Neue Studie des Umweltministeriums Grubenwasser belastet Bäche mit PCB

Saarbrücken · In Sinnerbach, Fischbach und Rossel wird der Grenzwert für das Umweltgift deutlich überschritten.

 Im Fischbach, wo Wasser aus der Grube Camphausen eingeleitet wird, wurde im Jahr 2017 eine Belastung mit PCB 52 gemessen, die sieben Mal höher war als zulässig.

Im Fischbach, wo Wasser aus der Grube Camphausen eingeleitet wird, wurde im Jahr 2017 eine Belastung mit PCB 52 gemessen, die sieben Mal höher war als zulässig.

Foto: Robby Lorenz

Das Grubenwasser, das in die saarländischen Flüsse und Bäche geleitet wird, belastet Sinnerbach, Fischbach und Rossel. Eine großangelegte Untersuchung des saarländischen Umweltministeriums hat ergeben, dass dort der Grenzwert für das Umweltgift PCB (Polychlorierte Biphenyle) deutlich überschritten wird. Zulässig sind 20 Mikrogramm pro Kilo Schwebstoff (PCB haftet sich an Schwebstoffe im Wasser an). Im Fischbach wurde dieser Wert im Jahr 2017 um das Siebeneinhalbfache überschritten: Die Konzentration von PCB 52 – eine für den Bergbau typische Substanz – lag bei rund 153 Mikrogramm (2016: 44 Mikrogramm). Im Sinnerbach waren es im selben Jahr rund 53 Mikrogramm (2016: 70 Mikrogramm).

In den restlichen 110 Gewässern wurde der Grenzwert nicht überschritten. „Im Gegenteil: Die PCB-Belastung geht tendenziell zurück“, sagte Umweltminister Reinhold Jost (SPD) bei der Vorstellung der Untersuchung. Er betonte, er wolle die „Herausforderung“, die das PCB darstelle, nicht kleinreden, aber „die Belastung etwa durch die Wärme und den hohen Salzgehalt des Grubenwassers macht den Gewässern mehr zu schaffen“. Er versprach: „Bei Sinnerbach und Fischbach wird gehandelt.“ Das Ministerium hat den Bergbaukonzern RAG verpflichtet, bis Ende des Jahres ein Konzept vorzulegen, wie das Grubenwasser gereinigt werden kann, bevor es in die Flüsse und Bäche eingeleitet wird. Sollte die RAG dem nicht nachkommen, werde sie keine Genehmigung für die weitere Einleitung erhalten. Ursache der Belastung der Rossel sei vermutlich das Grubenwasser, das auf französischer Seite eingeleitet werde, sagte Jost. Die französischen Behörden führten dazu derzeit eine Untersuchung durch.

Zwei Jahre lang hatte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) die Gewässer an insgesamt 14 Messstellen untersucht. Dabei spielten neben dem PCB weitere Faktoren eine Rolle, etwa Salze, Nährstoffe und Schwermetalle. Dabei zeigte sich, dass Fischbach und Sinnerbach auch erhöhte Werte bei Zink, Arsen und Kupfer aufweisen.

Das PCB in der Saar stammt nur zu einem Prozent aus dem Bergbau. Um herauszufinden, woher die restlichen 99 Prozent stammen, hat das Ministerium nun ein PCB-Kataster erstellen lassen. Darin sind rund 1600 Flächen und 1700 Punkte verzeichnet, die eine PCB-Quelle sein könnten – etwa Deponien, Trafostandorte, Militärstandorte, Schrottplätze oder Abfallverbrennungsanlagen. Einzelne Standorte wird das Ministerium nun genauer unter die Lupe nehmen. „Die Daten wurden nicht für die Schublade gemacht“, beteuerte Jost.

Die RAG kündigte an, die Untersuchungen des Ministeriums genau zu analysieren und zu bewerten. Danach werde der Konzern gemeinsam mit den Behörden gegebenenfalls notwendige Maßnahmen einleiten, sagte ein Sprecher. Die RAG ist der Ansicht, dass die Bäche deutlich entlastet werden könnten, wenn die Landesregierung die erste Phase des Grubenwasseranstiegs genehmigen würde. In dieser Phase sollen die Wasserprovinzen Reden und Duhamel miteinander verbunden werden. Das Wasser stiege auf -320 Meter unter Normalnull an und würde dann ohne den Umweg über die Nebenbäche direkt am Standort Duhamel bei Ensdorf in die Saar gepumpt, sagte der Sprecher: „So werden die Nebenbäche auf einer Gesamtlänge von 70 Kilometern frei von Grubenwasser und möglichen Schadstofffrachten.“

Der Umweltverein „ProH2O“ warf Umweltminister Jost vor, die Situation zu verharmlosen. Die PCB-Belastung sei eklatant, teilten die Sprecher Barbara Meyer-Gluche, Armin König und Hubert Ulrich mit. „Hier geht es um die Gesundheit Tausender Saarländer. Trotzdem hat man einfach zugelassen, dass die RAG die Drecksbrühe unbehandelt in Bäche eingeleitet hat.“ Der Verein forderte ein Sofortprogramm, um die Belastung der Bäche zu stoppen. Auch der saarländische FDP-Landesvorsitzende Oliver Luksic warnte davor, die PBC-Belastung zu verharmlosen, und forderte die Landesregierung auf, die RAG zu verpflichten, ähnlich wie in Nordrhein-Westfalen Pilotanlagen zu installieren, mit denen Grubenwasser von PCB gereinigt wird.

Alle Ergebnisse der PCB-Untersuchung im Internet unter
www.saarland.de/235172.htm

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