Er rettet tausendfach Limetten

Marpingen/München · Mit seinem ersten Roman „Limetten retten in Sydney“ ist Daniel Recktenwald ein Erfolg geglückt, von dem er selbst völlig überrascht ist. Über 1600 Exemplare verkauften sich – ohne einen ihm zur Seite stehenden, großen Buchverlag.

 Während der Frankfurter Buchmesse ist Daniel Recktenwald (Zweiter von rechts) als Vertreter der Selbstverleger geladen.

Während der Frankfurter Buchmesse ist Daniel Recktenwald (Zweiter von rechts) als Vertreter der Selbstverleger geladen.

Renommierte, finanzstarke Verlage kämpfen Tag für Tag aufs Neue, nicht nur Buchtitel auf den Markt zu werfen, sondern sie auch gewinnbringend an den Leser zu bringen. Sie puschen unzählige mehr oder minder dicke Schwarten, um sich selbst und den Autoren Erfolg zu verschaffen. Pflegen und nutzen dazu über Jahrzehnte aufgebaute Kontakte. Einzelkämpfer haben's da umso schwer, einen Fuß in die Tür des Großhandels zu bekommen. Denn nur dieser vermag durch sein dichtes Filialnetz eine Grundlage zur flächendeckenden Vermarktung zu bieten. Erst das macht in der Regel die Werke einem großen Publikum bekannt.

Oder eben so: Der Autor ist ein mutiger, von seinem Talent überzeugter Selbstverleger. Der sich von den Großen im Geschäft nicht abschrecken lässt. Wie Daniel Recktenwald. Der gebürtige Berschweiler erzielte binnen weniger Wochen das, was viele auch über einen starken Verlag im Rücken oftmals in Jahren nicht erreichen. Der 35-Jährige ging im Sommer mit seinem Erstlingswerk und dessen ulkigem Titel "Limetten retten in Sydney" an den Start (wir berichteten). "Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, im ersten Jahr 1000 Exemplare zu verkaufen", berichtet er. "Die waren schon nach drei Wochen weg." Mittlerweile sind es an die 1600 des Urlaubsromans, wie Recktenwald sein mehr als 400 Seiten starkes Buch untertitelte. Welches er unter Pseudonym, angelegt an seinen echten Namen, verfasste: Dany (Daniel) R.(eckten) Wood (englisch für Wald).

Während der Autor über diese Erfolgsstory berichtet, sprudelt er vor Enthusiasmus förmlich über. Überschlägt sich, binnen kürzester Zeit alles loswerden zu können. In gleich drei auflagenstarken Frauenzeitschriften sei seine komisch-schräge Geschichte über drei Singles im Alter jenseits der 30 auf der Suche nach einem Partner quer durch Australien als Lesetipp angepriesen worden. "In einem Fall habe ich mich gegen 100 Bücher durchgesetzt", sagt Recktenwald mit fast schon kindlicher Euphorie. Und das Interesse sowohl an ihm als auch an den zu rettenden Limetten reiße nicht ab. So stand er bei einer Diskussionsrunde während der Frankfurter Buchmesse Rede und Antwort zum Thema Selbstverleger. In München, seinem derzeitigen Wohnort, sei ein bundesweit agierender Buchhändler auf ihn zugekommen und habe Recktenwalds Roman gleich auf den Verkaufstisch mit den Bestsellern, für Kunden trefflich zu erspähen, deponiert. "39 von 86 Filialen haben es aufgenommen." Drollig, was den Ausschlag gab, es in den Verkauf zu nehmen - nicht etwa der Inhalt: "Sie haben mir gesagt, weil ihnen das Cover so gut gefallen hat." Ein in einem Rettungsring abgestelltes Longdrinkglas, umgeben von aufgeschnittenen Limetten auf himmelblauem Hintergrund.

Nicht nur die Medien wurden auf den Jung-Autoren aufmerksam. Neben Rundfunksendern lädt ihn auch der Handel ein. "Am 31. Oktober habe ich eine Signierstunde in einem Münchner Einkaufszentrum. Wird spannend, ob jemand kommt. Mich kennt ja noch keiner", zeigt sich Recktenwald indes aber ganz lässig.

Anders dürfte es beim saarländischen Heimspiel sein. Denn am Samstag, 19. Oktober, hat er gleich drei Termine in hiesigen Globus-Märkten, wo er um 11 Uhr in Losheim am See, um 14 Uhr in Güdingen und abschließend um 17 Uhr in St. Wendel sein Buch präsentiert sowie signiert.

Doch zuvor besucht er am morgigen Freitag seine ehemalige, heutige Gemeinschaftsschule in Marpingen. "Ich erzähle da Zehntklässlern von meiner Karriere", kündigt er an. Den Kontakt zu seiner alten Schule knüpfte übrigens ein früherer Klassenkamerad, der mittlerweile Lehrer an eben dieser Schule ist. Was er den Schülern bei seinem Besuch unter anderem mitgeben will? "Mit Herzblut an die Sache rangehen und immer andere auch für seine eigene Idee begeistern und davon überzeugen." Das scheint ein ständig gut gelaunt wirkender Dany R. Wood geschafft zu haben.

 So lächelnd zeigt sich Daniel Recktenwald gern: mit seinem ersten Roman und mit Lieblingsgetränk Gin Tonic. Fotos: privat

So lächelnd zeigt sich Daniel Recktenwald gern: mit seinem ersten Roman und mit Lieblingsgetränk Gin Tonic. Fotos: privat

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Zur PersonDaniel Recktenwald (Jahrgang 1978, gebürtiger Berschweiler), lernte bis zur zehnten Klasse an der Marpinger Gesamtschule. Darauf wechselte er an die Fachoberschule für Wirtschaft nach St. Wendel. Es folgten Zivildienst an den Bosenberg-Kliniken und Bürokaufmann-Lehre. 2000 startete er in Wiesbaden kurzzeitig ein Sozialwesen-Studium, brach es zu Gunsten eines Kundenbetreuerjobs bei einer Krankenkasse ab. Später folgte parallel ein Medienwirtschaftsstudium in Köln und ein Auslandssemester in Australien. Zurück in Deutschland, war er zuerst zwei Jahre bei der Lufthansa (Marketing) tätig. Seit 2007 lebt er in München, arbeitet dort für eine Versicherung. Sein Buch "Limetten retten in Sydney" vermarktet er über sein Familienunternehmen Arturo-Verlag. Inhalt: Drei Singles, Mittdreißiger, sind auf der Suche nach einem passenden Gegenstück. Dazu starten sie eine turbulente Reise durch Australien. Eine deutsche Agentur erkundigte sich laut Recktenwald mittlerweile auch nach den Filmrechten. Mit australischen Verlagen stehe in Verhandlung. hgn

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