Erinnerung an die Wahrnehmung

St. Wendel. Es ist schon eine ungewöhnliche Ausstellung, die zurzeit in zwei Museumsräumen im Mia-Münster-Haus zu sehen ist. Sie ist womöglich auch nicht jedermanns Geschmack

 Ausstellungseröffnung von Dietmar Binger im Mia-Münster-Haus in St. Wendel. Im Bild: der Künstler selbst.Foto: B&K

Ausstellungseröffnung von Dietmar Binger im Mia-Münster-Haus in St. Wendel. Im Bild: der Künstler selbst.Foto: B&K

St. Wendel. Es ist schon eine ungewöhnliche Ausstellung, die zurzeit in zwei Museumsräumen im Mia-Münster-Haus zu sehen ist. Sie ist womöglich auch nicht jedermanns Geschmack. Aber je länger und intensiver man sich in sie vertieft, umso mehr begreift man den Künstler Dietmar Binger und das, was er mit seinen vielfältigen Darstellungen, mit - wie es im Künstlerblatt heißt - "Selbstreflexionen, Bilderlust und konstruktivem Umgang mit allen Materialien der Bildenden Kunst" ausdrücken möchte.Rolf Sachsse, Professor für Designgeschichte und Designtheorie an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, betonte in seiner Einführung in die Ausstellung, dass bei den Arbeiten Dietmar Bingers die Reflexion menschlicher Grundfragen im Vordergrund stehe. Seit den 80er Jahren unterteile er sein Gesamtwerk in sogenannte Werksätze. Aus denen der Jahre 2000 bis 2012 sei diese Ausstellung unter dem Titel "Fein sortiert" entstanden. 1990 habe er die digitale Fotografie und die verschiedenen Möglichkeiten der Reproduktion und der formalen Auflösung des Einzelbildes für sich entdeckt. Er vergrößere Fotografien so stark, dass ihre Pixelstruktur sichtbar bleibe. Diese Struktur werde mit einem Quadratraster in Einzelbilder aufgelöst. "Und diese Einzelbilder setzt Dietmar Binger wieder wie ein Puzzle zusammen und verklebt sie mit aller Mühe von Hand", sagte Rolf Sachsse. Erst aus einer Entfernung von acht, neun Metern entfalte diese Kunst ihre Wirkung auf den Betrachter. Den Titel der Ausstellung "Fein sortiert" fand der Redner sehr passend, weil er etwas von der Arbeitsweise des Künstlers vermittele. Wer mit Dietmar Binger ins Gespräch komme, merke, dass er sich ständig der Selbstkritik unterwerfe und dadurch immer wieder neue Formen findet.

Museumsleiterin Cornelieke Lagerwaard erinnerte an die Ausstellung "Bilder, Objekte, Installationen", die Dietmar Binger 1991 in diesem Museum gezeigt habe. Zu den Fotopuzzles der derzeit laufenden Ausstellung sagte die Museumsleiterin: "Man kann die Motive von Weitem noch erkennen, aus der Nähe betrachtet fallen sie in Bruchstücke auseinander. Thema ist die Wahrnehmung und die Erinnerung daran." Das Quadratraster fange das Motiv wie ein Netz ein. Im zweiten Saal begegnen dem Besucher Frauengestalten, die "als Archetypen, als entsprechende Idole, dargestellt sind". Während der eine Saal von Thanatos, dem Gott des sanften Todes in der griechischen Mythologie, beherrscht werde, sei es im zweiten Saal Eros, der Gott der Liebe. Dietmar Binger wurde 1941 in Königsberg in Ostpreußen geboren. Sein Studium absolvierte er in verschiedenen Fachrichtungen. Er lebt und arbeitet in Saarbrücken. Für Donnerstag, 21. Februar, 17 Uhr, ist ein Werkgespräch mit Dietmar Binger im Museum vorgesehen. Die Ausstellung "Fein sortiert" ist bis Sonntag, 10. März, geöffnet.

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