Fette Saar-Fische weiter zu giftig

Saarbrücken. Der saarländische Umweltstaatssekretär Klaus Borger (Grüne) hat gestern vor Journalisten in Saarbrücken die Verzehrwarnung für die fettreichen Saar-Fisch-Arten Aal, Wels, Karpfen und Brasse erneuert, die nach der Feststellung hoher Belastungswerte mit dem Krebs-Gift PCB (polychlorierte Biphenyle) im Frühjahr erlassen worden war

Saarbrücken. Der saarländische Umweltstaatssekretär Klaus Borger (Grüne) hat gestern vor Journalisten in Saarbrücken die Verzehrwarnung für die fettreichen Saar-Fisch-Arten Aal, Wels, Karpfen und Brasse erneuert, die nach der Feststellung hoher Belastungswerte mit dem Krebs-Gift PCB (polychlorierte Biphenyle) im Frühjahr erlassen worden war. "Nach neuesten Untersuchungsergebnissen des Fraunhofer-Instituts können wir leider keine Entwarnung geben", sagte Borger. Da die gesundheitsgefährdenden PCB-Werte bei fettärmeren Zandern und Barschen jetzt niedriger als bei der vorhergehenden Probe lägen, sei hier keine Verzehrwarnung auszusprechen. "Fettreiche Arten nehmen deutlich mehr Schadstoffe auf als weniger fette. Je älter der Fisch ist, desto mehr Zeit habe er, Gifte im Fettgewebe zu speichern. Wobei den Fischen selbst die PCB nicht schaden würden.

Unklarheit herrscht weiterhin über die Ursachen der PCB-Verschmutzung der Saar und ihrer Nebenflüsse. Borger berichtete, dass unterhalb des Zuflusses der Rossel in die Saar die höchsten Werte bei den gefangenen Fischen gemessen wurden, vor allem im Bereich Lisdorf und Saarlouis. "Eine Quelle ist sicher der Bergbau, wo bis in die 80er Jahre PCB-haltige Hydraulik-Öle verwendet wurden", so Borger. Die RAG habe mit der begonnenen Untersuchung des Wassers, das aus den stillgelegten Gruben abgepumpt und in Reden in die Blies eingeleitet wird, "ihre Hausaufgaben gemacht", betonte Borger. Allerdings seien die bereits vorliegenden Werte unterhalb der Nachweisgrenze, was nach Ansicht des Gewässerbiologen im Umweltministerium Adam Schmitt auch mit der Probengewinnung zusammenhängt. Es seien zu wenige Schwebteilchen im Wasser gewesen. So blieb Borger bei der Ursachenfrage eine Antwort schuldig.

Entdeckt wurde die Belastung der Saar-Fische, nachdem die Grenzwerte für die PCB-Belastung auf Bundesebene Ende 2009 gesenkt wurden. Daraufhin seien in der Umweltprobenbank des Bundes die eingefrorenen Proben von Saar-Fischen bis ins Jahr 1995 zurück nochmal unter die Lupe genommen worden - mit dem erschreckenden Ergebnis. "Vor allem gründelnde Fische sind belastet. Und wenn von Hochwasser oder Schiffen Sedimente aufgewirbelt werden, kann eine entsprechende Giftaufnahme erfolgen", so der Staatssekretär.

Der Präsident des Fischereiverbandes Saar Werner Becker, der etwa 14 500 Hobby-Angler vertritt, übte Kritik am Umweltministerium. "Warum werden wir erst so spät über die Belastungsergebnisse informiert? Die Fischer sind am meisten geschädigt, die die Saar wirklich lieben", sagte Becker auf SZ-Anfrage. "Ich esse auch weiterhin Karpfen und Welse aus der Saar, schließlich werden die filettiert, das Fett, in dem die Gifte eingelagert sind, wird rausgeschnitten", erklärte Becker.

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