Erinnerungsarbeit: Es müssen Taten folgen

Erinnerungsarbeit: Es müssen Taten folgenZum Artikel "Wechselausstellung widmet sich Judentum in Ottweiler", SZ vom 17. Oktober.Mit Erstaunen habe ich Ihre Berichterstattung zur Eröffnung der Ausstellung im Stadtmuseum Ottweiler "Gebrochene Säule - Von der Integration zur Deportation" am letzten Sonntag zur Kenntnis genommen

Erinnerungsarbeit: Es müssen Taten folgen

Zum Artikel "Wechselausstellung widmet sich Judentum in Ottweiler", SZ vom 17. Oktober.

Mit Erstaunen habe ich Ihre Berichterstattung zur Eröffnung der Ausstellung im Stadtmuseum Ottweiler "Gebrochene Säule - Von der Integration zur Deportation" am letzten Sonntag zur Kenntnis genommen. Als Nachkomme der jüdischen Familie Coblenz, die mit anderen jüdischen Familien das politische und kulturelle Leben in Ottweiler im 19. Jahrhundert geprägt hat und Gegenstand des Judenhasses zwischen 1933 und 1945 wurde, wundere ich mich, dass es einerseits in Ottweiler noch keine sogenannten Stolpersteine gibt, die die Namen der jüdischen Opfer im öffentlichen Bewusstsein festhalten und anderseits, dass Adolf Hitler, Hermann Göring und Alois Spaniol immer noch Ehrenbürger der Stadt sind. Das konnte ich mit Irritation als Anwesender bei der Ausstellung am letzten Sonntag erfahren. Diese Ausstellung, die in der Linie der Arbeit "Gegen das Vergessen" durch den Verein "Stadtgeschichtliches Museum" Ottweiler steht, wurde aber durch eine bemerkenswerte Rede der Organisatoren eröffnet, die unter anderem gerade diese Mängel thematisierte. Es wurde betont, dass es nicht reicht, an die Vergangenheit zu erinnern, sondern dass auch eine Kultur der symbolischen Taten folgen sollte, die endlich in Ottweiler initiiert werden muss. Das ist eine logische Konsequenz der Erinnerungsarbeit, damit eine Wiederholung von totalitären Untaten nicht möglich wird. Erlauben Sie mir auf diesen wesentlichen Teil der Ausstellungseröffnung zur Vervollständigung hinzuweisen. Dr. F. Van Menxel, Münster

NS-Zeit nicht länger totschweigen

Zum selben Artikel.

Hans Joachim Hoffmann aus Ottweiler erinnerte als Hauptredner der Ausstellungseröffnung "Gebrochene Säule - Von der Integration zur Deportation" auch an den von ihm 2009 gestellten Antrag an die Stadtratsfraktion, die Ehrenbürgerschaften der Stadt Ottweiler an Adolf Hitler, Hermann Göring und Alois Spaniol symbolisch abzuerkennen. Diese Geste gegenüber den Opfern und Angehörigen, die unter der NS-Herrschaft gelitten haben, unterblieb bisher. Auf diesen Aspekt der Rede ging die Berichterstatterin der Saarbrücker Zeitung so wenig ein, wie auf die Vorschläge, den jüdischen Friedhof in den Tag der offenen Museen einzubeziehen und die Aktion "Stolpersteine" zu diskutieren. Wir sollten die NS-Zeit in Ottweiler nicht länger totschweigen.

Hermann Brunneke, Ottweiler

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