"Erst stirbt Bitsch und dann das gesamte Bitscher Land"

Bitsch. Nach der Entscheidung der französischen Regierung, im Zuge der Militärreform allein in Lothringen mehr als zehn größere Einheiten abzubauen, gehen im östlichen Frankreich die Wogen hoch

 In Bitsch gehen die Lichter aus, wird befürchtet. Foto: SZ

In Bitsch gehen die Lichter aus, wird befürchtet. Foto: SZ

Bitsch. Nach der Entscheidung der französischen Regierung, im Zuge der Militärreform allein in Lothringen mehr als zehn größere Einheiten abzubauen, gehen im östlichen Frankreich die Wogen hoch. Als am Montag der für Landschafts-Erschließung zuständige Staatssekretär Hubert Falco in Bitsch eintraf, um mit Bürgermeister Gérard Humbert über die Zukunft der alten Garnisonsstadt zu reden, die bei dem Truppenabzug ein Drittel ihrer Kaufkraft verlieren wird, wurde er fast verprügelt. Immerhin konnte der Staatssekretär eine Zuwendung von zehn Millionen Euro anbieten, ohne damit allerdings die gewählten Vertreter der Region zu beruhigen.

Der Bitscher Bürgermeister Humbert sagte nach Darstellung der Metzer Zeitung "Républicain Lorrain" zum Staatssekretär: "Wenn nicht genug Geld fließt, stirbt erst Bitsch und dann das gesamte Bitscher Land." Die bei dieser Gelegenheit vorgeschlagene Neueröffnung der Bahnstrecke von Bitsch nach Niederbronn und weiter nach Straßburg als Ausgleichsmaßnahme bezeichnete Hubert Falco als eine "interessante Lösung".

Unterdessen wird auf französischer Seite in Aussicht gestellt, dass ein Teil der deutsch-französischen Brigade, die zurzeit mit rund 2800 Mann im südlichen Baden-Württemberg stationiert ist, in die ein oder andere lothringische Garnisonsstadt, die ab 2009 geräumt wird, umziehen könnte. So sagte Verteidigungs-Staatssekretär Jean-Marie Bockel bei einem Truppenbesuch in Colmar: "Ob Teile der deutsch-französischen Brigade zurückgeholt werden oder ob sie in Deutschland verbleiben können, das ist der Gegenstand der Diskussionen, die wir führen." Immerhin habe Premierminister François Fillon einen deutschen Vorschlag zur Kenntnis genommen, wonach man Teile der Brigade in Frankreich stationieren könnte, so der "Républicain".

Gegenüber der Saarbrücker Zeitung sagte aber ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums, dass es sich hier nicht um einen deutschen Vorschlag, sondern um eine französische Initiative handele. Denn eigentlich wolle man die deutsch-französische Brigade in Deutschland behalten, "so wie sie ist". Denkbar sei zwar Vieles, so der Sprecher weiter, aber zur Zeit sei die Verlagerung von Einheiten noch kein Verhandlungsgegenstand.

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