Als zweites Thema, das den Lehrern unter den Nägeln brennt, nannte Möser die so genannte Inklusion im saarländischen Bildungssystem, entsprechend der UN-Konvention. Für die Umsetzung dieses Unterrichts, bei dem Kinder mit verschiedenen Behinderungen und Begabungen gemeinsam unterrichtet werden, bedürfe es Erfolg versprechender Rahmenbedingungen. Laut SLLV-Chef gehören dazu zusätzliche pädagogische Fachkräfte wie Förderschullehrer, kleinere Klassen und die Fortbildung der Regelschullehrer. Im nächsten Schuljahr sollen an 13 Grund-, Erweiterten Real- und Gesamtschulen Modellprojekte anlaufen.

Handlungsbedarf sehen die Lehrer auch bei der Nachmittagsbetreuung an den Freiwilligen Ganztagsschulen. Die Zahl der Gruppen sei zwar gestiegen, doch es fehle eine verbesserte Personalausstattung, monierte Möser. "Es kann nicht sein, dass man bei der Hausaufgaben-Betreuung 24 statt 20 Kinder verschiedenster Klassenstufen da sitzen hat." Das sei dann keine Hausaufgaben-Betreuung, sondern eine Beaufsichtigung von Hausaufgaben. gp

Auf einen Blick

Der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) ist eine Berufsorganisation für Pädagogen an Grundschulen, Förderschulen, Erweiterten Realschulen und Gesamtschulen. Der SLLV zählt 2500 Mitglieder. gp

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