Erinnerung ans Verlorene

Völklingen. Von ihm stammt unter anderen die 4,57 Meter hohe Menorah, der siebenarmige Leuchter mit 29 Reliefs aus der jüdischen Geschichte vor dem israelischen Parlament in Jerusalem, der Knesseth. Und der weltbekannte Bildhauer Benno Elkan (1877 - 1960) hat auch in Völklingen gearbeitet

 Dieses Mahnmal von Benno Elkan zierte von 1925 bis 1935 den Völklinger Ehrenfriedhof. Foto: SZ/Dr. Hans Menzel-Severing

Dieses Mahnmal von Benno Elkan zierte von 1925 bis 1935 den Völklinger Ehrenfriedhof. Foto: SZ/Dr. Hans Menzel-Severing

Völklingen. Von ihm stammt unter anderen die 4,57 Meter hohe Menorah, der siebenarmige Leuchter mit 29 Reliefs aus der jüdischen Geschichte vor dem israelischen Parlament in Jerusalem, der Knesseth. Und der weltbekannte Bildhauer Benno Elkan (1877 - 1960) hat auch in Völklingen gearbeitet. Zehn Jahre lang, von 1925 bis 1935, stand ein von ihm gestaltetes Mahnmal, gewidmet "Allen Opfern", auf dem Völklinger Ehrenfriedhof. Bis es die Nationalsozialisten nach ihrer Machtergreifung im Saarland vernichteten.

Vielen Völklingern blieb die Skulptur, im Volksmund auch "Weinende Mutter" genannt, in Erinnerung. So auch einem 80-Jährigen, der Oberbürgermeister Klaus Lorig bei einem Geburtstagsbesuch das Denkmal so bewegend schilderte, dass Lorig die Spurensuche aufnahm. Erste Adresse war der Völklinger Heimathistoriker Horst Kunkel. In dessen umfangreichen Privatarchiv fanden sich aussagekräftige Bilder. Dann nahm Stadtarchivar Achim Becker bundes- und weltweit die Recherche nach Benno Elkan auf: mit dem eindeutigen Ergebnis, dass Völklingen damals ein bedeutendes Werk eines bedeutenden Künstlers verloren hatte.

"Unwiederbringlich verloren", meint auch Oberbürgermeister Klaus Lorig. Eine 100-prozentiger Wiederaufbau sei nicht möglich. Doch Lorig und viele Gleichgesinnte möchten den Völklingern zumindest eine Erinnerung an die "Weinende Mutter" zurückgeben, "eine Figur im heutigen Bürgerpark, die an die Elkan-Figur erinnert".

Hinter dieses Vorhaben hat sich nun auch der Stadtrat gestellt. Sein Finanzausschuss hat mit einstimmigem Beschluss 40000 Euro bereitgestellt. Denkbar wäre, dass die bekannte Völklinger Bildhauerin Inge Andler-Laurenz den Auftrag übernimmt. Mit ihr soll jetzt konkret über die Planung gesprochen werden. Doch Lorig hofft, dass das Vorhaben so viel Sympathie findet, dass der städtische Finanzrahmen nicht ausgeschöpft werden muss. Für die Sponsoren wäre ein Gedenk-Täfelchen am Fuß des neuen Denkmals reserviert.

Stadtarchivar Becker hat nichts Schriftliches über die Vernichtung des damaligen Denkmals in Völklingen gefunden. Doch er vermutet, dass allein schon die Tatsache, dass die "Weinende Mutter" nicht die erwünschte Heldenpose zeigte, schon Anlass genug für die Zerstörung des Werkes des (jüdischen) Künstlers war. Der lange Jahre in Frankfurt, dann später im Exil in London lebte.

Wer sich näher für Benno Elkan und sein Werk interessiert, kann in der jüngsten Ausgabe der "Völklinger Schätze", einer Broschüren-Reihe aus dem Stadtarchiv, nachlesen. Erhältlich ist sie unter anderem im Stadtarchiv und im Alten und Neuen Rathaus.

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