Gleisbau wie von Geisterhand

Fischbachtal. Auf dem Bahnhaltepunkt in Fischbach ist eigentlich alles wie immer: Der Fahrkartenautomat ist völlig zerkratzt. Auf dem Bildschirm ist nichts zu erkennen. Wer hier eine Fahrkarte lösen will, hat Pech gehabt. An den Fahrgastunterständen fehlen immer noch einige Glasscheiben. Unbekannte Randalierer haben sie schon vor Monaten zerstört (wir berichteten)

 Vom Gelände des ehemaligen Franziskaschachtes aus (Nähe ADAC-Verkehrsübungsplatz) hatte man gestern einen ungetrübten Blick auf die Gleisarbeiten. Foto: SZ

Vom Gelände des ehemaligen Franziskaschachtes aus (Nähe ADAC-Verkehrsübungsplatz) hatte man gestern einen ungetrübten Blick auf die Gleisarbeiten. Foto: SZ

Fischbachtal. Auf dem Bahnhaltepunkt in Fischbach ist eigentlich alles wie immer: Der Fahrkartenautomat ist völlig zerkratzt. Auf dem Bildschirm ist nichts zu erkennen. Wer hier eine Fahrkarte lösen will, hat Pech gehabt. An den Fahrgastunterständen fehlen immer noch einige Glasscheiben. Unbekannte Randalierer haben sie schon vor Monaten zerstört (wir berichteten). Nur Züge fahren schon seit mehr als zwei Wochen keine mehr.

Und: Die Uhren auf den beiden Bahnsteigen sind mal wieder stehen geblieben. Dafür aber hat ein Fischbacher, der nur wenige Meter vom Bahnhaltepunkt entfernt wohnt, eine ganz einfache und auch plausible Erklärung: "Die Bahn hat bestimmt den Strom abgestellt, weil an den Gleisen gearbeitet wird", vermutet der Mann.

Er hat Recht mit seiner Vermutung. Seit Anfang Juli fahren auf der Strecke Saarbrücken-Wemmetsweiler keine Züge mehr. Auf einer Länge von zehn Kilometern werden die Gleise erneuert, und zwar in beide Richtungen. Der Mann aus Fischbach war in den vergangenen Tagen schon einige Male auf dem Bahnsteig, um die Arbeiten zu beobachten. "Das ist eine ganz spannende Sache", erläutert er.

Alle Arbeiten würden praktisch von einem Zug wie von Geisterhand erledigt, erklärt er und zeigt auf einen etwa 300 Meter langen Zug, der von einer Diesel-Lok gezogen wird und unter der Fußgängerbrücke hält. Er lädt Schotter auf den Gleisen ab. Von Hand wird hier kaum noch etwas gemacht. Bei dem Zug handelt es sich um einen so genannten Umbauzug. Es geht in der Tat fast wie von Geisterhand. Vorne rollt der Koloss noch auf den alten Gleisen. Aber der hintere Zugteil befindet sich bereits auf den neuen, frisch verlegten Schienensträngen. Den Mittelteil bildet eine spezielle Krananlage. Sie entfernt die alten Schienen und Holzschwellen, ebenso das alte Schotterbett. Der Schotter wird gereinigt und wieder verteilt. Die neuen 300 Kilogramm schweren Betonschwellen und die neuen Gleise werden sozusagen in einem Zug auslegt. Halten Holzschwellen etwa 30 bis 40 Jahre, so können die aus Beton bis zu 60 Jahre ohne Schaden überstehen. Bei dem Zug handelt es sich um den hochmodernen Umbauzug RU 800. In der Stunde verlegt er 200 Meter Gleise.

Nach Angaben von Bahn-Pressesprecher Bernd Honerkamp investiert das Unternehmen rund zehn Millionen Euro in die Baumaßnahme. "Das ist eine

ganz spannende

Sache."

Ein stiller Beobachter zum Geschehen an der Fischbachtalstrecke

Auf einen Blick

Auf der Bahn-Strecke zwischen Saarbrücken-Schleifmühle und Wemmetsweiler fahren bis einschließlich 10. August keine Züge. Für die ausfallenden Züge zwischen Saarbrücken und Illingen werden Busse eingesetzt. In Illingen besteht Anschluss an den Zugverkehr von und nach Lebach-Jabach. Reisende zwischen Saarbrücken und Neunkirchen fahren über Sulzbach oder steigen in Illingen um auf die Regionalbahnen zwischen Illingen und Neunkirchen. In der Gegenrichtung erfolgt der Umstieg in Illingen aus den Regionalbahnen von Neunkirchen in die Busse nach Saarbrücken. ll

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