"Erhalt des Waldes oberstes Gebot"Nabu behält sich Klageweg vor

Merzig. Nach dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hat mit dem Naturschutzbund (Nabu) auch die zweite große Umweltschutz-Organisation ihre ablehnende Haltung zur umstrittenen Nordumfahrung Merzig bekräftigt

 Der Bau der Ortsumgehung Besseringen ist in vollem Gange. Die Realisierung der Nordumfahrung Merzig lehnt der Nabu strikt ab, weil dann die Landschaft noch mehr zerstückelt werde. Foto: Ulrich

Der Bau der Ortsumgehung Besseringen ist in vollem Gange. Die Realisierung der Nordumfahrung Merzig lehnt der Nabu strikt ab, weil dann die Landschaft noch mehr zerstückelt werde. Foto: Ulrich

Merzig. Nach dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hat mit dem Naturschutzbund (Nabu) auch die zweite große Umweltschutz-Organisation ihre ablehnende Haltung zur umstrittenen Nordumfahrung Merzig bekräftigt. Dieter Ulrich, zweiter Vorsitzender der Merziger Nabu-Ortsgruppe: "Nachdem schon die Ortsumgehung Besseringen eine tiefe Wunde in den Merziger Stadtwald geschnitten hat, droht diese unersetzlich wertvolle Waldfläche vollends zerstückelt zu werden, falls eine Nordumfahrung gebaut würde." Es wäre aus Sicht von Ulrich absurd, das Uno-Jahr der Wälder zu feiern "und gleichzeitig in unseren Wald eine weitere Schneise zu schlagen". Die werde nach seiner Überzeugung dem Nah- und Fernverkehr eine weitere Schleuse in den Merziger Raum öffnen. Die zu erwartende Folge wäre eine deutliche Verkehrszunahme "mit all den zusätzlichen Abgas- und Lärmbelastungen für die Anwohner im Merziger Becken".Für den Nabu-Vertreter ist der Erhalt des verbliebenen Waldes oberstes Gebot: Der Merziger Stadtwald ist aus Sicht von Ulrich "eine unverzichtbare nachhaltige Quelle gesundheitlichen und materiellen Wohlergehens der Menschen - als grüne Lunge, als Naherholungsraum, als essenzieller Speicher und Spender ausreichender und unbelasteter Wasservorräte, als Rohstoff- und Energielieferant". Man brauche solch intakte Ökosysteme, "die für uns überlebenswichtig seien", zitiert Ulrich den Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) mit einer Aussage auf der Bonner Klimakonferenz Anfang September.

"Nicht zukunftsfähig"

Doch nicht nur aus ökologischen Gründen sei die geplante Nordumfahrung abzulehnen, findet Ulrich: "Finanzpolitisch kann es sich das extrem verschuldete Saarland nicht leisten, mehr als 20 Millionen Euro in den Bau eines Verkehrssystems zu stecken, das in der bisherigen Ausprägung ökologisch und ökonomisch nicht mehr zukunftsfähig ist."Er erinnert daran, dass es in den frühen 90er Jahren nicht gelungen sei, die Nordsaarlandstraße in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen - "wegen errechneter Unrentabilität". Merzig. Der Nabu-Landesvorsitzende Ulrich Heintz hat gegenüber der SZ deutlich gemacht, dass sein Verband notfalls auch juristisch gegen den Bau der Nordumfahrung Merzig vorgehen werde. Den Klageweg behalte sich der Nabu "auf jeden Fall vor", je nachdem, wie die politische Entscheidung auf Regierungsebene in Sachen Nordumfahrung ausfallen werde, sagte Heintz auf SZ-Anfrage. "Der Merziger Kammerforst ist einer der letzten noch nicht zerschnittenen Waldabschnitte und damit ökologisch besonders hochwertig." Noch weiteres Argument nennt Heintz: "Verkehrsexperten stimmen darin überein, dass die Straße keine wesentliche Entlastung für Merzigs Innenstadt bringen wird." Dass der Nabu seinerzeit seine Klage gegen die Umgehung Besseringen zurückgezogen habe, begründete Heintz damit, dass sie juristisch aussichtslos gewesen sei - "nicht weil wir unsere naturschutzfachlichen Bedenken aufgegeben hätten". cbe

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