Junge Liberale FDP-Jugend will Englisch als zweite Verwaltungssprache

Saarbrücken · Für Jubel ist es zu früh, Grund für Optimismus gibt es für die FDP jedoch: Umfragen sehen die Partei derzeit mit acht und neun Prozent wieder im Bundestag. Doch der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen (Julis), Konstantin Kuhle, mahnt anlässlich einer Wahlkampfschulung in Saarbrücken zu Bescheidenheit: „Der Einzug der FDP ist nicht sicher.“

 Der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Konstantin Kuhle 

Der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Konstantin Kuhle 

Foto: JuLis/Reiner Allgeier

Es gebe Aufwind: Seit Jahresbeginn hätten die Julis bundesweit 1300 neue Mitglieder gewonnen, davon 30 im Saarland. Dies liege nicht am „Schulz-Effekt“ rund um den SPD-Spitzenkandidaten, glaubt der 28-Jährige, sondern sei eine Reaktion auf die Wahl von Donald Trump und den Brexit.

Im Falle eines Wiedereinzugs schließt Kuhle eine Regierungsbeteiligung der FDP nicht aus, will aber keine Koalitionsaussage treffen. „Die FDP ist die Partei der Mitte. Wir müssen mit allen demokratischen Parteien gesprächsfähig sein“, sagt der Jurist, der seit 2014 die Julis anführt. Davon nimmt er die Linke und die AfD aus. „Mit der Union verbinden uns die Positionen in der Bildungspolitik oder das Bekenntnis zur schwarzen Null. Mit SPD und Grünen die Themen Migration und Integration“, meint Kuhle. Mit Rot-Grün ließe sich etwa ein Einwanderungsgesetz einführen.

Mit den Themen Europa, Digitalisierung, Selbstbestimmung und Bildung wollen die Julis mobilisieren. Um Deutschland international konkurrenzfähig zu halten, schwebt ihnen die Einführung von Englisch als zweiter Verwaltungssprache vor. „Es kann in bestimmten Regionen sinnvoll sein, internationale Gründer, die hier Arbeitsplätze schaffen wollen, nicht mit Seiten langen Formularen auf Amtsdeutsch abzuschrecken, sondern ihnen mit Englisch entgegenzukommen“, erklärt Kuhle. Das Bemühen im Saarland, auch Französisch in die Verwaltungen zu bringen, befürwortet er.

Die Jungen Liberalen hinterfragen den Beamtenstatus für Lehrer. „Führt der Status wirklich dazu, dass die besten Leute Lehrer werden?“, fragt Kuhle. Laut Juli-Wahlprogramm soll nur noch dort, wo hoheitliche Gewalt ausgeübt wird, also etwa bei Polizei und Justiz, verbeamtet werden.

In den knapp 70 Tagen bis zur Wahl wird Kuhle viel durch Deutschland reisen und um Unterstützung werben. Ob es am Ende neben der Partei auch sein persönlicher Einzug in den Bundestag gelingt, bleibe spannend: „Damit mein Listenplatz zieht, brauchen wir 8,6 Prozent.“

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