Emanzipation als zarte Pflanze

Wiebelskirchen · Die Ausstellung „Wiebelskircher Frauen im Wandel der Zeit“ der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) Wiebelskirchen beschreibt den Weg zur Gleichberechtigung. Sie hängt im Wibildohaus aus.

"Emanzipation ist eine zarte Pflanze", findet Karin Diedenhoven von der ASF Wiebelskirchen. Sie müsse gehegt und gepflegt werden. Um die Frauen daran zu erinnern, wie sie zu ihren Rechten kamen und dass sie diese auch nutzen sollen, entwickelte Karin Diedenhoven gemeinsam mit ihrer Tochter Darleen und ihrer Mutter Gabriella Flach auf Inititative der ASF Wiebelskirchen die Ausstellung "Wiebelskircher Frauen im Wandel der Zeit". Diese kann seit dem diesjährigen Weltfauentag im Wibildohaus besichtigt werden und zeigt Frauen in ihrer Rolle als Ehefrau - aber später auch als Geschäftsfrau.

Als die drei Frauen hunderte Fotografien aus vergangenen Zeiten sortierten, sei Darleen (13) erstaunt gewesen, was sich im Verlauf der Zeit alles verbessert habe: "Ich kann heute beispielsweise selbstverständlich aufs Gymnasium gehen."

Auch Karin Diedenhoven hatte die Fotos - größtenteils aus dem Besitz ihrer Mutter Gabriella Flach - plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen; es sei Wahnsinn, was sich in den letzten 100 Jahren alles verändert habe. "Allerdings sind wir immer noch nicht da, wo wir sein sollten."

Die Fotografien und Texte zeigen, dass zwischen der "guten deutschen Hausfrau" in der Kaiserzeit und dem heutigen Frauenbild Zeiten liegen, in denen starke Fortschritte aber auch Rückschritte gemacht wurden. "Bei meinen Recherchen war ich ganz erstaunt, dass die Frau bereits in der Weimarer Republik wählen durfte", sagte Karin Diedenhoven. Am 19. Januar 1919 setzten Frauen bei der Wahl der Deutschen Nationalversammlung ihr erstes Kreuz - dieses Recht wurde den Frauen mit Eintritt des Nazi-Regimes jedoch wieder aberkannt.

Wie das Schwarz-Weiß-Bild einer Trümmerfrau zeigt, spielte dieser "bemerkenswerte" Typ Frau nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Wiebelskirchen eine wichtige Rolle. Beachtlich auch die Zahl der Frauen, die sich im Beruf vom "Handlanger" des Ehemannes zur Geschäftsführerin gemausert haben. "Das zeigt eine Liste aus 1949, in der ich Wiebelskircher Geschäfte unterstrichen habe, die von einer Frau geleitet wurden", erklärte Olaf Schuler, Museumsleiter des Heimatmuseums Wiebelskirchen. Da sei es umso erstaunlicher, dass Frauen in den 1970ern noch die Unterschrift ihres Ehemanns brauchten, wenn sie ein eigenes Geschäft eröffnen wollten.

Die Ausstellung ist immer sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet; am Dorffest 2013 auch am Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Besichtigung zudem auf Anfrage: olafschuler1@alice-dsl.net

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