Finanzkrise zwingt Anleger zum Umdenken

Homburg. Rohstoffe können in einem Anlage-Portfolio neben Aktien, Anleihen, Immobilien und liquiden Mitteln "eine beruhigende, ausgleichende Rolle spielen", stellt Volker Kern, Firmenkunden-Anlageberater bei der Kreissparkasse Saarpfalz, fest

 Auch Rohstoffe, hier Eisenerz-Abbau in Australien, können als Geldanlage eine interessante Rolle spielen. Foto: SZ/BHP Billiton

Auch Rohstoffe, hier Eisenerz-Abbau in Australien, können als Geldanlage eine interessante Rolle spielen. Foto: SZ/BHP Billiton

Homburg. Rohstoffe können in einem Anlage-Portfolio neben Aktien, Anleihen, Immobilien und liquiden Mitteln "eine beruhigende, ausgleichende Rolle spielen", stellt Volker Kern, Firmenkunden-Anlageberater bei der Kreissparkasse Saarpfalz, fest. In der Finanzkrise 2008/09 habe jedoch dieser Ausgleich von Verlusten bei den anderen Asset-Klassen durch Rohstoffe nicht mehr funktioniert, weil überall fallende Kurse zu verzeichnen waren. Kern rät aber weiterhin zu einem Depot-Anteil von zehn bis 15 Prozent und verweist auf die breite Palette an Produkten von Edel- und Industriemetallen über Agrarrohstoffe und Viehwirtschaft bis zu Öl und Gas sowie deren unterschiedliche oft gegenläufige Preisentwicklung. So stieg etwa der Preis für Palladium, das für Autokatalysatoren benötigt wird, binnen Jahresfrist um 130 Prozent, während bei Weizen und Mais Rückgänge von 20 und 17 Prozent zu verzeichnen waren. Da es dem Anleger meist schwer fallen wird zu entscheiden, welche Segmente interessant sind, empfehlen sich hier Fonds und Zertifikate, die einen breiten Rohstoffmarkt/-index nachbilden. Weil kein Anleger Interesse daran hat, Rohöl oder Weizen bei sich zu lagern, wird der Handel mit Rohstoffen meist über Terminkontrakte an den Warenterminbörsen abgewickelt, auf denen diese Fonds und Zertifikate aufbauen. Als Anlagemöglichkeiten nennt Kern zum Beispiel den Sparkassen-Fonds DekaCommodities. Mit diesem Fonds nimmt der Anleger an der Preisentwicklung für Energie, Erdgas, Erdöl, Industriemetalle, Vieh und landwirtschaftliche Produkte teil. Der Anleger kann aber auch indirekte Rohstoff-Anlagemöglichkeiten nutzen. Kern verweist auf Aktienfonds, deren Schwerpunkte bei Aktien von Unternehmen liegen, die Rohstoffe, Öl und Gas fördern und vertreiben. Ebenso sind Aktienmarkt-Entwicklungen der Schwellenländer Brasilien und Russland oft "rohstoffgetrieben". So bestehen zum Beispiel klassische Schwellenländer-Aktienfonds wesentlich aus den Rohstoff-Riesen Gazprom, Lukoil, Rio Tinto, Petrobras und anderen und somit oft zur Hälfte aus Rohstoff- und Energieunternehmen. Die Erfahrungen aus der Lehman-Pleite veranlassen Kern zu der Empfehlung, die Fondsanlage der Anlage in Indexzertifikaten vorzuziehen. Mit diesen Zertifikaten lässt sich zwar ebenso wie mit Fonds die Wertentwicklung von Rohstoffen abbilden, aber letztlich sind alle mit dem Risiko behaftet, dass der Emittent des Zertifikats zahlungsunfähig wird. Mit dem Emittentenrisiko sind auch die Exchange Traded Commodities (ETC) belastet, Inhaberschuldverschreibungen, die die Wertentwicklung von Rohstoffen abbilden. Auch noch über andere Aspekte sollte sich der Anleger klar sein, rät Kern. Die Preise schwanken stark und sind weniger durch fundamentale Nachfrage als vielmehr durch spekulative Anleger am Markt geprägt. Vor allem hat der Anleger das Währungsrisiko zu bedenken. Für Rohstoffe ist der Dollar die Handelswährung. Um dieses Risiko (aber letztlich dann auch die Währungschancen) auszuschließen, bieten Zertifikate-Emittenten Quanto-Produkte an. Aber auch hier hat der Anleger die Qual der Wahl, denn laut Kern sind an den deutschen Börsen von über 14 000 angebotenen Rohstoff-Zertifikaten 4 000 "währungsbereinigt".

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