"Famnig Hjärta" schont die Umwelt

Lisdorf. Schnell eine Packung Teelichter in den Einkaufswagen geworfen, vielleicht noch ein kuscheliges Herzkissen mit der für unseren Wortschatz eher schrägen Bezeichnung "Famnig Hjärta" und dann geht es zur Kasse. Was der Kunde bei Ikea wahrscheinlich nicht weiß ist, dass er gerade Artikel gekauft hat, die schonend zur Umwelt sind

Lisdorf. Schnell eine Packung Teelichter in den Einkaufswagen geworfen, vielleicht noch ein kuscheliges Herzkissen mit der für unseren Wortschatz eher schrägen Bezeichnung "Famnig Hjärta" und dann geht es zur Kasse. Was der Kunde bei Ikea wahrscheinlich nicht weiß ist, dass er gerade Artikel gekauft hat, die schonend zur Umwelt sind. "Wir machen mit beim Umweltpakt", heißt es nämlich im schwedischen Möbelhaus in Lisdorf. Und wer wissen möchte, was hinter den Kulissen in Sachen Umweltbewusstsein passiert, darf sich am Donnerstag, 5. Juni, einer etwas andern Führung durchs Haus anschließen. Für die Presse gab es gestern bereits die Gelegenheit durch verschlungene Gänge vom Keller bis aufs Dach die Umwelttechnik unter die Lupe zu nehmen. Das Einrichtungshaus bezieht zum Beispiel seinen gesamten Strom aus Wasserkraft, der Abfall wird in mindestens 20 Wertstoff-Fraktionen getrennt und mit der Aufbereitung des Regenwasser wird tüchtig Grundwasser eingespart. Für den Rundgang durchs Haus war Winfried Lorenz, Leiter der Haustechnik zuständig. Er hatte viel zu erzählen und zu zeigen. Folglich demonstrierte er auch, wie das Tageslicht in dunklere Räume umgeleitet wird oder wie mit moderner Klimatechnik viel weniger Energie verbraucht wird. Selbst einen Einblick in die komplexe Welt des Sprinklerkellers gab es zu erhaschen. Oben auf dem Dach, das durch einen Spezialbelag ebenfalls umweltfreundlich ist, blickte man auf das Lisdorfer Feuchtbiotop. Ikea musste 1997 vor dem Bau des Einrichtungshauses diese Ausgleichsfläche schaffen. Mittlerweile ist daraus ein Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten entstanden, der aus ökologischer Sicht von überregionaler Bedeutung ist. Im Biotop sind Vogelarten nachgewiesen, die in ihrem Bestand als gefährdet gelten, wie zum Beispiel der Teichrohrsänger. Der Nabu kümmert sich um die Hege und Pflege des Biotops. Allerdings ist das mit einem zum Teil hohen finanziellen Aufwand verbunden, den der Naturschutzbund alleine nicht tragen kann. Da kam den Naturschützern die Idee, Patenschaften für Vögel anzubieten. Und auch da geht Ikea mit gutem Beispiel voran. Denn es übernahm die erste Patenschaft für einen Teichrohrsänger. Die Aktion "Vogelpatenschaft" wird ebenfalls am Donnerstag vorgestellt, wenn das schwedische Möbelhaus den "Ikea-Umwelttag 2008" feiert. Übrigens: Dieser Tag wird in allen Einrichtungshäusern des Möbelkonzerns begangen. Meinung

Schön, dass Naturschutz immer noch gut ist fürs Image

Von SZ-RedakteurJohannes Werres Natürlich dient ein Umwelttag eines Unternehmens der Image-Pflege, im weiteren Sinne also der Werbung. Klingt nach Binsenweisheit, und das ist gut so. Denn offenbar ist Natur- und Umweltschutz immer noch und ganz selbstverständlich geeignet, um ein positives Image zu gewinnen. Mit Sympathie für Naturschutz kann die Werbung immer noch rechnen. Das Bekenntnis von Unternehmen zum Umweltschutz ist deswegen ein Signal, von dem Naturschützer - und die Natur - wirklich profitieren. Wie im Biotop vor der Haustür von Ikea. Es hat längst überregionale Bedeutung für die Vogelwelt. Ehrenamtliche Vogelschützer leisten Enormes hier, wo ein Feuchtbiotop und florierender Handel gut nebeneinander existieren. Besser wäre: miteinander. Die Ikea-Patenschaft über den ältesten, frei lebenden Teichrohrsänger Deutschlands ist ein schöner Anfang.

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