Giora Feidman, der Seelenfänger, der die Herzen füllt

Saarbrücken · Giora Feidman war wieder einmal in Saarbrücken. Der bald 78-jährige, weltberühmte Klezmer-Klarinettist gastierte in der Congresshalle. Diesmal mit seiner neuen Formation „The Giora Jazz Experience“. Er verzauberte auch mit dieser Begegnung von Jazz und Klezmer sein Publikum.

Den großen Saal der Congresshalle füllt er nicht (mehr), noch immer aber die Herzen seiner Zuhörer. Giora Feidman, der Unvergleichliche, war wieder in Saarbrücken. "Klezmer meets Jazz" hieß es dieses Mal, auf der Bühne stand "The Giora Jazz Experience". Feidman, seit Jahrzehnten im Musikgeschäft, ist vielfältig, tritt mit wechselnden Ensembles auf.

In Saarbrücken setzt er die ersten Töne im Hintergrund des Saales an, geht langsam durch die Reihen auf die Bühne. Hätte er es darauf angelegt, wäre man ihm sogleich gefolgt. Feidman, der Seelenfänger.

Doch die Bühne ist ohnehin besetzt. Hier warten Guido Jäger am Kontrabass, Reentko Dirks an der Gitarre und Stephan Braun am Jazz Cello schon auf den Altmeister. Der geht so liebevoll mit seinen musikalischen Begleitern um, breitet so voller Stolz die Arme aus, dass man nur noch eines fehlt: der Ausruf "meine Jungs!".

Exzellentes (Mienen-)Spiel

Sie haben seinen Stolz verdient. Denn was sich da als Begegnung zwischen Klezmer, der ursprünglichen Profession des wunderbaren Klarinettisten Feidman, und dem Jazz präsentiert, ist schön.

Klar, am Anfang muss geradezu zwingend "Bei mir bistu shein" erklingen, schließlich hat man als Klezmer-Fan ja so seine Erwartungen. Aber Feidmans Jungs komponieren auch selbst - und sie spielen vorzüglich. Es ist zudem eine Freude, ihnen zuzuschauen. Das Mienenspiel des Gitarristen ist ebenso sehenswert wie der Körpereinsatz des Bassisten. Ein Cello kann überdies ein klangvolles Schlaginstrument ersetzen, wenn der Cellist nicht gerade improvisierend zeigt, dass man das Instrument auf unerwartet moderne Weise spielen kann.

Dazwischen und zusammen mit den Dreien immer wieder Feidman, der seine Klarinette jubeln und jauchzen lässt. 78 Jahre alt wird er im März. Man merkt es, wenn er geht, nicht aber, wenn er spielt. Das Saarbrücker Publikum liebt ihn, singt, klatscht die vier Musiker immer wieder auf die Bühne zurück. "Warum ist es nicht auf der ganzen Welt so wie hier im Konzertsaal?", fragt Feidman. Das wäre schön, denn dann wäre die Welt eine große Familie. Zumindest für die Dauer des Konzertes glückt die heile Welt. Fast hätte man noch ein wenig tanzen mögen.

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