„Es reicht“

Trier · Wie die Grenzstadt Saarbrücken hat auch die Grenzstadt Trier ein „Rotlicht-Problem“. Die Trierer Stadtverwaltung kündigte gestern Maßnahmen an, um die Ansiedlung weiterer Bordelle in der Moselstadt zu verhindern.

 Die zunehmende Zahl von Bordellen und Prostituierten macht Trier zu schaffen. Foto: Becker&bredel

Die zunehmende Zahl von Bordellen und Prostituierten macht Trier zu schaffen. Foto: Becker&bredel

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Die Stadt Trier will die Ansiedlung weiterer Bordelle verhindern. "Es reicht. Wir haben genug Betriebe für eine Stadt von 100 000 Einwohnern", sagte Ordnungsdezernent Thomas Egger gestern vor Journalisten. Zuletzt habe die Zahl der Bordelle und "einschlägiger Häuser" zugenommen. Wie viele Prostituierte in Trier ihre Dienste anböten, sei zwar unbekannt, da sie sich nicht anmelden müssten. Deren Zahl werde vage auf rund 120 geschätzt, so Egger. Demnach soll es 15 Bordelle in der alten Römerstadt geben, nur fünf Frauen arbeiteten als Straßenhuren. "Prostitution hat es in Trier immer gegeben und wird es immer geben", so Egger. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet die Stadt an einem Konzept, das Bordellansiedlungen, Sperrgebietsgrenzen und mehr Beratungsangebote für Huren regeln soll.

2012 wurde eine Sexsteuer für Prostituierte und Bordellbetreiber eingeführt. Nun will die Stadt die Zahl der Freudenhäuser, bordellartigen Betriebe und die gewerbliche Zimmervermietung an Prostituierte zumindest auf dem jetzigen Niveau einfrieren und wenn möglich reduzieren. Eine neue Verordnung soll dabei helfen. "Wir wollen über eine Art Bedarfsanalyse politisch festlegen, wie viele Bordelle, bordellartige Betriebe und Wohnungsprostitution Trier verträgt und eine Höchstzahl definieren. Diese planungsrechtliche Verordnung gibt uns dann die Möglichkeit, Bauanträge für Bordelle abzulehnen und die Ausweitung gewerblicher Zimmervermietungen an Prostituierte zu unterbinden", erklärte Egger.

In Freiburg habe dieser Weg, Prostitution einzudämmen, funktioniert. "Mir ist keine erfolgreiche Klage gegen die Stadt Freiburg in dieser Sache bekannt", so Egger. "Wir wollen das Freiburger Modell daher einführen, und zwar nicht nur auf Prostitution bezogen, sondern auch auf Glücksspiel." Neben der Zahl der Bauanträge für Bordelle waren auch Anträge für die Einrichtung neuer Spielhallen zuletzt in Trier hoch.

Um Prostitution besser kontrollieren zu können, müsse sie zudem dem Gewerberecht unterstellt werden, forderte Egger. Dann müssten Prostituierte sich anmelden und Betriebe bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Wann das Gesamtkonzept Prostitution vorliegen soll, ließ Dezernent Egger offen. "Neben meinem Dezernat sind auch noch das Sozial- und das Baudezernat beteiligt. Dazu kommt, dass Prostitution nicht das dringendste Arbeitsfeld ist - das macht es schwierig, einen fixen Zeitpunkt zu nennen."

Trier ist wie Saarbrücken wegen der Nähe zu Luxemburg und Frankreich stark von Dirnenkunden aus diesen Ländern besucht, sagte Florence Humbert (Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes") in Trier. Dort seien Bordelle verboten. "Deutschland ist ein Paradies für Zuhälter und Freier", so Humbert. Humbert sagte, die Zahl der Prostituierten in Trier sei viel höher als von der Verwaltung angegeben.

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