Umgehungsstraße Geplante Umgehung der B 423 sorgt für Streit in Homburg

Homburg · Während die Stadt die Straße für notwendig zur Erschließung eines Industriegebiets hält, monieren Gegner den massiven Eingriff in die Natur.

Seit Jahrzehnten ist die Verkehrsbelastung in den Stadtteilen Schwarzenbach, Schwarzenacker und Einöd ein Thema in Homburg. Grund für die Verkehrssituation ist die Bundesstraße B 423, die die drei Ortslagen zum Teil vollständig durchzieht. Genauso alt wie der Ärger der Anwohner über die damit verbundenen Belastungen ist auch der Wunsch nach einer Umfahrung der drei Stadtteile. In der Vergangenheit gab es immer wieder Pläne für diese „Schwarzenbach-Umgehung“, seit Jahresbeginn sind diese so konkret wie noch nie, denn: Aktuell läuft das sogenannte Planfeststellungs-Verfahren. Damit wird, analog zum Bebauungsplan-Verfahren auf kommunaler Ebene, bei Bauprojekten des Bundes Baurecht geschaffen.

Seitdem die Pläne für den Bau der Straße bei Bürger-Informationsveranstaltungen seitens des Landesbetriebs für Straßenbau (LfS) im Auftrag des Bundes vorgestellt wurden, mehrt sich der Widerstand gegen das Vorhaben. Dieser formiert sich vor allem in Homburg-Beeden.

An dessen Ortslage vorbei soll die Route der neuen Umgehungsstraße führen. Eine dort gegründete Bürgerinitiative befürchtet zum einen eine deutlich höhere Lärmbelastung, zum anderen eine grundsätzliche Minderung der Wohnqualität, auch durch Veränderungen der Verkehrsinfrastruktur vor Ort. Ein weiterer Kritikpunkt der Umgehungsstraßen-Gegner ist der angekündigte Eingriff in die Natur. Tatsächlich wird die geplante Umgehungsstraße als neue Teilstrecke der B 423 mit einer Auf- und Abfahrt an die Autobahn A 8 angeschlossen. Diese Anschlussstelle liegt im Gebiet der sogenannten „Mastau“, einem großen und naturbelassenen Naherholungsgebiet.

Für die Befürworter der Baumaßnahme stehen die erwarteten Verkehrsentlastungen für Anwohner im Bereich der aktuellen Route in Schwarzenbach, Schwarzenacker und Einöd im Vordergrund – dies auch mit Blick auf einen prognostizierten Anstieg des Verkehrs in den kommenden Jahren. Hier soll die neue Straße die seit Jahren geforderte Entlastung für die betroffenen Bürger bringen.

Aus Sicht der Stadt Homburg hat der Neubau der Umgehungsstraße nach eigenem Bekunden eine große Bedeutung für die Stadtentwicklung. Hintergrund dieser Einschätzung: An der Route der geplanten neuen Umgehungsstraße liegt die Industriebrache der früheren DSD Dillinger Stahlbau GmbH. Die zukünftige Vermarktung der Fläche ist aus Sicht der Stadt nur möglich, wenn das mehrere Tausend Quadratmeter große Areal entsprechend an die Verkehrsinfrastruktur der Stadt und der umliegenden Autobahnen angeschlossen ist.

Eine weitere Besonderheit des etwas über 34 Millionen Euro teuren Straßenbauprojektes ist der Umstand, dass die geplante Route eine seit Jahren stillgelegte, aber immer noch dem Bahnverkehr gewidmete Schienentrasse queren muss. Das dafür nötige Brückenbauwerk ist ein nicht unerheblicher Kostenfaktor in der Gesamtkalkulation des Straßenneubaus. Diese Schienenstrecke ist immer wieder auch Teil von Überlegungen, die aufgegebene Bahnverbindung zwischen Homburg und Zweibrücken zu reaktivieren. Die Befürworter dieses Schienen-Projektes befürchten nun, dass die aktuell geplante Brücke des neuen B 423-Teilstückes eine für den Betrieb einer S-Bahn nötige Elektrifizierung mangels der dafür nötigen Bauhöhe unmöglich macht. Auf SZ-Nachfrage allerdings gab die zuständige Planfeststellungsbehörde, angesiedelt im saarländischen Wirtschaftsministerium, die Auskunft, dass die geplante Brücke für die Elektrifizierung der Bahnlinie tauglich sei.

Ob die aktuellen Planungen des Straßenneubaus in der gegenwärtig bekannten Form Bestand haben werden, wird auch davon abhängen, ob es stichhaltige Einwände von Betroffenen gibt. Diese könnten zu Veränderungen in der Ausführung des Projektes führen. Die Möglichkeit für schriftliche Einwendungen endet heute. Auch Einfluss auf die tatsächliche Ausführung des Straßenneubaus werden die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange haben, so der beteiligten Kommunen. Hier hat der Homburger Stadtrat vor einigen Tagen der Planfeststellung mit großer Mehrheit zugestimmt.

Die BI „Erhaltet die Mastau“ hat gestern im Wirtschaftsministerium zirka 600 Einwendungen von Bürgern gegen die B 423 neu überreicht.

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