Frühjahrsputz sucht helfende HändeGraffiti und Müll sollen wegEVS möchte aus Picobello ganzjährige Aktion machen

Die gute Nachricht zuerst: "Seit 2006 der Wertstoffhof in St. Wendel eröffnet wurde, ist die illegale Müllentsorgung in der Stadt stark zurückgegangen", sagt Jürgen Rauber vom städtischen Umweltamt. Rund 13 Tonnen illegal entsorgten Müll muss St. Wendel jedes Jahr einsammeln. "Früher war es aber fünf Mal so viel", sagt Rauber

 Das Froschmaskottchen Picollo kehrt mit seinem Namensgeber Sven Hahn. Der grüne putzige Geselle soll für die landesweite Frühjahrsputzaktion Picobello werben, die an diesem Wochenende in die Vollen geht. Foto: EVS

Das Froschmaskottchen Picollo kehrt mit seinem Namensgeber Sven Hahn. Der grüne putzige Geselle soll für die landesweite Frühjahrsputzaktion Picobello werben, die an diesem Wochenende in die Vollen geht. Foto: EVS

Die gute Nachricht zuerst: "Seit 2006 der Wertstoffhof in St. Wendel eröffnet wurde, ist die illegale Müllentsorgung in der Stadt stark zurückgegangen", sagt Jürgen Rauber vom städtischen Umweltamt. Rund 13 Tonnen illegal entsorgten Müll muss St. Wendel jedes Jahr einsammeln. "Früher war es aber fünf Mal so viel", sagt Rauber. Rund 220 Euro bezahlt die Stadt pro Tonne, die in der Müllverbrennungsanlage landet, macht zusammen rund 2860 Euro plus Personalkosten. Weiterer positiver Effekt laut Rauber: "Auch bei Picobello wird lange nicht mehr so viel Müll eingesammelt wie früher."Kaum Probleme vermeldet auch die Gemeinde Tholey. "Bei uns gibt es etwa vier bis fünf Fälle von illegal entsorgtem Müll pro Jahr", sagt Eric Hülsberg, Pressesprecher der Gemeinde. Vor allem Bauschutt und Grünschnitt muss der gemeindeeigene Bauhof entsorgen. Doch Tholey schafft den Müll nicht nur schnellstmöglich weg. Die Gemeinde macht die Fälle auch öffentlich und kürt im Amtsblatt das "Dreckschwein der Woche". Damit erhofft sich die Gemeinde Hinweise auf die Übeltäter, rechnet den Bürgern aber auch vor, wie wenig sie die Entsorgung über das Wertstoff-Zentrum oder die Kompostierungsanlage in Hasborn-Dautweiler kosten würde. So fallen für Grünschnitt, der mit dem Auto gebracht wird, nur 1,50 Euro an. Bei Anhängern oder anderen Fahrzeugen kostet die Entsorgung pro Tonne nur drei Euro.

"Viele meinen ja, dass Grünschnitt gar kein richtiger Müll ist, und kippen ihn dann irgendwo in die Natur", erklärt Caroline Müller vom Umweltamt Namborn. Dort werden geschnittene Äste und Zweige, aber auch gemähtes Gras gerne mal an Bachläufe gekippt. "Mit der Folge, dass es dann kleine Überschwemmungen gibt, wenn es viel regnet", sagt Müller. Die Gemeinde Namborn erfasst die Fälle illegal entsorgten Mülls nicht separat. "Hier werden jeden Freitag die Abfallbehälter geleert, zum Beispiel an den Bushaltestellen. Da wird dann jeder Müll mitgenommen." An solchen Abfallbehältern, aber auch an Glas- und Papiercontainern wird regelmäßig anderer Müll abgestellt. Mit solchen Problemen haben auch die übrigen Gemeinden im Kreis zu kämpfen. Marpingen kann zwar die Menge des illegal entsorgten Mülls nicht benennen, aber die Kosten, die für dessen Beseitigung anfallen. 2011 bezahlte die Gemeinde 1134 Euro dafür, im Jahr davor 996 Euro.

"Hier werden immer häufiger Autoreifen und andere Sachen, die nicht am Wertstoffhof abgegeben werden können, illegal entsorgt", erklärt Robert Herrler von der Gemeinde Nohfelden. "Aber es stand auch schon mal eine Couchgarnitur auf dem Feldweg." Die Gemeinde Freisen kämpft eher mit Hausmüll. "An abgelegenen Straßen und im Wald wird hier immer wieder Hausmüll entsorgt. Immer an den gleichen Stellen, deshalb gehen wir davon aus, dass es sich um dieselben Leute handelt", heißt es beim Bauhof der Gemeinde. Pro Monat müssen die Mitarbeiter des Bauhofs fünf bis sechs Kubikmeter illegal entsorgten Hausmülls wegschaffen. "Das ist schlimmer geworden in den vergangenen Jahren", sagt ein Mitarbeiter. In Oberlinxweiler hat sich Widerstand gegen eine besondere Art der Umweltverschmutzung formiert. "Der Mac-Müll muss aus den Straßen und der Landschaft verschwinden" heißt eine Resolution, die auf Antrag der SPD-Fraktion im Ortsrat verabschiedet wurde. Sie richtet sich gegen den Verpackungsmüll von Fastfood-Ketten, der von Autofahrern aus dem Fenster "entsorgt" wird und dann am Straßenrand, auf Gehwegen oder sogar in Vorgärten landet. Der Ortsrat fordert die beiden Fastfood-Restaurants in der Nähe auf, den Müll auch in Oberlinxweiler selbst aufzusammeln.

Den Umweltsündern selbst ist nur schwer beizukommen, zumal die Strafen sehr gering sind. "Wenn jemand Müll aus dem Auto wirft, gilt nur als Ordnungswidrigkeit und wird mit zehn Euro bestraft", erklärt Polizeioberkommissar Karl-Heinz Fischer von der Polizei St. Wendel. "Da ist auch keinerlei Lerneffekt dabei. Es würde mehr bringen, wenn diese Leute den Müll selbst einsammeln müssten", meint er.

Den gleichen Ansatz, aber präventiv statt als Strafe, verfolgt die Picobello-Aktion. Wer den Müll einmal aus der Natur entfernt hat, wirft ihn nicht wieder hin. Und hilft gleichzeitig seinem Heimatort. Deshalb ist die Arbeit, die die Freiwilligen jedes Jahr anlässlich der Picobello-Aktionstage leisten, für viele Gemeinden so wichtiger. In Freisen sind nach Auskunft der Gemeinde 50 Kubikmeter Müll gesammelt und entsorgt worden. Auch dieses Jahr unterstützen die Gemeinden die fleißigen Helfer, transportieren und entsorgen den Abfall. "Bei Picobello sind die Container immer voll", lobt Robert Herrler von der Gemeinde Nohfelden. Auch Marpingen und Namborn loben die freiwilligen Helfer. Putztage im St. Wendeler LandPicobello sauber soll's im Landkreis St. Wendel werden. Zu der landesweiten Aktion starten dazu heute und morgen Initiativen, um Müll wegzuräumen. Die SZ informiert, wo was los ist und wer mitmacht. St. Wendel: Wie in den Jahren zuvor entfernt die Initiative Sicherer Landkreis (ISL) auch am Samstag Graffiti in und um St. Wendel. In Winterbach trifft sich die Dorfgemeinschaft um zehn Uhr am Sportplatz. In Leitersweiler sammelt die Jugendfeuerwehr, Treffpunkt ist um zehn Uhr am Gerätehaus. Wer spontan mithelfen will, kann sich um zehn Uhr am Dorfgemeinschaftshaus einfinden. In Niederkirchen beteiligen sich am Samstag die Jugendfeuerwehr und die Jagdgenossenschaft Marth. Dazu sind weitere Aktionen an der Schule und dem Kindergarten geplant. Treffpunkt ist um 9.30 Uhr in Marth an der Feuerwehr. Der Ortsvorsteher und die Dorfinteressengemeinschaft Leitersweiler sammeln erst am Samstag, 10. März. Treffpunkt ist um neun Uhr auf dem Dorfplatz.

Freisen: In Freisen sammelt die THW-Jugend am Samstag. Auch Eitzweiler beteiligt sich an Picobello. Die Säuberungsaktion soll von zehn bis zwölf Uhr stattfinden. Treffpunkt ist am Dorfgemeinschaftshaus.

Marpingen: In Marpingen helfen Jugendfeuerwehr, Tennisclub, DJK, Freiwillige Ganztagsschule, Fischerei- und Naturschutzverein Kimp beim Aufräumen. In Berschweiler sind die Kita Flic-Flac, VfB, SPD und CDU, Jugendfeuerwehr, Agendagruppe Dorf und Landschaft sowie Tischtennisverein im Einsatz. In Alsweiler beteiligen sich der Kindergarten und Einzelpersonen, in Urexweiler die Jugendfeuerwehr und Nabu-Jugend.

Nonnweiler: In Mariahütte räumt die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung heute Nachmittag Müll weg. In Schwarzenbach sind heute und morgen Einzelpersonen im Einsatz. Am Samstag sammeln in Nonnweiler die Ortsräte Müll ein, in Bierfeld und Sitzerath sind die Ortsräte gemeinsam mit den Jugendfeuerwehren im Einsatz für Sauberkeit.

Namborn: In Namborn sammeln die Kinder der Kindertagesstätte sowie eine Gruppe um den Ortsvorsteher und den Ortsrat, in Hirstein räumt ebenfalls die Kita auf. Der Kindergarten in Hirschweiler hat bereits am Montag Müll aufgesammelt. In Eisweiler-Pinsweiler treffen sich die Helfer morgen um neun Uhr am Kinderspielplatz.

Nohfelden: Am Samstag sammeln die Walhauser Vereine, die Feuerwehr Eisen, der Bund Naturschutz Obere Nahe in Selbach, die Interessengemeinschaft Jäger in Eiweiler sowie Gruppen um die jeweiligen Ortsvorsteher in Nohfelden und Türkismühle den Müll aus. In Sötern räumt die Gruppe um den Ortsvorsteher gemeinsam mit Grundschülern erst am Samstag, 10. März, auf.

Tholey: Die Freie-Bürger-Liste Theley sammelt am Samstag. Treffpunkt ist um 13 Uhr auf dem Kinderspielplatz. red

St. Wendel/Saarbrücken. Für den Picobello-Aktionstag haben sich im Kreis St. Wendel 76 Gruppen mit 7361 Teilnehmern beim Entsorgungsverband Saar (EVS) angemeldet. Spitzenreiter ist die Gemeinde Marpingen mit 18 Gruppen, dahinter folgen St. Wendel (17), Tholey (13), Nohfelden (8), Freisen und Nonnweiler (je 7), Namborn (4) und Oberthal (2). "Wir sind sehr froh über diese Zahlen, es sind in den letzten Tagen immer mehr Anmeldungen eingetroffen", sagt EVS-Pressesprecherin Marianne Lehmann. Darunter sind besonders viele Schulen, Kindergärten und Jugendgruppen, "aber auch alle übrigen gesellschaftlichen Gruppen". Mittlerweile engagierten sich auch Unternehmen bei der saarlandweiten Aktion. Der EVS, der die Picobello-Aktion seit vergangenem Jahr koordiniert, möchte aus dem Frühjahrsputz eine ganzjährige Aktion machen. "Deshalb haben wir einen Kreativwettbewerb ins Leben gerufen, der nach der Sammelaktion beginnt und über das ganze Jahr geht", erklärt Lehmann. Bei dem Wettbewerb können Gruppen und Einzelpersonen Ideen einreichen, um längerfristige nachhaltige Aktionen rund um die Themen Abfallentsorgung und Wertstofferhalt umzusetzen. "Wir wollen damit den Aspekt Nachhaltigkeit besonders thematisieren", sagt die EVS-Sprecherin. Doch der EVS prämiert auch besondere Sammelaktionen, etwa wenn sich ein Ort besonders stark engagiert, einzelne Sammler schon seit Jahren bei Picobello mitmachen oder sich besondere Sammelaktionen ausgedacht haben. "Es hängt viel an den handelnden Personen vor Ort. Da stehen immer sehr engagierte Menschen dahinter, das ist beachtlich", meint Marianne Lehmann. uo

Alle Infos zum Wettbewerb gibt es beim EVS oder im Internet.

saarland-picobello.de

"Es stand auch schon eine Couchgarnitur auf dem Feldweg."

Robert Herrler, Gemeinde Nohfelden

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