Frauentag „Feminismus ist für uns Frauen eine Frage der Existenz“

Saarbrücken · Rund 200 Menschen folgten dem Aufruf eines Aktionsbündnisses zum Frauenstreik und demonstrierten in Saarbrücken für mehr Gleichberechtigung.

 Als Zeichen des Protests gegen die „Abtreibungsparagrafen“ malten sich viele Demo-Teilnehmerinnen lila Kreuze auf die Wangen.

Als Zeichen des Protests gegen die „Abtreibungsparagrafen“ malten sich viele Demo-Teilnehmerinnen lila Kreuze auf die Wangen.

Foto: Iris Maria Maurer

Ein Kampftag war der Frauentag, als er 1911 eingeführt wurde, in erster Linie, um endlich das Frauenwahlrecht zu bekommen. Das gibt es nun in Deutschland seit 100 Jahren. Ein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen? Noch lange nicht, meint das „Aktionsbündnis zum Internationalen Frauenstreik“ und ging am Frauentag in Saarbrücken auf die Straße. Rund 200 vor allem junge Menschen (und nicht nur Frauen) zogen von der Europa-Galerie in Saarbrücken zum St. Johanner Markt – als Zeichen der Solidarität mit Frauen weltweit, die sich gegen patriarchale Strukturen auflehnen.

Handlungsbedarf gebe es genug, auch in Deutschland, sagte Lisa Schneider, Sprecherin des Bündnisses. „Die aktuellen Debatten über die ,Abtreibungsparagraphen’ sind ein gutes Beispiel dafür, dass es nach wie vor einer starken feministischen Bewegung bedarf.“ Und: Gerade in Saarbrücken, der „Hochburg des Prostitutionsgewerbes“, begegneten einem Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen täglich auf der Straße. Anstatt die Frauen zu schützen und zu unterstützen, würden sie durch immer neue Auflagen an den Rand der Gesellschaft gedrängt. „Feminismus ist für uns Frauen eine Frage der Existenz“, sagte eine Sprecherin der Grünen Jugend. Dann nämlich, wenn frau sich nachts auf der Straße oder beim eigenen Partner nicht sicher fühlen kann. Sie habe selbst sexuelle Gewalt erlebt und wolle nicht länger schweigen.

Das Aktionsbündnis hat sich erst vor vier Wochen zusammengefunden. Dahinter stecken die Grüne Jugend, die Linksjugend, ConnAct Saar, die Antifa und der Arbeitskreis Feminismus. „Wir wollen einen kämpferischen, lauten Feminismus“, sagte Schneider. Sind ihnen die existierenden Frauenverbände zu zahm? „Mehr können nie schaden.“ Außerdem fehle es den bisherigen Bewegungen etwas an Vielfalt. „Sie sind sehr bürgerlich und vertreten einen Feminismus für weiße Frauen.“ Als ein Gegenprogramm zu den rund 40 Veranstaltungen, die Gewerkschaften, Frauenverbände und andere Organisationen in Saarbrücken am Frauentag auf die Beine stellten, versteht man sich nicht, „eher als Ergänzung“, sagte Schneider.

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