Das war er also, mein erster "Kalter Mittwoch" als Wahl-Saarländer. Und ich muss sagen: Der Brauch zum evangelischen Buß- und Bettag hat schon etwas für sich. Leckere Koteletts in heißer Glut zu grillen, ist nicht die schlechteste Idee. Auch wenn es mich gewundert hat, dass in dieser katholischen Region ein evangelischer Feiertag überhaupt wahrgenommen wird.Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Auch die Saarländer hatten bis 1995 an diesem Tag frei. Dann kam Norbert Blüm und strich diesen gesetzlichen Feiertag. Das passt den überwiegend katholischen Saarländern bis heute nicht: "Da hat uns der Blüm diesen schönen Feiertag gestohlen", schimpft ein Kollege. Die anderen nicken zustimmend.Um es ein für alle Mal klarzustellen: Wenn überhaupt, dann hat man UNS protestantischen Norddeutschen diesen Tag weggenommen! Es ist eine dieser schreienden Ungerechtigkeiten unseres föderalen Staates: Im hohen Norden gibt es keinen einzigen evangelischen Feiertag, den die arbeitende Bevölkerung allein für sich beanspruchen kann. Dagegen wimmelt es hierzulande geradezu von katholischen Feiertagen, von denen viele Menschen nördlich von Hannover nie etwas gehört haben. Mariä Himmelfahrt? Fronleichnam? Allerheiligen? Für Norddeutsche sind das böhmische Dörfer. An diesen Tagen gucken mich meine Freunde aus Niedersachsen ebenso verwundert wie neidisch an, weil ich zuhause auf der faulen Haut liege. Dann ist es besonders schön, Wahl-Saarländer zu sein.Gerrit Dauelsberg stammt aus dem niedersächsischen Delmenhorst. Sein Volontariat bei der SZ hat ihn für drei Monate nach Merzig verschlagen. Als Zugereister schildert er Eindrücke aus seiner Wahlheimat.