"Feudale Strukturen" im Schloss?Regionalversammlung stimmt Gebühren im VHS-Zentrum zu

Saarbrücken. Dass sich die Verwaltungsspitze des Regionalverbandes in einer öffentlichen Sitzung in die Haare kriegt, ist eher selten. Doch am Donnerstag gerieten Regionalverbandsdirektor Ulf Huppert, FDP, und die Beigeordnete Elfriede Nikodemus, SPD, heftig aneinander. Anlass war ein Beschlussvorschlag zur Änderung der Geschäftsverteilung in der Verwaltung

Saarbrücken. Dass sich die Verwaltungsspitze des Regionalverbandes in einer öffentlichen Sitzung in die Haare kriegt, ist eher selten. Doch am Donnerstag gerieten Regionalverbandsdirektor Ulf Huppert, FDP, und die Beigeordnete Elfriede Nikodemus, SPD, heftig aneinander. Anlass war ein Beschlussvorschlag zur Änderung der Geschäftsverteilung in der Verwaltung. Der schulpsychologische Dienst, bisher in der Verantwortung von Nikodemus, sollte zum Fachbereich "Soziales und Gesundheit" wechseln. Dessen Chef ist Huppert. In der Vorlage zur Sitzung heißt es, die drei Psychologen befürworteten die neue Zuordnung. Sie seien auch im Gesundheitsamt untergebracht. Als Huppert aber von einem fairen Verfahren sprach, riss Nikodemus der Geduldsfaden: "Das ist mir gegenüber nicht fair gelaufen." Sie habe erst per Mail von dieser Änderung erfahren. Es wäre besser gewesen, darüber zu reden. Sie wisse bis heute nicht, warum die Schulpsychologen nun Huppert untergeordnet werden, sagte Nikodemus: "Das ist mir nie erklärt worden." Huppert entgegnete, im vergangenen Jahr habe eine Diskussion über geeignete Räume für die Schulpsychologen begonnen. Es habe Gespräche gegeben, an denen er nicht beteiligt gewesen sei. Ergebnis: Die Psychologen hätten ins Gesundheitamt in der Stengelstraße gewollt. Huppert: "Ich habe versäumt, Sie darüber zu informieren. Ich habe mich entschuldigt." Das reichte der Opposition nicht. Volker Schmidt, SPD, sagte an die Adresse Hupperts: "Das hier ist nicht Ihre Entscheidung. Noch entscheidet hier die Versammlung." Schmidt warf dem Regionalverbandsdirektor ein sonderbares Demokratieverständnis vor. Die Geschäftsverteilung soll bereits vor der Entscheidung in der Versammlung intern geändert worden sei. Von Huppert wollte Schmidt den "inhaltlichen Grund" wissen, warum die Schulpsychologen nun ihm unterstellt werden sollen. Stephan Körner, Grüne, warf Huppert "feudale Strukturen" in der Verwaltungsspitze vor. Er habe nur das Argument für den Wechsel gehört, "weil die Mehrheit das so will". Die CDU/FDP-Koalition nahm dazu keine Stellung, setzte die Änderung gegen die Stimmen von Grünen und SPD aber durch. Regionalverband. Die neuen Gebühren für das VHS-Zentrum hat die Regionalversammlung am Donnerstag beschlossen. Nur die Grünen stimmten dagegen. Fraktionschef Stephan Körner sprach von einer deutlichen Erhöhung. Das treffe viele Vereine und Verbände gerade in der Wirtschaftskrise. Manfred Hayo, CDU, widersprach ihm. Zum Teil seien die neuen Gebühren sogar geringer, der frühere Heizkostenzuschuss im Grundpreis nun enthalten. 685 Euro müssen Nutzer künftig für fünf Stunden bezahlen (wir berichteten). Hayo betonte, die Nutzer könnten das VHS-Zentrum nicht zum Nulltarif haben. Karlheinz Wiesen, SPD, fand die neuen Gebühren vertretbar. Bei den Zusatzleistungen mahnte er aber an, Vereine sollten im großen Saal selbst die Stühle aufstellen können, um Kosten zu sparen. Auch eine eigene Bewirtung der Gäste müsse den Vereinen gestattet sein, sagte er. Deshalb sollte am Jahresende geprüft werden, ob die Gebührensatzung eventuell geändert werden müsse. Regionalverbandsdirektor Ulf Huppert wies nochmal daraufhin, dass für die Volkshochschule der Grundpreis entfalle. smMeinung

Unnötiger Affront

Von SZ-RedakteurMarkus Saeftel Es ist unverständlich, warum Regionalverbandsdirektor Ulf Huppert kurz vor seinem Abgang mit der Beigeordneten Elfriede Nikodemus um die Schulpsychologen streitet. Seine Amtszeit endet ja schon im Juni kurz nach der Direktwahl. Wenn er die Verantwortung an sich ziehen will, dann hätte er mit Nikodemus darüber reden müssen. Wenn sie das wirklich erst per Mail erfahren hat, ist das ein Skandal. Da hilft Hupperts Hinweis auf die Entschuldigung nur wenig. Dass die beiden nicht miteinander können, ist schon lange gemunkelt worden. Jetzt ist der Streit offen ausgebrochen. Man kann ja darüber diskutieren, ob die Schulpsychologen im Fachbereich Gesundheit besser aufgehoben sind als bei den Schulen, für die Nikodemus zuständig ist. Dann muss Huppert das aber schlüssig begründen. So bleibt der Verdacht, dass persönliche Animositäten der wahre Grund sind. Eine souveräne Amtsführung ist das nicht.

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