Für ein Nebeneinander von Förder- und Regelschulen

Homburg. Die UN-Behindertenkonvention schreibt verbindlich vor, dass behinderte Kinder zusammen mit nicht behinderten Kindern lernen. Das saarländische Bildungsministerium rechnet im Zuge der Umsetzung der Behindertenkonvention (Artikel 24) damit, dass Förderschulen im Saarland geschlossen werden (wir berichteten)

 Der Leiter der Förderschule, Stefan Friderich, im Gespräch mit der SZ. Foto: Thorsten Wolf

Der Leiter der Förderschule, Stefan Friderich, im Gespräch mit der SZ. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. Die UN-Behindertenkonvention schreibt verbindlich vor, dass behinderte Kinder zusammen mit nicht behinderten Kindern lernen. Das saarländische Bildungsministerium rechnet im Zuge der Umsetzung der Behindertenkonvention (Artikel 24) damit, dass Förderschulen im Saarland geschlossen werden (wir berichteten). Das kann der Leiter der Staatlichen Förderschule körperliche und motorische Entwicklung in Homburg, Stefan Friderich, nicht verstehen. "Da soll ein gut funktionierendes System kaputt gemacht werden", sagte er.Im Gespräch mit der SZ sprach er sich dafür aus, dass die Förderschulen neben dem Modell der Inklusion weiter bestehen bleiben. Inklusion bedeutet das gemeinsame Unterrichten von behinderten und nicht behinderten Kindern an einer Regelschule. "Es gibt Kinder, für die ist es richtig gut, in einer Regelschule unterrichtet zu werden", erklärte er. Für schwerst-mehrfachbehinderte Kinder gebe es das notwendige Angebot aber eher an einer Förderschule. "Deshalb müssen Eltern die Wahlmöglichkeit haben, wo ihr Kind zur Schule gehen soll", erklärte er.

Eine weitere Schwierigkeit sieht er darin, Regelschulen barrierefrei umzubauen. "Es ist nicht damit getan, eine behindertengerechte Toilette einzurichten", sagte Friderich. Er befürchtet, dass behinderte Kinder an einer Regelschule zu Außenseitern werden könnten. "An Regelschulen ist immer nur ein Kind anders, bei uns sind es alle", sagte er.

160 Schüler aus dem ganzen Saarland besuchen zur Zeit die Förderschule. Dass die Eltern mit seiner Schule zufrieden sind, weiß Friderich aus einer Elternbefragung zur Qualität an der Schule am Webersberg. "Ein so eindeutig positives Ergebnis haben wir nicht erwartet", freute er sich. In dem Fragebogen konnten Eltern Rückmeldungen zu den Bereichen Erfolge und Ergebnisse der Schule, Unterricht, Schulkultur sowie Schulmanagement geben. "Die Eltern sind mit unserer Förderschule sehr zufrieden", sagte er. Die Befragung wurde im Rahmen des Modellversuchs Selbstständige Schule durchgeführt. Daran nehmen seit dem Schuljahr 2007/08 17 saarländische Schulen teil, wie etwa die Homburger Förderschule.

Über 90 Prozent der befragten Eltern hätten den Aussagen "Unser Kind besucht die Schule gerne" und "Wir können die Schule weiterempfehlen" zugestimmt. "Das ist ein Lob an unser Kollegium", sagte Friderich. Obwohl sich aus der Befragung keine Defizite ergeben hätten, will sich der Schulleiter nicht auf dem Ergebnis ausruhen. So will er etwa die Berufsberatung verbessern. "Wenn Schüler aus der Schule raus sind, möchten wir sie gerne weiter betreuen", erklärte er.

Auf einen Blick

Die Schule am Webersberg in Homburg ist eine Staatliche Förderschule zurkörperlichen und motorischen Entwicklung. 160 Kinder aus dem ganzen Saarland im Alter von sechs bis 19 Jahren besuchen die Ganztagsschule. Sie können dort auch ihren Hauptschulabschluss machen. Es gibt auch ein Internat. Seit 2007 ist Stefan Friderich dort Schulleiter. Das Team besteht aus 50 Mitarbeitern, 25 davon sind Förderschullehrer. son

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