Gefahr durch Spam-Mails

Illingen. Das Angebot klang verlockend. 40 Prozent einer Erbschaft sollte Mevlüt Meyer überwiesen bekommen, satte 500000 Euro, direkt aus Afrika. Alles was der Illinger dafür tun musste: seine Kontonummer nennen. So stand es in einer E-Mail, die er vor einigen Wochen erhalten hat, der Absender: John Johnson, Rechtsanwalt in Nigeria. Seriös wirkte das Schreiben nicht

Illingen. Das Angebot klang verlockend. 40 Prozent einer Erbschaft sollte Mevlüt Meyer überwiesen bekommen, satte 500000 Euro, direkt aus Afrika. Alles was der Illinger dafür tun musste: seine Kontonummer nennen. So stand es in einer E-Mail, die er vor einigen Wochen erhalten hat, der Absender: John Johnson, Rechtsanwalt in Nigeria. Seriös wirkte das Schreiben nicht. "Obwohl wir uns nicht kennen, ich bin hoffnungsvoll, dass, was ich mit dir besprechen werde, uns zusammen holen wird", lautete der erste Satz. Mit "Ich erwarte deine schnelle Antwort" endete die Mail.Meyer antwortete tatsächlich. "Ich habe darum gebeten, mich in Ruhe zu lassen", erzählt der 51-Jährige. Er habe sofort vermutet, dass ihn jemand übers Ohr hauen will. Das Problem ist nur, dass John Johnson keine Ruhe gibt und Meyer nun ständig Mails bekommt. "Was soll das denn?", fragt er sich.Diese Frage stellen sich Millionen Internetnutzer jeden Tag. Schnäppchen-Angebote für Potenzmittel, dubiose Gewinnspiele oder noch dubiosere Erbschaften - gemeinsam ist solchen Mails: Sie sind Spam, das heißt unverlangt zugestellte Nachrichten, massenhaft versandt, oft Werbung. Und Spam nervt nicht nur, sondern kann gefährlich sein. "Manche Versender versuchen die Empfänger zur Preisgabe vertraulicher Daten zu verleiten oder abzuzocken", erklärt Nicole Mathis, Informatikerin und Internet-Expertin bei der saarländischen Arbeitskammer. "Teilweise verbreiten die Mails auch Viren oder Programme, die den Computer ausspionieren." Die Empfänger-Adressen haben die Spammer entweder von Adress-Händlern gekauft oder mit speziellen Programmen selbst im Internet gesammelt, etwa in Newsgroups oder Foren. Ein anderer Weg: Adressen erraten und abschicken auf Verdacht. "Das funktioniert überraschend gut", berichtet Mathis.Viele Möglichkeiten, sich vor Spam zu schützen, gibt es nicht. Die Versender sitzen häufig im Ausland. Wer dahinter steckt, ist schwer herauszufinden. Helfen können Spam-Filter, die aber auch ihre Tücken haben - und manchmal nicht nur die unerwünschte Werbung, sondern auch die lang ersehnte Mail des Enkels abblocken.Ansonsten gilt: Spam-Mails ungelesen löschen, niemals antworten, keine Anhänge öffnen. Deutet der Inhalt auf unlautere Machenschaften hin, hilft die Verbraucherzentrale. Ist eine kriminelle Absicht erkennbar, ist das Landeskriminalamt zuständig. Genau das gilt wohl für die Mail an Mevlüt Meyer. "Der Fall ist absolut typisch für ein bekanntes Vorgehen mit kriminellem Hintergrund, nämlich Geldwäsche", sagt Mathis.Eine Chance bleibt noch, wenn der Posteingang mit Spam überschwemmt wird. Mathis: "Das Postfach schließen und sich eine neue E-Mail-Adresse zulegen." Drastisch - aber wirkungsvoll. Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von Leser-Reporter Mevlüt Meyer aus Illingen. Sie haben auch Besonderes zu erzählen, Fotos gemacht? Dann schicken Sie uns alles als Leser-Reporter: per SMS/Fax, MMS mit Foto an Telefon (0681) 5959800, E-Mails an leser-reporter@sol.de.

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