Glückliche Hühner legen morgens

Heusweiler-Obersalbach. "Was war zuerst da? Das Ei oder die Henne?" Auch der Bio-Hühner-Landwirt Martin Zenner, 29, weiß es nicht und schüttelt lächelnd den Kopf

Heusweiler-Obersalbach. "Was war zuerst da? Das Ei oder die Henne?" Auch der Bio-Hühner-Landwirt Martin Zenner, 29, weiß es nicht und schüttelt lächelnd den Kopf. "Wir beziehen auf jeden Fall Bio-Jungküken, die mit Biofutter aufgezogen werden", sagt Zenner, der zwischen den vier Ställen auf der weiten, leicht ansteigenden Fläche neben der Straße Am Matzenberg in Obersalbach steht.Der junge Landwirt ist mit seiner Frau Katja, 27, ein Wagnis eingegangen. Seit September 2010 stehen dort auf der erdbraunen Fläche, die in der einen Richtung vom Horizont begrenzt wird, über dessen Rand gerade ein Trecker mit Anhänger zuckelt, ihre Ställe, in denen sich 6500 Bio-Hennen wohl fühlen. "Wir haben unsere feste Stammkundschaft. Dazu zählen Bio-Läden, Bio-Marktketten, Restaurants und Bäckereien", berichtet Martin Zenner. 5500 Eier legen die Hennen pro Tag. Zwar sei der Bedarf an Bio-Eiern gerade wegen des Skandals mit dem Dioxin-verseuchten Hühnerfutter im Januar enorm gestiegen. Doch mehr als 5500 Eier legen seine Hühner deshalb nicht.

Wir treten in einen der Ställe und sind sofort umringt von den braunen Hennen der Rasse "Lohmann Tradition", die freundlich an Schuhen und Hosen herumpicken. "Hühner sind sehr gesellige Tiere", sagt Katja Zenner schmunzelnd. Während die Hennen fröhlich gackern, liest Martin Zenner das eine oder andere Ei vom Boden auf, das nicht auf dem Laufband darüber gelandet ist. "Unsere Hühner legen stets zwischen sechs und zehn Uhr morgens ihre Eier. Die kennen keine Umstellung auf Winter- oder Sommerzeit", sagt der junge Landwirt. Aus den warmen Nestern rollen die braunen Eier über eine schiefe Ebene auf ein gumminoppenweiches Transportband, das im Vorraum des Stalles endet. Dort werden die Eier sortiert, mit dem Herkunftsstempel (0-DE-1000013) versehen und in Sechser- oder Zehnerkartons verpackt. "Entscheidend ist, dass es den Tieren gut geht. Mit Romantik hat das nichts zu tun", sagt Zenner energisch. Die Bilder aus Kinderbüchern wie Petersson und Findus, wo die Hennen noch Namen haben und auf einem idyllischen Schweden-Hof scharren, sind eben Fiktion.

Was nicht heißt, dass die Zennerschen Hühner unglücklich sind. Im Gegenteil. Das Logbuch des Betriebes weist Tag für Tag akkurat aus: "10 bis 22 Uhr draußen". Und 10 Uhr ist es auch, als Katja Zenner die Kurbel für das Rolltor dreht: Erst betreten die etwa 2300 Hennen dieses Stalls die mit Holzspänen belegte überdachte Freifläche für Regentage, dann geht das zweite Rolltor hoch und die ersten laufen an die frische Luft. Dort scharren sie fröhlich in der Erde nach Würmern oder Insekten. Zwölf bis 13 Monate legen die Hennen fleißig ihre Eier, ehe sie als Suppenhühner enden. Und bekommen regelmäßig Besuch. Von den Lebensmittel-Kontrolleuren, von den Amtsveterinären, von den Kontrolleuren, die die Einhaltung der Normen der EU-Bio-Verordnung und des Bioland-Verbandes überwachen. "Ich muss regelmäßig Kotproben ins Labor schicken, um Salmonellen auszuschließen", berichtet Zenner von den Sicherheitsvorkehrungen.

Er verkauft die Eier ab 20 Cent an die Bioläden, wo der Kunde etwa 35 bis 45 Cent für das Bio-Ei zahlt. "Bunte Eier zu Ostern bieten wir nicht an, das wäre viel zu aufwendig", sagt Katja Zenner. Ihre Hühner bekommen ein spezielles Bio-Futter mit Mais, Weizen, Ringelblumen, Steinchen und Oregano, als einige der Bestandteile. Steinchen? "Ja, der Magen mahlt damit das Futter", erklärt Martin Zenner. Und Oregano, ein Kraut für die mediterrane Küche? "Ja, dadurch werden Milben abgehalten", erklärt er. Denn der Bioland-Wirt darf keine Chemie oder Antibiotika einsetzen, damit die "Hinkel" gesund bleiben.

"Ich esse jeden Tag ein Ei, weich gekocht am liebsten", bekennt der Hühnerhalter seine Vorliebe. Und an Ostern? "Ostern essen wir Spargel mit Sauce Hollandaise, da sind ja auch Eier drin."

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