Völklinger Hütte Grewenig muss nicht zwingend mit 65 in Rente

Völklingen · Kulturminister Ulrich Commerçon (SPD) kann sich vorstellen, dass der Völklinger Weltkulturerbechef auch über das 65. Lebensjahr hinaus im Amt bleibt.

 Meinrad Maria Grewenig würde „gerne weitermachen“ als Chef des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.

Meinrad Maria Grewenig würde „gerne weitermachen“ als Chef des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.

Foto: Ruppenthal

Seit Ende 2017 ist Kultusminister Ulrich Commerçon (SPD) auch für die Industriekultur zuständig, damit auch für das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Als dessen Aufsichtsratschef obliegt ihm auch eine Angelegenheit, die bereits seine Vorgängerin im Aufsichtsratsamt, Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD), mit spitzen Fingern anpackte beziehungsweise gar nicht: die Vertragsakte G. Verlängern oder nicht verlängern?, lautet die politisch knifflige Problemstellung in Bezug auf den seit 1999 amtierenden Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig. Dessen Vertrag läuft im Juli 2019 aus, dann ist der Kulturmanager 65 und könnte Ruhegehalt beziehen. Ein unangemessen hohes, das ist zumindest die Auffassung des Rechnungshofs, der das kritisierte. Der Dienstvertrag sichert Grewenig mehr als 75 Prozent seiner bisherigen Bezüge (rund 14 000 Euro) zu. Der saarländische Steuerzahler würde demnach ab Juli 2019 über 10 000 Euro pro Monat an Grewenig überweisen, dann fürs Nichtstun.

Doch Grewenig hat keinerlei Interesse daran, diese kommode Absicherung anzunehmen und den Dienst zu quittieren. Bereits mehrfach erklärte der Weltkulturerbechef, nochmal fünf Jahre durchziehen zu wollen, bis zum 70. Lebensjahr. „Ich würde gerne weitermachen“, sagt er auch jetzt wieder der SZ. Das Angebot liegt seit mindestens zwei Jahren auch der Landesregierung vor. Entschieden wurde nichts. Es scheint heikel, einen Vertrag zu verlängern, den der Rechnungshof in vielen Punkten als zu luxuriös bewertet. Und Vertragsverschlechterungen oder Gehaltskürzungen durchzukämpfen, ist keine Vergnügungssteuer-pflichtige Aufgabe, wenn das Rentnerdasein finanziell so fabelhaft ausgepolstert ist.

Bis vor Kurzem deutete alles darauf hin, dass Grewenig mit 65 würde gehen müssen. Eine Art Zwangsverrentung wegen Zuwartens drohte, denn laut Grewenig hat ihn bis dato nie jemand konkret auf das Thema Vertragsverlängerung angesprochen. Allerdings tauchte in der Landesregierung bisher auch nirgendwo ein Plan B für die Nach-Grewenig-Zeit auf, geschweige denn eine Personalalternative. Doch jetzt hat sich das Blatt gewendet. Auf die Frage, ob er, Commerçon, es befürworten würde, wenn Grewenig auch nach 2019 noch Weltkulturerbe-Chef wäre, sagte dieser der SZ: „Das ist eine Option.“ Unter welchen Bedingungen und an welche Zeitspanne er als Verlängerungsphase denkt, dazu gab der Minister keine Auskunft. Er kündigte an, in der Angelegenheit Grewenig noch vor der Sommerpause das Gespräch mit Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) zu suchen.

Was die inhaltliche Ausrichtung des Industriekultur-Standortes Völklinger Hütte angeht, sagt Commerçon: „Ich sehe keine Notwendigkeit, dort alles auf den Kopf zu stellen. Es braucht in Völklingen grundsätzlich keine Programmänderung. Grewenig macht das großartig.“ Dass Grewenig in diesem Jahr die Akzente zugunsten der Arbeiterkultur verschiebt, begrüßt Commerçon als einen überfälligen, wichtigen Schritt. Er verweist auf ein in seinem Haus erarbeitetes Gesamtkonzept zur Industriekultur, das kurz vor dem Abschluss stehe und in eine Ministerratsvorlage münden werde. Für das Weltkulturerbe seien dort Akzentverschiebungen in Richtung Kreativwirtschaft vorgesehen. Mit Kultur ließe sich Geld verdienen, die Hütte könne sich zu einem Ort für neue Arbeit entwickeln. Unter alter Führung, wie es scheint.

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