Große Leere im alten Bahnhof

Sulzbach. Wer die große Schalterhalle betritt, blickt zunächst auf die große Uhr, die direkt gegenüber des Eingangs des Sulzbacher Bahnhofs prankt - 11.35 Uhr. Die Halle wirkt spartanisch, nur ein Kiosk, ein Fahrplan und ein Fahrkartenautomat sind in der großen Halle zu finden

 1937 wurde das alte Bahnhofsgebäude in Sulzbach durch einen Neubau ersetzt. Der steht bis heute. Doch die Blütezeit des Bahnhofs ist lange vorbei. Foto: Thomas Seeber

1937 wurde das alte Bahnhofsgebäude in Sulzbach durch einen Neubau ersetzt. Der steht bis heute. Doch die Blütezeit des Bahnhofs ist lange vorbei. Foto: Thomas Seeber

Sulzbach. Wer die große Schalterhalle betritt, blickt zunächst auf die große Uhr, die direkt gegenüber des Eingangs des Sulzbacher Bahnhofs prankt - 11.35 Uhr. Die Halle wirkt spartanisch, nur ein Kiosk, ein Fahrplan und ein Fahrkartenautomat sind in der großen Halle zu finden. Hier und da ziert ein Spinnennetz die ein oder andere Wand, eine Abdeckung einer Leuchtstoffröhre fehlt und ein wenig Farbe könnte von den leeren Schaukästen ablenken, doch Graffiti und Müll sucht man hier vergeblich.Erst auf dem Weg zu den Gleisen wird die ein oder andere kleine Schmiererei sichtbar, und sogar ein paar leere Getränkeverpackungen und achtlos weggeworfene Taschentücher pflastern die Stufen des Aufgangs. Kein schöner Anblick. Reisende aus Dudweiler beispielsweise könnten sich aber sogar über einen solchen Zustand freuen, denn ihr Bahnhof fällt regelmäßig Vandalen zum Opfer.

Wie so vieles im Saarland ist auch die Geschichte des Sulzbacher Bahnhofs eng mit der Kohle verknüpft. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Bergbau vor Absatzschwierigkeiten stand, entschloss man sich, mit dem Bau einer Bahnstrecke neue Märkte zu erschließen. So wurde 1852 die pfälzische Ludwigsbahn um eine Verbindung von Neunkirchen nach Saarbrücken über Sulzbach erweitert, und das erste Bahnhofsgebäude Sulzbachs wurde im Fachwerkstil errichtet. Bereits sieben Jahre später kamen die Anschlüsse an die Gruben Mellin und Altenwald dazu. 1905 folgten ein Beamtenhaus, eine Bahnmeisterei und ein neues Empfangsgebäude.

Durch die unterschiedlichen Fachwerkstile und Dachformen wirkte der Bau allerdings sehr verschachtelt. Nach dem Willen der Gemeinde sollte sich dies 1929 ändern, denn sie plante einen Neubau, der jedoch erst 1937 von der Eisenbahndirektion in Saarbrücken realisiert wurde. Die gleichmäßige Fassadengestaltung des neuen Bahnhofs mit Klinkermauerwerk, seine stereotyp angeordneten Sprossenfenster und seine einheitliche Dachgestaltung sollten ein einheitliches Bild abgeben.

Der damalige Neubau ist bis heute erhalten. In der Eingangshalle befanden sich rechts drei Fahrkartenschalter sowie ein Schalter für Reisegepäck, Expressgut und Handgepäck mit Lagerräumen. Links, in der heutigen Gaststätte, waren die Warteräume, einer speziell für Frauen, untergebracht. Im Obergeschoss befanden sich die Wohnungen des Bahnhofsvorstehers und Bahnhofswirtes sowie Diensträume und sogenannte Gefolgschaftsräume für das Bahnpersonal.

Doch die goldenen Zeiten des Bahnhofs waren spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg vorbei. Immer mehr Bürger leisteten sich in den 60er-Jahren ein Auto. Erst schlossen die Reisegepäck- und Expressgutabfertigung, bald darauf die Fahrkartenschalter, deren Aufgabe Automaten übernahmen. 1999 bekam der Bahnhof einen neuen Anstrich und ein neues Dach. Heute möchte die Bahn das Gebäude am liebsten verkaufen. Interessenten seien vorhanden, wie eine Bahnsprecherin erklärt, doch es sei noch nichts spruchreif. Allerdings ist ein solcher Kauf auch mit Auflagen verknüpft, die den Bahnhof als solchen erhalten sollen.

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