Gemeinsame Sache in St. Wendel?

St. Wendel. Sie waren jahrzehntelang wie Feuer und Wasser, bekriegten sich bisweilen bis aufs Messer. Doch werden jetzt aus alten Rivalen Freunde? Die Fußballvereine FC St. Wendel und SV Blau-Weiß St. Wendel, früher so innig verbandelt wie Schalke 04 und Borussia Dortmund, planen eine gemeinsame Zukunft. Die Zeit des Zwists soll vorbei sein

 Bald gemeinsam am Ball? Michael Recktenwald (Mitte) brachte den FC-Vorsitzenden Frank Thies (links) und Stefan Zimmer, den Vorsitzenden des SV St. Wendel, an einen Tisch. Foto: Philipp Semmler

Bald gemeinsam am Ball? Michael Recktenwald (Mitte) brachte den FC-Vorsitzenden Frank Thies (links) und Stefan Zimmer, den Vorsitzenden des SV St. Wendel, an einen Tisch. Foto: Philipp Semmler

St. Wendel. Sie waren jahrzehntelang wie Feuer und Wasser, bekriegten sich bisweilen bis aufs Messer. Doch werden jetzt aus alten Rivalen Freunde? Die Fußballvereine FC St. Wendel und SV Blau-Weiß St. Wendel, früher so innig verbandelt wie Schalke 04 und Borussia Dortmund, planen eine gemeinsame Zukunft. Die Zeit des Zwists soll vorbei sein. "Das lag vor allem daran, dass einige, vor allem auswärtige Spieler des FC immer auf uns herabgeblickt haben", sagt Stefan Zimmer, der Vorsitzende des SV Blau-Weiß, über die Streitigkeiten zwischen beiden Vereinen. Über viele Jahre hinweg spielte der FC aus der Kernstadt immer in höheren Klassen als die in Alsfassen beheimateten Blau-Weißen.Doch der Höhenflug des FC (in den 80er Jahren in der damals drittklassigen Oberliga) ist längst vorbei. Mittlerweile kämpfen beide Clubs in der Kreisliga A um Punkte und Tore. Doch obwohl beide Clubs jetzt sogar Liga-Konkurrenten sind, ist die Rivalität kleiner geworden. "Bei der jüngeren Generation ist dieses übertriebene Konkurrenzdenken vergangener Jahre nicht mehr so vorhanden", erklärt Frank Thies, der Vorsitzende des FC.

Dies sieht auch Michael Recktenwald so. Recktenwald war früher Jugendspieler beim FC, ehe es ihn beruflich nach Hamburg verschlug. Nach seiner Rückkehr war der Familienvater sowohl im Vorstand des FC wie auch im Vorstand des SV tätig. Vor wenigen Jahren zog er sich aber aus der Vorstandstätigkeit zurück. Auch weil ihn die Rivalität nervte. Vor wenigen Wochen dachte sich Recktenwald, der in Sichtweite zum Hartplatz der Blau-Weißen wohnt: Wenn die Rivalität zwischen dem SV und dem FC schon nicht mehr so groß ist, könnten beide Vereine doch auch zusammenarbeiten, um sportlich mehr zu erreichen.

Er griff zum Telefonhörer und schilderte beiden Vereins-Vorsitzenden sein Anliegen. Dabei stieß er auf positive Resonanz, sowohl bei Zimmer wie auch bei Thies. Letzten Donnerstag gab es ein erstes Treffen zwischen Recktenwald, den Vorsitzenden und dem Verbandsspielausschuss-Vorsitzenden Adalbert Strauß. Der erklärte den Vereinen das Modell einer Spielgemeinschaft (SG).

Noch ist der Weg weit. "Wir sind jetzt dabei, in beiden Vereinen einen Fahrplan für die Gründung einer SG zu machen", erklärt Thies. In den nächsten Wochen und Monaten soll ein Konzept ausgearbeitet werden. Voraussichtlich im Oktober dieses Jahres sollen dann die Mitglieder beider Vereine über die Gründung einer SG entscheiden. Die SG St. Wendel könnte dann - die Zustimmung der Mitglieder vorausgesetzt - in der Saison 2013/14 an den Start gehen. Sollte es so weit kommen und diese sich bewähren, könnten beide Vereine mittelfristig auch mit einer Fusion leben. "Die SG wäre dann eine Art Probezeit. Verläuft diese erfolgreich, wäre eine solche Fusion der nächste Schritt", sagt Thies.

Ziel der geplanten SG wird es natürlich sein, dass Fußball in der Kreisstadt künftig nicht nur in der untersten Liga gespielt wird. "Wir haben richtig gute Jugendfußballer, die in wenigen Jahren zu den Aktiven hochrücken und denen wollen wir was bieten", sagt Thies.

In der kommenden Saison wollen beide Vereine aber zunächst noch alleine versuchen, die Kreisliga A verlassen. Sowohl der SV wie auch der FC wollen in der Runde 2012/13 in der Kreisliga A Weiselberg oben mitspielen. "Wenn einer den Aufstieg in die Bezirksliga schaffen würde, wäre das natürlich klasse", erklärt Zimmer. "Die SG wäre eine Art Probezeit. Verläuft diese erfolgreich, wäre eine Fusion der nächste Schritt."

Frank Thies, Vorsitzender des FC St. Wendel

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