Ende einer Affenliebe

Neunkirchen. Masala hat's nicht leicht. Der zottige Orang-Utan mit den gleichmütig dreinblickenden Augen ist im Neunkircher Zoo das Männchen. Nicht der Mann. Affen-Frau Noah sieht das so. Und sie hat nun mal das sagen im Affenhaus. Die Menschenaffen sind eine der Attraktionen des Zoos. Jedoch hängt der Haussegen schief und das seit längerem

Neunkirchen. Masala hat's nicht leicht. Der zottige Orang-Utan mit den gleichmütig dreinblickenden Augen ist im Neunkircher Zoo das Männchen. Nicht der Mann. Affen-Frau Noah sieht das so. Und sie hat nun mal das sagen im Affenhaus. Die Menschenaffen sind eine der Attraktionen des Zoos. Jedoch hängt der Haussegen schief und das seit längerem. Masala, seine Pfleger und Zoodirektor Norbert Fritsch wissen nicht, wie es weitergeht.

Eigentlich sollte es ein Neuanfang werden, als im August vergangenen Jahres Mutter Noah und die mittlerweile drei-jährige Tochter Struppi aus München nach Neunkirchen zogen. Koordiniert über das Europäische Erhaltungsprogramm (EEP), einer Art Partnervermittlung für Menschenaffen, sollten Masala, Noah und die kleine Struppi zu einer Lebensgemeinschaft zusammenwachsen. Sollten.

Jetzt ist nicht nur die Affenart bedroht, sondern auch die Zukunft von Masala in Neunkirchen. Ein schweres Gitter trennt Männchen und Weibchen. Vor Noah hat Masala Angst. Heute weniger als im vergangenen Herbst. Da war die große Bisswunde am Fuß noch ganz frisch - denn Noah hat Masala nie akzeptiert und bei einem der ersten Treffen mit ihrem kräftigen Kiefer für klare Verhältnisse gesorgt.

"Er ist halt ein Spargeltarzan und so lieb", sagt Pflegerin Daniela Becker-Kirsch über den sensibel wirkenden Orang-Utan, während sie mit nachdenklicher Miene auf einer Bank vor dem Affenhaus sitzt. "Noah steht auf die dominanten Typen", erklärt sie die fast gescheiterte Affenliebe, bei der in der Regel häusliche Gewalt vom Mann ausgeht. Drinnen lassen sich es Mutter und Töchter unterdessen gut gehen. Denn Noah hat seit August vergangenen Jahres eine weitere Tochter: Rezeki kam in Neunkirchen zur Welt. Kurz nach Noahs Umzug als Hochschwangere und kurz nach der Attacke. Jetzt turnt Rezeki an der Mutter herum, äugt neugierig durch das Gitter zum Stiefvater hinüber. Nur die Kinder haben Besuchsrecht durch eine kleine Luke beim Sumatra-Orang-Utan nebenan. Und nutzen das auch beide aus

"Immerhin ist Masala nicht mehr depressiv", berichtet Daniela Becker-Kirsch derweil. Nichts mehr gegessen hat er im Herbst, sagt sie. Er erholte sich erst langsam, als das Gitter kam. "Doch die Trennung ist kein Dauerzustand", sagt Zoodirektor Fritsch. Das Gehege im Affenhaus ist derzeit zweigeteilt und nach draußen dürfen Masala und der Rest der Gruppe nur getrennt. Zieht Masala den Kürzeren und muss gehen? Nein, sagt der Zoodirektor. Eine Chance gibt es noch. Im Lauf des Frühjahrs sollen Noah und Masala noch einen gemeinsamen Anlauf wagen. Aber: "Die Angst, dass Masala schwer verletzt wird, ist natürlich da", sagt Fritsch. Wenn die Versöhnung nicht klappt, muss das Männchen vom EEP weitervermittelt werden. Und ein "Spargeltarzan" mit sensiblem Gemüt hat es unter Orang-Utans nicht leicht - das wissen die Pfleger und Zoodirektor Nobert Fritsch. Nur Masala ahnt von nichts. Sitzt im Affenhaus mit gleichmütigem Gesicht. "Er ist halt ein Spargeltarzan und so lieb."

Pflegerin Daniela Becker-Kirsch

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