Steuerhinterziehung Fahnder suchen Geld der Szenewirte

Saarbrücken · Geldwäsche-Ermittlungen gegen Angehörige der Inhaftierten. Millionenschweres Konto in Luxemburg beschlagnahmt.

 Die beiden Szene-Wirte bei dem Prozess vor dem Landgericht mit ihren Verteidigern Joachim Giring und Prof. Guido Britz (Mitte).

Die beiden Szene-Wirte bei dem Prozess vor dem Landgericht mit ihren Verteidigern Joachim Giring und Prof. Guido Britz (Mitte).

Foto: BeckerBredel

Zu jeweils drei Jahren und zehn Monaten Haft hat das Landgericht Anfang Dezember 2016 zwei bekannte Szenewirte vom St. Johanner Markt in Saarbrücken wegen Steuerhinterziehung im großen Stil verurteilt. Die Gastronomie-Unternehmer Bernd S. (56) und Luca B.(53), die zuvor vier Monate in Untersuchungshaft saßen, hatten im Prozess Geständnisse abgelegt und dafür Strafrabatt erhalten. Das Urteil ist rechtskräftig. Die beiden früheren Geschäftspartner (Coyote GmbH und Langenfeld) wurden nach Angaben aus Justizkreisen zwischenzeitlich in den offenen Vollzug verlegt.

Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken und die Steuerfahndung haben aber den Komplex rund um die Steuertricks durch Kassenmanipulationen der Wirte noch nicht komplett abgeschlossen. Ihre spannende Frage: Wo sind die hinterzogenen Millionen-Beträge gebunkert? Möglicherweise im Ausland, damit nach der Haftentlassung wieder ein aufwendiger Lebensstil finanziert werden kann? Der Verdacht der Ermittler: Geldwäsche. Nahe Familienangehörige der Szenewirte sollen die dem Fiskus vorenthaltenen Beträge auf Banken in Luxemburg und in Panama verwalten. Dies gelte möglicherweise auch für eine Immobilie in Panama, die mit hinterzogenen Steuern finanziert worden sein soll. Ein Zeuge, der angeblich eine der Markt-Kneipen pachten oder kaufen wollte, gab dazu offenbar Hinweise. Details zu im Ausland deponiertem Vermögen will er unmittelbar von einer Angehörigen erfahren haben. Konkret war wohl von zwei Millionen Euro auf einem Konto in Luxemburg die Rede.

Oberstaatsanwalt Christoph Rebmann, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, bestätigte jetzt auf Anfrage unserer Zeitung, dass gegen zwei Frauen und einen Mann aus dem Familienkreis der inhaftierten Szenewirte wegen Verdachts der Geldwäsche ermittelt wird. Bereits vor Monaten wurden mehrere Privatwohnungen und Büros durchsucht. Unter anderem besuchten die Fahnder damals auch eine heute 77-jährige Saarbrückerin. Es seien „Beweismittel und Vermögenswerte“ gesichert worden.

Nach SZ-Informationen existierten damals auch mehrere Haftbefehle, die allerdings von einem Richter nicht in Vollzug gesetzt wurden. Bei einer Frau, die als Steuerberaterin arbeitet, sollen mehrere Waffen und Munition beschlagnahmt worden sein.

Der St. Ingberter Anwalt Professor Guido Britz verteidigt die Steuerberaterin. Er sagt: „Meine Mandantin ist „sehr ungehalten“ über die Methoden der Ermittler, die auch Telefonate überwacht haben sollen. Britz spricht von „deutlich überzogenen Ermittlungsmaßnahmen“. Er habe bereits vor Monaten die „Einstellung des Verfahrens mangels Tatverdachts“ beantragt.

Derweil buchte das Finanzamt bei der Suche nach den Steuer-Millionen einen zählbaren Erfolg. Von einem Konto das bei einer Luxemburger Privatbank für Bernd S. geführt wurde, konnte mehr als eine Million Euro mit Amtshilfe der luxemburgischen Finanzverwaltung sichergestellt werden. Nach weiteren Vollstreckungen klingelten mehr als 500♦000 Euro in der Kasse des Fiskus. Dies ergibt sich unter anderem aus einem unanfechtbaren Beschluss des Finanzgerichts Saarbrücken, das einen Eilantrag des inhaftierten Gastronoms auf Aussetzung von Vollstreckungsmaßnahmen abgelehnt hat.

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