Feste Namen erst ab dem 19. Jahrhundert

Merzig-Wadern. Dies war natürlich auch im Interesse der Obrigkeit, weil damit steuerliche Erfassungen erleichtert wurden. Diese Tendenz zur Namensbildung verdeutlichte sich auch in den heute noch existierenden kirchlichen Quellen. Allerdings reichen die Kirchenbücher nicht in allen Pfarreien in die Zeit vor 1700 zurück

 Bei vielen Namen standen Berufsbezeichnungen Pate, so wie beim Schmied und "Schmidt". Foto: SZ

Bei vielen Namen standen Berufsbezeichnungen Pate, so wie beim Schmied und "Schmidt". Foto: SZ

Merzig-Wadern. Dies war natürlich auch im Interesse der Obrigkeit, weil damit steuerliche Erfassungen erleichtert wurden. Diese Tendenz zur Namensbildung verdeutlichte sich auch in den heute noch existierenden kirchlichen Quellen. Allerdings reichen die Kirchenbücher nicht in allen Pfarreien in die Zeit vor 1700 zurück. Eine gesetzliche Grundlage zur Führung eines zweiten Namens gab es zu jener Zeit noch nicht.Da die meisten Menschen seinerzeit weder lesen und schreiben konnten, wurden die Familiennamen oft auf verschiedene Weise niedergeschrieben. Ein Schreiber erfasste die Namen nach Gehör. War er nicht ortskundig, wurden Namen häufig entstellt und verfremdet. Es war früher belanglos, ob Meier mit "-ai-", "-ey-" oder "-ay-" oder Schmidt mit "-dt" oder "-tt" geschrieben wurde. Von Bedeutung bei der Erfassung von Namen war auch der regionale Dialekt, wodurch bei der Niederschrift durch die phonetische Weitergabe sich Änderungen in der Schreibweise ergaben. Übrigens hatten Familiennamen bis zum 18. Jahrhundert bei weiblichen Familienmitgliedern vereinzelt eine "weibliche" Endung wie zum Beispiel Müller - Müllerin. Erst als in der Folge der Französischen Revolution die Revolutionstruppen hier einmarschierten und die Herrschenden vertrieben, wurden als Folge der Annexion an Frankreich 1792 Zivilregister eingeführt, wobei alle Geburten, Heiraten und Sterbefälle in Anwesenheit von Zeugen amtlich beurkundet werden mussten. Im linksrheinischen Gebiet wurde mit Erlass des Rheinischen Gesetzes vom 23. August 1794 eine andere Führung als die der Familien- und Vornamen nach Geburtsurkunde verboten. Diese Unveränderlichkeit wurde von den Preußen übernommen. Nach einer königlichen Verordnung vom 30. Oktober 1816 (betreffend die Namensführung) und einer Kabinettsorder vom 15. April 1822 (betreffend die Namensänderung) waren in Preußen die Familiennamen in der Form, wie sie geführt wurden, festgeschrieben ("versteinert"). Seitdem haben sich Familiennamen bei Beurkundungen in überwiegend gleicher Form bis heute erhalten. Die Pastöre aber, die die Lebensdaten der Menschen in den Kirchenbüchern erfassten, scherten sich kaum um die staatlichen Vorgaben und schrieben die Namen weiterhin nach Gehör nieder. Mit der Einführung des behördlichen Standesamtes kam 1874 in Deutschland der Prozess zur Ausbildung fester erblicher Familiennamen zum Abschluss. Damit wurde die Schreibung des Familiennamens verbindlich; so konnte man auch nicht mehr zwischen der Schreibung mit C und K oder zwischen einfachem s und Doppel-s wechseln, wie es bis dahin noch möglich war. Wolfgang Reget> Wird fortgesetzt. "Da die meisten Menschen seinerzeit weder lesen und schreiben konnten, wurden die Familiennamen oft auf verschiedene Weise niedergeschrieben."Wolfgang Reget

Auf einen blickWoher stammt mein Name? Antworten auf diese Frage kann möglicherweise Namensforscher Wolfgang Reget geben: Exklusiv für die SZ geht Reget ab sofort der Herkunft von Namen auf den Grund. Regelmäßig wird er sich zu bekannten und verbreiteten Namen aus unserer Region äußern. Dabei greifen wir auch Anregungen der Leser auf. Schicken Sie uns den Namen, zu dem sie nähere Informationen interessieren. Wolfgang Reget wird überprüfen, was er zu Ihren Namen in Erfahrung bringen kann. Reichen Sie Ihre Vorschläge per Post an unsere Redaktion ein unter der Adresse: SZ-Lokalredaktion Merzig, Poststraße 47, 66663 Merzig. Sofern die Nachforschungen von Wolfgang Reget etwas zur Herkunft dieses Namens ans Licht bringen, werden wir dies in unserer Ausgabe veröffentlichen. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort