Großer Einsatz für die Kleinkunst

Saarbrücken. Kein nostalgisch verklärtes "Sellemols - weißt Du noch?", kein rührseliges Wühlen in alten Zeiten: Das Theater im Viertel, kurz TiV, lebt im Hier und Jetzt. Deshalb feiert es das 20-jährige Bestehen seines Trägervereins "Theater im Viertel-Studiotheater e.V." auch nicht mit einer Retrospektive, sondern ausschließlich mit Auftritten von Künstlern

Saarbrücken. Kein nostalgisch verklärtes "Sellemols - weißt Du noch?", kein rührseliges Wühlen in alten Zeiten: Das Theater im Viertel, kurz TiV, lebt im Hier und Jetzt. Deshalb feiert es das 20-jährige Bestehen seines Trägervereins "Theater im Viertel-Studiotheater e.V." auch nicht mit einer Retrospektive, sondern ausschließlich mit Auftritten von Künstlern. Und weil 20 Jahre erfolgreiches Rackern für Kultur ein Grund zum Jubeln sind, heißen die über drei Wochenenden laufenden Jubiläumsveranstaltungen schlicht "TiV-Jubelfeier". An zwei Samstagen (10. und 24. April) gibt's Sprüche, Texte, Szenisches und Musik mit Sigi Becker, Ruth Boguslawski, Gaby Bernstein, Silvia Bervingas, Margret Gampper, der iniArt, Savoy Truffle, TheaterTaxi, dem Kinderclub und vielen anderen. Und am Sonntag, 18. April, präsentiert das TiV ein Klezmer-Spezial - diese Reihe existiert nun auch schon zehn Jahre, was dem TiV im Herbst ein eigenes kleines Festival wert ist. Das Besondere der nun anstehenden Vereinsfeierlichkeiten: Alle Beteiligten treten ohne Gage auf, der Erlös kommt dem TiV zugute. Denn bei allem Jubel: Finanzielle Unterstützung kann das überwiegend ehrenamtlich organisierte Zimmertheater immer brauchen. Die Förderung aus dem Kulturtopf für die Freie Szene deckt nur knapp die Basis für Miete, Energie- und Nebenkosten ab. Hinzu kommen zweckgebundene Mittel, doch die Kosten für Personal, Werbung, Renovierung müssen erwirtschaftet werden - was Wunder, dass neben dem Gastspielbetrieb und zahlreichen Veranstaltungen in Kooperation mit verschiedenen Partnerinstitutionen jährlich höchstens zwei kleine Eigenproduktionen drin sind. 1986 wurde die Spielstätte unter dem Namen Studiotheater als Kleinkunstbühne auf Privatinitiative von Jürgen Wönne und Tom Wolff gegründet. Veronika Häfele-Zumbusch, Gründungsmitglied des Vereins und Erste Vorsitzende seit 1996, erinnert sich, wie sie Ende der 80er erstmals Kassendienste übernahm und "hängen blieb". Im April 1990 folgte aus praktischen Erwägungen die Gründung des heute 35 Mitglieder starken Vereins zur Förderung von Literatur, Theater und Musik. Und obwohl weder Häfele-Zumbusch noch Dieter Desgranges, künstlerischer Leiter seit 1998 und selbst nicht im Vorstand, ausgemachte "Vereinsmeier" sind: Von diesem Verein sind beide hellauf begeistert. "Da spielen sich keine Profilneurotiker in den Vordergrund, jedem geht es um die Kunst", lobt Desgranges das "reibungslose Zusammenspiel". Den Begriff "große Familie" mag er zwar nicht, aber "es funktioniert ähnlich selbstverständlich." Für Eitelkeiten ist auch keine Zeit: Ein Grüppchen von nur zehn Menschen sorgt für einen reibungslosen Theaterbetrieb. Mit einem Hobby sei das nicht vergleichbar: "Hier gibt's Verbindlichkeiten, die eingehalten werden müssen", erläutern Häfele-Zumbusch und Desgranges und loben die Zuverlässigkeit, das Verantwortungsbewusstsein und den Teamgeist "ihrer" Leute in den höchsten Tönen. Seit das Team des TiV außerdem das Kleine Theater im Rathaus organisatorisch mitbetreut, was Häfele-Zumbusch als Vertrauensbeweis der Landeshauptstadt wertet, ist der Aufwand nicht weniger geworden. Dennoch bemüht sich das TiV weiterhin, auch Amateure und Nachwuchs zu fördern, und versteht sich zudem als Anlaufstelle für die im "Netzwerk Freie Szene Saar" organisierten Künstler.

Auf einen BlickDas TiV jubelt: Samstags, 10. und 24. April: buntes Programm. Sonntag, 18. April: Klezmer-Benefiz. Beginn jeweils 19 Uhr, Eintritt 10 Euro. Infos: Tel. (06 81) 3 90 46 02, www.dastiv.de kek

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort