Endlich Ostern!

Endlich Ostern! Endlich zwei freie Tage und rundum frisches Frühlingsgrün! Endlich Ostern! Endlich Ostern? Der Dichter Johannes Kühn aus Hasborn ist da verhaltener: Ostern - Nur noch als Gruß vom Angesicht des Herrn wirkt Sonne. So beginnt er ein kleines, nachdenkliches Gedicht über Ostern

Endlich Ostern! Endlich zwei freie Tage und rundum frisches Frühlingsgrün! Endlich Ostern! Endlich Ostern? Der Dichter Johannes Kühn aus Hasborn ist da verhaltener:

Ostern - Nur noch als Gruß

vom Angesicht des Herrn

wirkt Sonne.

So beginnt er ein kleines, nachdenkliches Gedicht über Ostern. Das Rätsel und Geheimnis, das Ostern, die Auferstehung Jesu für den Glaubenden ist, das scheint sich in der Moderne in ein Ostergefühl verwandelt zu haben. Johannes Kühn spürt diese Spannung und gibt ihr Ausdruck:

Die Gärten brachen auf zum Fest.

Der blinde Lehm wird Glas.

Und wie in schwache Vögel

kam in starke Mauern Zittern,

weil das Grab des Herrn zerbrach.

Den Aufbruch des Grabes - den findet der Dichter in der Natur. Im Aufbrechen der Knospen in den Gärten sieht er, wie das Leben in der Natur sich aufmacht zum Fest. Er staunt: der Lehmboden zerbricht wie Glas und aus Unbelebtem und dicken Erdmauern bricht zitternd neues Leben hervor. Für den Dichter ist das mehr als nur ein neuer Frühlingsanfang: Er bringt die Vorgänge in der Natur mit dem Zerbrechen des Grabes Jesu in Verbindung. Dabei sagt er noch nichts darüber, wie dieses Aufbrechen geschieht, was es bedeutet, welche Konsequenzen es hat. Er steht eher da, sieht, nimmt wahr, was um ihn vorgeht, und staunt. Was soll dieser Gruß vom Antlitz des Herrn bedeuten? Ihm und all den andern? Ähnlich mag es auch Maria aus Magdala ergangen sein: Im Morgengrauen findet sie das Grab des Herrn. Sie sieht, was passiert ist: Der Stein ist weg. Das Grab ist offen. Aufgebrochen. Sie rennt und holt Zeugen. Petrus und den Jünger, den Jesus liebte. Und auch sie sehen, was passiert ist: Der Stein ist weg. Das Grab ist offen. Aufgebrochen. Und was sagt ihnen das? Was bedeutet es ihnen? Spannend ist, dass die drei sehr unterschiedlich reagieren. Petrus geht in das Grab und stellt - fast wie die Spurensicherung der Kripo - die Veränderungen im Grab fest. Sie werden aufgelistet und Petrus belässt es dabei. Der andere Jünger schaut sich - wie Petrus - um und dann heißt es: Er glaubte. Wem oder was, wird nicht gesagt; nur so viel, dass sie eigentlich noch gar nicht verstehen können, denn "sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste". Maria aus Magdala war scheinbar gar nicht im Grab. Im folgenden Abschnitt des Evangeliums erzählt Johannes dann, dass sie draußen vor dem Grab mit jemandem spricht und ihr dabei als erster "die Augen des Herzens und des Glaubens" aufgehen, dass sie Jesus als den Auferstandenen sieht und erkennt. Drei Menschen aus dem engen Umfeld Jesu, drei sehr unterschiedliche Reaktionen und noch zögerliche Schritte auf dem Weg zum Glauben an den Auferstandenen. Die Erfahrungen am Ostermorgen zeigen: Auferstehung, das ist nicht die Wiederbelebung eines Toten, der danach weiterlebt wie zuvor, von dem dann aber ein zweites Mal Abschied zu nehmen wäre. Auferstehung ist Überwindung des Todes, die zum Leben führt, zur Verlebendigung der Glaubenden. Langsam und zögernd am Anfang brechen sie aus der Trauer und dem Schmerz auf. Mit ihrer Verkündigung wecken sie die Hoffnung unter den Menschen neu, bringen sie einen Stein ins Rollen und Bewegung ins Leben, bringen Hoffnung und Leben. Sie zerbrechen mit ihrer Predigt vom Auferstandenen die fest gefügten Weltbilder und schaffen Raum für neue Lebensentwürfe, für neues Leben, für verwandeltes Leben. Endlich leben, aber mit der Gewissheit: Es gibt Auferstehung, es gibt Ostern. Endlich Ostern!

Weihbischof Robert Brahm (54) ist im Bistum Trier zuständig für den Visitationsbezirk Saarbrücken.

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