Für viele Saarländer ein Wunsch-Ministerpräsident

Saarbrücken. Schon sein Ehrentitel "Der gute Mensch aus Hülzweiler" sagt viel über den Mann aus: Bei Alfred Wilhelm steht Loyalität an erster Stelle. Hätten Beißfreude und persönliches Machtstreben diesen Politiker beherrscht, hätte er Ministerpräsident des Saarlandes werden können

Saarbrücken. Schon sein Ehrentitel "Der gute Mensch aus Hülzweiler" sagt viel über den Mann aus: Bei Alfred Wilhelm steht Loyalität an erster Stelle. Hätten Beißfreude und persönliches Machtstreben diesen Politiker beherrscht, hätte er Ministerpräsident des Saarlandes werden können. Doch er verzichtete auf diesen Weg, der zu einer Zerreißprobe der Christdemokraten an der Saar geführt hätte.

Dezember 1977. Franz Josef Röder führte als Ministerpräsident eine CDU/FDP-Regierung, als sein von ihm ungeliebter Kronprinz Werner Scherer nach Herz-Attacken als Kultusminister und CDU-Landesvorsitzender aufgeben musste. Damals riet der "alte Fuchs" Röder seinem Innenminister Alfred Wilhelm, sich um das Amt des Parteichefs zu bewerben, das auch die Nachfolge des Ministerpräsidenten bedeutet hätte. Wilhelm heute: "Wenn ich fünf Jahre jünger gewesen wäre, hätte ich mich beworben." So aber setzte sich der Bundestagsabgeordnete Werner Zeyer in einer Kampfabstimmung gegen Rechtspflegeminister Rainer Wicklmayr durch und wurde nach Röders urplötzlichem Herztod im Juni 1979 auch Ministerpräsident des Landes.

Das Verhältnis von Alfred Wilhelm zu Zeyer war äußerst distanziert. Zum offenen Bruch kam es, als der Regierungschef 1980 auf der Kabinettsliste keinen Platz mehr für den Minister aus dem Kreis Saarlouis hatte und den volkstümlichsten Trumpf aus seiner Mannschaft ausbootete. Wobei dieser ihm noch selbst einen Vorwand geliefert hatte, als er gelegentlich verkündete, er habe keine Lust mehr. Zeyer berief damals mehrere Professoren in seine Ministerriege ("Akademiker ohne Bindung zur CDU, zum Saarland und zur Bevölkerung").

Für Werner Zeyer kam es zum kleinen Waterloo: Bei der von den Mehrheitsverhältnissen her "sicheren" Wahl des Ministerpräsidenten fehlten ihm aus CDU und FDP drei Stimmen, erst im zweiten Anlauf ging die Wiederwahl glatt. Doch bei der Landtagswahl 1985 wurde er von Oskar Lafontaine und seiner SPD regelrecht "weggefegt": "Es war das traurige Ende einer ruinierten Partei und einer schwachen Regierung." Alfred Wilhelms Einschätzungen von heute beweisen, dass die ihm zugefügten Wunden auch gut 30 Jahre später noch nicht verheilt sind. Die persönlichen Erfahrungen in der Politik ließen ihn alle Ämter niederlegen. Wilhelm schied 1984 aus dem Landtag aus, dem er von 1965 an angehörte, drei Jahre als Vorsitzender der CDU-Fraktion. Dieser Aufgabe folgten die Berufungen zum Finanz- und Innenminister. Nach dem Tod seiner ersten Frau Frida 1990, der ihn tief getroffen hat, ist er wieder glücklich verheiratet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, wo der Unteroffizier an der Front mehrfach schwer verwundet wurde, begann er seine berufliche Laufbahn bei einer Industriemühle, wurde dann Vorstandsmitglied bei den Saarlouiser Kreisverkehrsbetrieben, ehe die Politik ihn mit Haut und Haaren in den Griff nahm. Mit Oskar Lafontaine, der ihm als Ministerpräsident den saarländischen Verdienstorden verliehen hat, pflegt der CDU-Mann ein freundschaftliches Verhältnis. Sein Fazit zu bewegten Jahren: "Ich hatte in meinem Leben viel Glück."

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