Einfach mal den Löffel abgeben

Saarbrücken. Etwas leichter hätte er sich das schon vorgestellt, seufzt Alexander Karle. Schon an den Haustüren zu klingeln, koste ihn mehr Überwindung als er gedacht hätte, meint der Kunststudent, während er an einem Mietshaus in der Mainzer Straße auf mehrere Knöpfe gleichzeitig drückt. Seit Stunden schon geht er von Tür zu Tür, um Leute zu bitten, ihm einen Esslöffel zu überlassen

Saarbrücken. Etwas leichter hätte er sich das schon vorgestellt, seufzt Alexander Karle. Schon an den Haustüren zu klingeln, koste ihn mehr Überwindung als er gedacht hätte, meint der Kunststudent, während er an einem Mietshaus in der Mainzer Straße auf mehrere Knöpfe gleichzeitig drückt. Seit Stunden schon geht er von Tür zu Tür, um Leute zu bitten, ihm einen Esslöffel zu überlassen."Den Löffel abgeben" nennt der für ungewöhnliche Kunstaktionen stadtbekannte Karle sein neues Projekt, das Ende nächster Woche bei der Ausstellung "The show must go on" in der Hochschule der Bildenden Künste Saar gezeigt werden soll. Mindestens 1000 Löffel will er dafür zusammenbekommen. In seiner blauen Stofftasche hat er lediglich elf Stück, die magere Ausbeute eines halben Tages.

Neue Klingel, neue Hoffnung. Der Türöffner summt und Karle stiefelt die Treppen hoch. Im zweiten Stock lugt eine Afrikanerin vorsichtig durch den Türspalt. Karle sagt sein Sprüchlein auf. Wenn sie ihm einen Löffel gebe, erhalte sie ein Los und könne bei der Ausstellung eine künstlerische Arbeit von ihm gewinnen, sagt er. "Wir haben zwar schon einen Löffel, aber den brauchen wir selber", erklärt sie mit bedauerndem Lächeln. Karle überreicht ihr zum Abschied ein Faltblatt - "kommen Sie doch zur Ausstellung". Im Erdgeschoss steht ein Familienvater mit seiner kleinen Tochter in der Tür. "Wir haben alles Besteck in Zwölfersätzen, da kann ich nichts abgeben", sagt er. Also weiter.

Während Karle noch unschlüssig vor einer Haustür steht, ruft es von gegenüber "Suchen Sie jemanden?" Es ist eine Galeristin. Er solle doch morgen wiederkommen, schlägt sie vor, dann bringe sie einen Löffel von zu Hause mit. Auch an den nächsten Türen hat der Künstler Glück. Eigentlich erstaunlich, dass niemand so recht wissen will, was Sinn und Zweck von Karles Aktion ist. Auch an der übertragenen Bedeutung von "den Löffel abgeben" scheint sich niemand zu stören. "Ich wollte etwas machen, an dem möglichst viele einbeziehen kann, erklärt Karle . Die Löffel will er in der HBK zu einer Pyramide aufschichten. Was man damit assoziiere, sei dem Betrachter überlassen.

Auf einen Blick

Die Ausstellung "the show must go on" präsentiert Arbeiten von Kunststudenten unter anderem der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, der Kunstakademie Düsseldorf, der Uni der Künste Berlin, der Kunsthochschule Mainz, der Weißensee Kunsthochschule Berlin und der HBKsaar. Eröffnung: Freitag, 23. September, 18 Uhr. Bis 25. September, geöffnet Sa und So 11 - 20 Uhr, in der HBK Saar. sbu

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort