Fake oder echt? Grundschule warnt vor Selbstmord-Spiel

Saarbrücken/Zweibrücken · Unter dem Namen „Blauer Wal“ soll eine Internet-App kursieren.

 Unter dem Namen „Blauer Wal“ soll eine Internet-App kursieren (Symbolfoto).

Unter dem Namen „Blauer Wal“ soll eine Internet-App kursieren (Symbolfoto).

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Die Grundschule Breitwiesenschule in Zweibrücken hat mit einem Schreiben datiert auf Mittwoch die Eltern ihrer Schüler vor einem WhatsApp-Spiel gewarnt, das sich „Blue Whale“ oder auf deutsch „Blauer Wal“ nennt. Die Betroffenen würden laut dem Schreiben eine Nachricht bekommen, die vor dem Spiel warnt, durch das Öffnen der Nachricht würde das vermeintliche Spiel jedoch gestartet. Dieses bestehe aus 50 Aufgaben, die von Tag zu Tag gefährlicher würden. Die letzte Aufgabe sei dann die Aufforderung zum Selbstmord des Spielers. „Die falsche Warnung vor „Blue Whale“ ist als Kettenmail gestaltet und fordert demnach zum Weiterleiten auf. Diese Nachricht soll auf keinen Fall geöffnet, sondern direkt gelöscht werden“, schreibt die Schule. Ob es ein solches Spiel, bei dem die Adressaten die Aufgaben von einem Chatpartner bekommen, jedoch tatsächlich gibt, bleibt fraglich. Die Schulleitung wollte gestern dazu keine Stellung nehmen und verweist auf die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier, die die Reaktion des Schulleiters für richtig hält, da er die Eltern gleich vor der vermeintlichen Gefahr gewarnt habe.

Auch bei der Polizei in Zweibrücken ist eine solche Warnmeldung vor dem vermeintlichen Spiel bekannt. „Eine Mutter kam mit ihrer elfjährigen Tochter zu uns mit einer Whats-App-Nachricht, in der wohl ein junges Mädchen vor diesem Spiel warnt. Allerdings wurde kein Spiel gestartet“, sagt Matthias Mahl, Chef der Zweibrücker Polizei und: „Uns ist bisher kein Fall von einer Teilnahme an dem Spiel bekannt.“ Ähnlich die Reaktion der saarländischen Polizei. „Auch im Saarland ist bisher kein Fall bekannt geworden“, erklärt Pressesprecher Stephan Laßotta. Und auch er ist sich nicht sicher, ob das Spiel überhaupt existiert.

Meldungen über „Blue Whale“ ziehen sich bereits seit Monaten durch das Internet. Angeblich sei dieses über Russland bis nach Europa gelangt. Zuerst berichtete wohl die russische Zeitung „Nowaya Gazeta“ im Mai 2016 darüber. Doch Medienexperten hegen Zweifel: So schreibt etwa die österreichische Initiative saferinternet.at, die unter anderem auch von der Europäischen Union finanziert wird: „Am Anfang war es auf Russland beschränkt, jetzt ist es auf Europa übergeschwappt: das Medienphänomen namens „Blauer Wal“. Es handelt sich dabei um eine Falschmeldung zu einem vermeintlichen Social Media-Spiel, welches als Ziel haben soll, Jugendliche in den Selbstmord zu treiben.“

Zweifel an der Existenz eines solch selbstmörderischen „Spiels“ hegt auch das saarländische Bildungsministerium. Pressesprecherin Marija Herceg sagt: „Ja, das Gerücht um das Spiel ‚Blauer Wal’ ist uns bekannt. Nach den uns vorliegenden Infos handelt es sich dabei um Fake-News, die man nicht weiter befeuern sollte.“ Lisa Brausch vom Saarländischen Lehrerverband hält es dennoch für wichtig, Erzieher und Lehrer zu informieren, damit diese darauf im Falle des Falles eingehen können und: „Internet und Social Media sind immer ein wichtiges Thema. Wir müssen die Medienkompetenz der Kinder weiter stärken.“

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