Es gibt Jugendliche, die kämpfen

Regionalverband · Engagement ist für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum das A und O. Doch oftmals hapert es gerade daran. In Dorf im Warndt aber haben sich Jugendliche aufgerafft und bemühen sich um ein Dach überm Kopf.

 Oft treffen sich die Jugendlichen in Dorf im Warndt im Park, da es für sie keine Rückzugsmöglichkeit gibt. Foto: Lisa Wiedemann

Oft treffen sich die Jugendlichen in Dorf im Warndt im Park, da es für sie keine Rückzugsmöglichkeit gibt. Foto: Lisa Wiedemann

Foto: Lisa Wiedemann

Dorf im Warndt, Kleinblittersdorf, Hanweiler - dort ist die Jugend auf der Suche nach einem Raum für sich. Sie fordert ein Jugendzentrum. Doch der Weg scheint schwierig. "Wir sind überall am kämpfen", sagt Theo Koch, Geschäftsführer von Juz-United, dem Verband der saarländischen Jugendzentren. "Die Kommunen sind pleite und stellen kaum noch Räume. Offensichtlich ist ihnen die Jugendarbeit nicht mehr so wichtig." Bis vor wenigen Jahren hatte Dorf im Warndt noch ein Jugendzentrum. Doch aus Finanznot habe die Gemeinde den Raum verkauft, sagt Koch.

Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Ort gebe es von einem Jugendpfleger des Jugendamts, erzählt Michael Klein, Abteilungsleiter der Kinder- und Jugendarbeit. Doch mehr als Unterstützung ist von Seiten des Regionalsverbands (RGV) nicht drin. Das Geld reiche nicht für ein weiteres Jugendzentrum. So wie die Kommunen sparen müssen, so müsse es auch der Regionalverband.

Im Jahr gebe der RGV für seine Jugendzentren 285 000 Euro für "Programmkosten" aus, sagt Klein. Das seien zum Beispiel die Anschaffung von kleineren Geräten, aber auch Fachpersonal-Honorare für beispielsweise einen Töpferkurs. Die Personalkosten lägen etwa bei 1,8 Millionen Euro im Jahr. Für größere Anschaffungen gebe es einen weiteren Haushalt, der in diesem Jahr 50 000 Euro beinhalte. Davon könne dann etwa ein Neun-Sitzer-Bus oder eine neue Küche finanziert werden.

So viel Geld steht nicht jedem Jugendzentrum zur Verfügung. Die selbstverwalteten Jugendzentren sind auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Doch mit dem freiwilligen Engagement geht es bergab, das hat Theo Koch von Juz-United gemerkt. "Das Zeitbudget der Jugendlichen wird immer geringer", sagt er. Vor allem bei der studentischen Szene, die früher prägend für das Funktionieren der selbstverwalteten Jugendzentren gewesen sei. G8, das verkürzte und zeitintensive Abitur, und die immer stärker werdende Orientierung in Richtung Berufseinstieg, habe das Leben der Jugendlichen und somit auch die Jugendzentren verändert. Koch: "Wir bemerken verstärkt Unterstützungsbedarf". Die Jugendzentren müssen auf Honorarkräfte und Praktikanten von Juz-United zurückgreifen, um manche Einrichtungen am Laufen zu halten. Das würde nur durch Fördermittel der EU und des Bunds gelingen. Damit könne Juz-United drei Festangestellte beschäftigen. Im Gegensatz dazu sind für den RGV etwa 50 Mitarbeiter im Dienst.

Die Jugendzentren des Regionalverbands leben nicht von den freiwilligen Helfern. Aber auch dort fehlt es an Engagement. "Wir hatten schon immer die Ausrichtung gehabt, an sozialen Brennpunkten mit schwierigen Jugendlichen zu arbeiten. Dementsprechend kann man sich auch das Engagement vorstellen", erklärt Stefan Klein von Jugendamt. Bemerkt hat Klein vor allem, dass in den Jugendzentren viel mehr gekocht werde als früher. Zuhause bekämen manche oft nichts zu essen.

Das Engagement in Dorf im Warndt ist derzeit groß. Die Jugendlichen haben einen Verein gegründet und stehen für ihre Raumforderung in Kontakt mit Ortsvorsteher und Bürgermeister. Theo Koch von Juz-United sagt: "Es gibt immer Phasen, in denen nichts passiert. Aber wir kennen auch die Phase, in der sich alle zusammenrotten, damit etwas geschieht."

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