Gedenken an Pogromnacht auch in Neunkirchen

Neunkirchen · Bei der Pogromnacht 1938 wurde auch die Synagoge in Neunkirchen zerstört. Auf dem Synagogenplatz am Oberen Markt in Neunkirchen wurde der Opfer der Reichspogromnacht gedacht.

Der 75. Jahrestag der Pogromnacht der Nationalsozialisten vom 9. auf den 10. November 1938 war auch in Neunkirchen Anlass zu einer Gedenkveranstaltung auf dem Synagogenplatz am Oberen Markt. Vorausgegangen war eine antifaschistische Stadtrundfahrt mit einem Bus. Dabei informierte Toni Holweck über Ereignisse in der Nazizeit, insbesondere über das Schicksal der Ost- und Fremdarbeiter. An der Gedenkfeier selbst nahmen nach Angaben von Georg Jung vom mitveranstaltenden Forum für Freiheit, Demokratie und Antifaschismus etwa 30 Personen teil. Dabei begrüßte der städtische Beigeordnete Sören Meng das ehrenamtliche Engagement in Neunkirchen, das dazu beitrage, dass solch historische Tage wie der 9. November nicht in Vergessenheit geraten. Dazu gehöre auch, dass in Wiebelskirchen in diesem Jahr die ersten Stolpersteine als Erinnerung an die Opfer des Faschismus gelegt wurden. Weitere werden im nächsten Jahr folgen. Die Arbeit des Forums werde von der Stadt Neunkirchen auch künftig Förderung erfahren, sagte Meng.

Georg Jung erinnerte an die historischen Wurzeln von Antisemitismus und Rassenhass, die in den Terroraktionen der Reichspogromnacht zum Ausbruch kamen. Dabei wurde am 10. November 1938 auch die Neunkircher Synagoge verwüstet, das Gebäude wurde angezündet und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Währenddessen saßen die Juden die man am Morgen zusammengetrieben hatte, in "Schutzhaft". Sie wurden später auf Lastwagen nach Saarbrücken zur Gestapo transportiert. Elf Neunkircher Bürger jüdischen Glaubens wurden später in Konzentrationslagern ermordet. Auch die Synagogen in St. Wendel, Ottweiler und Illingen wurden an diesem 10. November zerstört.

"Hass und Hetze gegen Minderheiten, Andersgläubige oder -denkende bedrohen nicht nur die unmittelbar Betroffenen, sie gefährden den Frieden, die Demokratie und letztlich jeden in unserer Gesellschaft", mahnte Georg Jung. "Den Opfern der Pogromnacht und den Toten des antifaschistischen Widerstandes werden wir am besten gerecht, wenn wir heute für Frieden, Abrüstung und Völkerversöhnung, für die Achtung der Menschenrechte, der Menschenwürde und für soziale Gerechtigkeit eintreten!" Jung forderte unter anderem, dass noch in diesem Jahr ein Antrag der Bundesländer auf Verbot der rechtsextremen NPD beraten und das Verbot beschlossen wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort