Prostitution Ex-Geschäftsführer von Bordellkette „Paradise“ verurteilt

Stuttgart/Saarbrücken · Im Stuttgarter Prozess um Menschenhandel und Zwangsprostitution in der Bordellkette „Paradise“ ist ein früherer Geschäftsführer zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Zu der Kette gehört auch ein Etablissement in Saarbrücken-Burbach.

 (Symbolbild)

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Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Der 53-Jährige habe unter anderem Beihilfe zum Menschenhandel und zur sexuellen Ausbeutung geleistet, sagte der Richter. Zugleich habe er billigend in Kauf genommen, dass Frauen in dem Großbordell in Leinfelden-Echterdingen zur Prostitution gezwungen worden seien. Der Mann hatte ein weitgehendes Geständnis abgelegt.

In dem Großbordell waren auch viele Frauen unter 21 Jahren tätig, einige aus Osteuropa. Sie seien in vielen Fällen mit Drohungen oder Schlägen gefügig gemacht worden. Der seit März laufende Prozess gegen die drei anderen Angeklagten ist bis ins kommende Jahr terminiert.

Hauptangeklagter ist der inzwischen 65 Jahre alte ehemalige Chef der Bordellkette, Jürgen Rudloff. Der Mann sitzt seit September 2017 in Stuttgart in Untersuchungshaft. Ihm werden unter anderem die Förderung von schwerem Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, Beihilfe zur Zuhälterei und Betrug vorgeworfen. 2008 hatte er sein erstes Rotlichthaus vor den Toren von Stuttgart eröffnet. Es kamen weitere Großbetriebe in Frankfurt, Saarbrücken und Graz hinzu. Mitangeklagt sind Mitarbeiter, darunter sein Presse- und Marketingchef Michael Beretin, der Geschäftsführer des Bordells in Saarbrücken-Burbach war.

Über Jahre propagierte der Bordellchef Rudloff medienwirksam eine angeblich saubere Prostitution. Er biete die Plattform – also die Räume und eine „Wellness“-Umgebung. Die Prostituierten arbeiteten dort selbstständig. Was in der Anklage stand, klang anders: In den Bordellen hatten demnach die Rocker­clubs „Hells Angels“ und „United Tribuns“ das Sagen, die Frauen anschaffen ließen und abkassierten.

Das Saarbrücker Bordell der Kette „Paradise“ hatte gleich zu seiner Eröffnung im Juli 2014 Schlagzeilen gemacht. Drei nackte Aktivistinnen der Femen-Bewegung hatten aus Protest gegen das Bordell auf dem Gelände mehrere Gäste sowie Rudloff und Beretin mit Äpfeln beworfen. Die Polizei wertete das als Hausfriedensbruch, die Aktion hatte aber kein juritisches Nachspiel. Rund 50 Demonstranten hatten zudem außerhalb des Areals friedlich gegen das Bordell demonstriert (wir berichteten). In dem Etablissement sollen zu Beginn rund 50 Prostituierte gearbeitet haben. Das Bordell, das angeblich eines der größten in Europa sein sollte, war in der Öffentlichkeit stark umstritten.

In Saarbrücken gehen nach Schätzungen der Polizei rund 1000 Frauen der Prostitution nach. Zudem soll es etwa 200 Prostitutionsstätten (gewerbliche Zimmervermietung, Bordelle, Nachtclubs) geben. Begünstigt wird das Angebot vor allem durch die Grenznähe zu Frankreich und Luxemburg, wo Bordelle verboten sind.

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