Region Geschockte Kinder sahen Suizid

Trier/Konz · Von Christian Kremer und Christiane Wolff

 Ein 36-Jähriger wurde auf der Bahnstrecke zwischen Saarbrücken und Koblenz von einem Zug überrollt. (Symbolfoto)

Ein 36-Jähriger wurde auf der Bahnstrecke zwischen Saarbrücken und Koblenz von einem Zug überrollt. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Stefan Sauer

Sirenen schrecken die Anwohner am Trierer Leoplatz gestern gegen 7.40 Uhr auf. Etwa ein Dutzend Einsatzfahrzeuge fahren am Südbahnhof vor. Wenige Minuten später sind der Leoplatz und die Unterführung Richtung Heiligkreuz für den Verkehr gesperrt. Rettungssanitäter und ein Notarzt eilen zum Zug. Mehrere Polizisten und Feuerwehrleute bitten die Wartenden an den Bahnsteigen, den Bahnhof zu verlassen. Über den Lautsprecher ertönt eine Durchsage: Wegen eines Notarzteinsatzes fahren keine Züge mehr zwischen Trier und Konz. Hunderte Pendler und Schüler kommen nicht wie gewohnt zu ihren Arbeitsplätzen oder Klassen.

Kurz zuvor hat der Regionalexpress 4107 beim Ausfahren aus dem Südbahnhof in Richtung Hauptbahnhof seine Fahrt abrupt gestoppt. Der Grund: Am Ende des Bahnsteigs hat sich offenbar ein Mann auf die Gleise gestürzt. Der Regionalexpress 4107 – unterwegs von Saarbrücken nach Koblenz – hat den 36-Jährigen überrollt. Der Mann stirbt sofort an seinen Verletzungen. Die Polizei nimmt an, dass er sich das Leben nehmen wollte. „Nach derzeitigem Ermittlungsstand gibt es keine Hinweise auf Fremdverschulden. Wir gehen davon aus, dass es sich um einen Suizid handelt“, erklärt Triers Polizeipressesprecher Uwe Konz später dem „Trierischen Volksfreund“.

Polizisten leiten Eltern und Kleinkinder, die zum Beispiel zu Fuß auf dem Weg zur Kita am Bach sind, an der Sperrung vorbei durch die Unterführung. Autofahrer, die von Heiligkreuz Richtung Trier-Süd oder von der Saarstraße in den Höhenstadtteil wollen, müssen Umwege fahren.

Im Regionalexpress 4107 sitzen etwa 240 Reisende. Außerdem warten Dutzende am Bahnsteig.

Polizei und Feuerwehr gehen durch den Zug und informieren die sie darüber, was passiert ist. Erst dann evakuieren die Hilfskräfte die Menschen aus dem Zug und begleiten sie – darunter auch Kinder und Jugendliche – vom Bahnsteig.

Teilweise hätten die Augenzeugen einen Schock erlitten, teilt die Polizei mit. Auch der Zugführer sei traumatisiert. Um die Menschen zu betreuen und ihnen Gelegenheit für Gespräche mit Seelsorgern und Psychologen zu geben, wird kurzzeitig ein Notfallversorgungszelt auf dem Leoplatz aufgebaut.

Fahrgäste, denen es gut geht und die auf der Durchfahrt sind, werden von den Stadtwerken mit Bussen zum Trierer Hauptbahnhof gebracht, damit sie ihre Reisen fortsetzen konnten. Auch 34 minderjährige Schüler müssen das Geschehen miterleben – im Zug, der auf dem anderen Gleis kurz nach dem Unfall aus Richtung Hauptbahnhof in den Südbahnhof einrollt und vom Bahnsteig aus. „Die Kinder und Jugendlichen haben unterschiedlich viel vom Geschehen mitbekommen. Um sie zu betreuen, werden sie in die nahe gelegenen Blandine-Merten-Realschule gebracht. Dort kümmern sich Seelsorger und Psychologen um sie“, berichtet Konz. Gegen 9.30 Uhr wird die Bahnstrecke wieder freigegeben.

Bereits kurz nach 7 Uhr war auf der Linie zwischen Thionville und Bettemburg auch eine Person von einem Zug erfasst worden, wie das „Luxemburger Wort“ meldete: Im französischen Zoufftgen kurz vor der Grenze zu Luxemburg endete auch dieser Unfal tödlich.

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