Für Respekt und Chancengleichheit

Saarbrücken. "Wir fühlen uns der Idee der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet", sagt Professor Reiner Feth, Vorsitzender des Landesverbandes des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland. "Zumindest wollen wir uns dieser nähern", ergänzt er

 Paritätisch (v.l.): Professor Reiner Feth (Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes), Ex-Handball-Profi Joachim Deckarm, seine Betreuerin Nicole Rosche und die Geschäftsleiterin des Saarbrücker "Hauses der Parität", Bernadette Hiery-Spaniol. Foto: Maurer

Paritätisch (v.l.): Professor Reiner Feth (Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes), Ex-Handball-Profi Joachim Deckarm, seine Betreuerin Nicole Rosche und die Geschäftsleiterin des Saarbrücker "Hauses der Parität", Bernadette Hiery-Spaniol. Foto: Maurer

Saarbrücken. "Wir fühlen uns der Idee der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet", sagt Professor Reiner Feth, Vorsitzender des Landesverbandes des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland. "Zumindest wollen wir uns dieser nähern", ergänzt er. "Unser Selbstverständnis ist, dass jeder Mensch den gleichen Respekt verdient und gleiche Chancen haben soll", erläutert auch Wolfgang Krause, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland. Neben der Lobbyarbeit für die Kranken und Schwachen dieser Gesellschaft verstehe sich der Verband als Dienstleistungs- und Mitgliederverband für soziale Unternehmen.

Unter dem Dach des Paritätischen versammeln sich in ganz Deutschland rund 10 000 Vereine, Organisationen, Einrichtungen und Initiativen. Darunter so bekannte Organisationen wie die Deutsche Aidshilfe, die deutsche Rheumaliga, der Arbeiter-Samariter-Bund, der Deutsche Kinderschutzbund, die SOS-Kinderdörfer oder Pro Familia und viele Selbsthilfegruppen aus dem Gesundheitsbereich. Im Saarland sind es insgesamt 500 Einrichtungen, die dem Paritätischen Wohlfahrtsverband angehören. "Eine wichtige Funktion als Dienstleistungsverband ist, dass die Mitglieder Rat in fachlichen, rechtlichen und organisatorischen Fragen erhalten sowie Hilfe bei der Finanzierung von Projekten", sagt Reiner Feth. "Wir sind Motor und Partner regionaler Sozialpolitik, kümmern uns um Pflegesätze, sitzen in politischen Ausschüssen, beteiligen uns an der Erarbeitung von Gesetzen, bieten juristische Beratung und vermitteln Zuschüsse der Glücksspirale." So erfüllten sie auch eine wichtige "Anwaltsfunktion" für Menschen die sozial benachteiligt seien. Arme und Senioren, Kinder und Behinderte gehörten vor allem dazu, Hilfe fänden aber auch junge Eltern und Jugendeinrichtungen.

Landesgeschäftsführer Wolfgang Krause betont, dass ein wesentliches Merkmal des Paritätischen die Selbsthilfe, das selbstbestimmte Leben sei. Ein gutes Beispiel dafür: Das "Haus der Parität" in Saarbrücken, eine der zwölf Tochtergesellschaften des Verbandes. Unter anderem leben in drei ihrer Häuser 40 körperbehinderte und schwerstmehrfach Behinderte barrierefrei in Einzelappartments und Wohngemeinschaften zusammen. "Die Versorgung von Schwerbehinderten ist im Saarland sehr gut", sagt Krause. "Die Idee zum betreuten Wohnen entstand in den 70er Jahren - damals gab es einen Einzelfall eines körperlich Behinderten, der eigentlich in ein Pflegeheim sollte."

Prominenter Mitbewohner

Für die Mitarbeiter des "Haus der Parität" sind die körperlich behinderten Menschen Mieter und Kunden. "Wir wollen keine abhängigen Mieter, sondern selbstständige Kunden", bekräftigt die Leiterin des Hauses, Bernadette Hiery-Spaniol. Prominenter Mitbewohner im Joachim Gräff Haus ist Joachim Deckarm. Der ehemals beste Handballspieler der Welt verunglückte am 30. März 1979 bei einem Europapokal des VFL Gummersbach in Tatabanya, Ungarn, schwer. Seitdem kämpft er mit den Folgeschäden, die er durch einen doppelten Schädelbasisbruch, Gehirnhautriss und Gehirnquetschungen erlitt. Der heute 55-jährige lebt seit 2004 im Gräff Haus und fühlt sich dort sehr wohl. Betreut wird er von seiner persönlichen Assistentin, Nicole Rosche. Sein Tagesablauf ist mit den verschiedensten Sporttherapien und Ergotherapie sehr straff durchorganisiert. In der Freizeit jedoch widmet sich der passionierte Schachspieler seinem liebsten Hobby.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, den Landeszuwendungen für Rheinland-Pfalz und das Saarland, Zuwendungen der Lotterie Glücksspirale und durch Erträge der eigenen sozialen Dienstleistungen.

Auf einen Blick

Der Paritätische Wohlfahrtsverband wurde am 7. April 1924 unter dem Namen "Vereinigung der freien privaten gemeinnützigen Wohlfahrtseinrichtungen Deutschlands e.V." in Berlin Charlottenburg gegründet. In der NS-Zeit wurde der Wohlfahrtsverband gleichgeschaltet und später aufgelöst. Die Neugründung erfolgte 1949. Der Paritätische Wohlfahrtsverband ist einer der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Er gliedert sich in 15 Landesverbände, für Rheinland-Pfalz und Saarland existiert ein gemeinsamer Verband. eh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort