Fahnen, Trachten, Traditionen

Luisenthal/ Heidstock. Petrus muss ein Bergmann sein: Er hat am 50. Geburtstag des Bergmannsverein Glück auf 1963 Luisenthal das nasse Wetter für sich behalten. Am Sonntag scheint die Sonne auf die prächtigen Fahnen, die von der Heidstocker St. Paulus-Kirche zum Festkommers in der Mehrzweckhalle getragen werden. Ernst und feierlich folgen ihnen zahlreiche Trachtenträger

 In einer prächtigen Fahnenparade zogen der Bergmannsverein Glück auf 1963 Luisenthal und seine Jubiläumsgäste von der Heidstocker Kirche St. Paulus zur Mehrzweckhalle. Foto: Becker & Bredel

In einer prächtigen Fahnenparade zogen der Bergmannsverein Glück auf 1963 Luisenthal und seine Jubiläumsgäste von der Heidstocker Kirche St. Paulus zur Mehrzweckhalle. Foto: Becker & Bredel

Luisenthal/ Heidstock. Petrus muss ein Bergmann sein: Er hat am 50. Geburtstag des Bergmannsverein Glück auf 1963 Luisenthal das nasse Wetter für sich behalten. Am Sonntag scheint die Sonne auf die prächtigen Fahnen, die von der Heidstocker St. Paulus-Kirche zum Festkommers in der Mehrzweckhalle getragen werden. Ernst und feierlich folgen ihnen zahlreiche Trachtenträger. Man geht durch ein Spalier der Fahnenträger, von überall her ist ein "Glück auf" zu hören. Und nach der Fahnenparade gibt es Kaffee und Kuchen und einen Platz, wo man ein Schwätzchen halten kann. Zielstrebig suchen die Gäste mit "Wo gibt's die Gulaschsupp'?" ihr Mittagessen.Im Stimmengewirr der Gäste haben es die Grußredner schwer, sich Gehör zu verschaffen. Ihre Botschaft ist klar: Das Andenken an den Bergbau an der Saar muss gewahrt werden; Kraft und Zuversicht für diese Aufgabe können die Bergleute aus ihren Traditionen schöpfen. Doch zu frisch sind noch die Wunden, die das vorzeitige Ende geschlagen hat. Resignation ist in den Gesichtern zu lesen. "Viele sind schon alt, und irgendwann ist niemand mehr da", sagt ein Bergmann.

Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig, Schirmherr des Jubiläumsfests, sichert dem Verein Unterstützung zu. "Wer seine Wurzeln nicht kennt, kann seine Zukunft nicht bauen", gibt er den Bergleuten mit auf den Weg. Und dann ist da noch die starke Kraft der Völkerverbindung. "Europa ist von den Bergleuten gegründet worden, nicht von der Politik", erklärt Patrick Neu, Präsident der Fédération des Mineurs et Sidéargistes de France et de Saare-Luxembourg. Ein klein wenig Pathos kann man da schon in der Stimme hören, aber das tut gerade jetzt einfach nur gut. Neus offenkundige Leidenschaft und sein charmantes Hin- und Her-Springen zwischen drei Sprachen lassen das Publikum aufhorchen. Kurz vergisst man Speis' und Trank, als er lautstark mit einem "Ruff uff die Bühn' " nach den Bochumer Kameraden ruft, die eine Ehrung erhalten sollen.

Der Luisenthaler Verein pflegt seit 1980 freundschaftliche Beziehungen zu anderen Knappen- und Bergmannsvereinen aus ganz Deutschland und über die Grenzen hinaus. An diesem Ehrentag war der Knappenverein Schlägel & Eisen aus den Bochumer Stadtteilen Linden und Dahlhausen anwesend. Außerdem waren Bergleute aus Frankreich und Luxemburg zum Jubiläum nach Luisenthal gekommen. Nach allen Reden, Ehrungen und Geschenkübergaben konnten die Bergleute dann endlich ausgiebig feiern und sich dem Hier und Jetzt, dem Plaudern, der Geselligkeit und vielleicht auch dem Gestern widmen. Mit Kaffee, Kuchen und natürlich der Gulaschsuppe.

Auf einen Blick

Am 13. Januar 1963 gründeten 26 Bergleute in der Kaffeeküche der Grube Luisenthal den Bergmannsverein "Glück auf 1963 Luisenthal". Sein Ziel ist, die Traditionen und die Solidarität der Bergleute zu wahren und an das schwere Grubenunglück von 1962 zu erinnern. Aus diesem Grund findet jedes Jahr bei Wind und Wetter eine öffentliche, vom Verein ins Leben gerufene Gedenkfeier für die 299 Toten des Grubenunglückes statt. "Glück auf 1963" ist nicht der erste Bergmannsverein in Luisenthal: Bereits 1892 wurde der "St. Barbaraverein Obervölklingen" gegründet, der jedoch im Dritten Reich aufgelöst wurde. Heute zählt der Verein unter Leitung des Vorsitzenden Armin Schmitt 202 Mitglieder mit 27 Trachtenträgern. sri

 Ehrung für ein halbes Jahrhundert Zugehörigkeit zum Luisenthaler Bergmannsverein - von links: Peter Scherer, Otto Ackermann, Josef Thomas, Leo Hafner, Karl-Heinz Freitag, Wilhelm Spanier, Gerhard Thurn und Vereinsvorsitzender Armin Schmitt, dazwischen (Vierter von rechts) Oberbürgermeister Klaus Lorig.Foto: Becker & Bredel

Ehrung für ein halbes Jahrhundert Zugehörigkeit zum Luisenthaler Bergmannsverein - von links: Peter Scherer, Otto Ackermann, Josef Thomas, Leo Hafner, Karl-Heinz Freitag, Wilhelm Spanier, Gerhard Thurn und Vereinsvorsitzender Armin Schmitt, dazwischen (Vierter von rechts) Oberbürgermeister Klaus Lorig.Foto: Becker & Bredel

bv-luisenthal.de

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